Achtundneunzig

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Zora ließ das Besteck sinken und kaute auf ihrer Unterlippe, während sie ihren Pullover zurecht rückte. „Und was machen wir hier? Ich meine ich passe ja nicht so ganz ins Bild." Sie zog ihren Ärmel über ihr Handgelenk, sodass nur noch die Fingerspitzen hervor schauten. Zora sah unglaublich süß aus, wie sie sich da wandte und nicht ganz wusste wohin mit ihren Worten. Jane konnte mit ihr fühlen, ihr war ja selbst ein wenig mulmig zu Mute bei diesen Fragen. Sie hatte sie sich ja selbst schon mehrfach gestellt. Sie griff nach einer von Zoras Händen. Zoras Blick schnellte zu ihr hoch. „Tust du nicht." Sie drückte Zoras Hand. „Aber vielleicht war der ursprüngliche Plan auch nicht ganz so durchdacht." Das aufleuchten von Zoras Augen und das leise Lächeln ließen Jane innerlich warm werden. Das hier war genau richtig, sie tat gerade vielleicht zum ersten Mal das Richtige. Dieses Mädchen, dass sich da so bezaubernd in ihren Pulli einkuschelte, sodass sie viel kleiner und beinahe verloren wirkte, hatte sich innerhalb weniger Wochen ganz nach oben auf Janes Prioritätenliste gedrängt. Eigentlich hätte sie heute noch zumindest ein paar Stunden arbeiten müssen, es galt einiges aufzuholen, wo sie sich diese Woche ja praktisch nur mit einem Projekt auseinander gesetzt hatte. Und doch hatte sie es nicht eine Sekunde in Frage gestellt den Tag mit Zora zu verbringen. Das Mädchen stellte ihre Welt wirklich auf den Kopf.

Anschließend ließen sie die ganze Definitionsfrage dann auch wieder fallen und fanden zu unverfänglicheren Themen zurück. Sie schauten noch zwei Filme und somit wurde es relativ spät. Zora hatte eigentlich noch wieder nach Hause fahren wollen, Jane lud sie aber zum übernachten ein, schließlich wollten sie sich am nächsten Tag sowieso sehen, Jane hatte ihr Tennistraining abgesagt. Also lieh Zora sich am nächsten Morgen einfach ein Sweatshirt von Jane. Da das Wetter relativ gut war beschlossen sie spontan nach Gelsenkirchen in den Zoo zu fahren und verbrachten dort einen wundervollen klischeehaft kitschigen Sonntag.

Als Zora die Tür des Apartments hinter sich zufallen ließ lag ein strahlendes Lächeln in ihrem Gesicht. Das war das perfekte Wochenende gewesen. Sie ließ ihre Handtasche auf das Sofa fallen und lief die wenigen Schritte ins Schlafzimmer, wo sie sich auf das Bett plumpsen ließ. Genüsslich kuschelte sie sich in Janes Kapuzenpulli. Jane war einfach unglaublich. Sie hatte sich noch nie jemandem so nahe gefühlt, so verbunden und dabei kannten sie sich doch erst seit kurzem. Wer hätte gedacht, dass sie sich einmal so verknallen würde? Zora ganz sicher nicht. Diese grünen Augen, man konnte sich wahrlich darin verlieren. Und dieser Atemberaubende Duft, dieses Parfum. Zora erschnupperte den letzten Rest, der noch im Pulli hing und ließ sich glückselig in die Kissen zurück sinken. Einfach diese Anziehungskraft, die von Jane ausging.

Die darauf folgende Woche verging wie im Flug. Sie traf sich an drei Abenden mit Jane, die alle ähnlich magisch verliefen. Sie gingen noch einmal ins Kino, einmal schick essen und blieben einen Abend bei Jane, um Pizza zu bestellen. An diesem Donnerstag musste Jane auch noch einiges für die Arbeit erledigen, sie hatte aber darauf bestanden, dass sie sich trafen, schließlich verbrachte Zora das Wochenende wieder daheim in Winterbaum. Es war erstaunlich vertraut und entspannt, wie sie das so saßen: Jane am Esstisch mit Laptop und Zora lesend auf der Couch. Als das Sofa neben ihr einsank schreckte Zora kurz auf, sie war völlig in ihr Buch versunken gewesen. Anscheinend waren die Shadowhunters ja doch etwas für sie.

fragile (GirlxGirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt