Vierundfünfzig

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Zora wartete am Nebeneingang des Saals, als Jane auf sie zukam. Diese hatte man zuvor für das abschließende Pressefoto auf die Bühne geholt. Nun war sie in ein Gespräch mit einem korpulenten Mann um die 50, den Zora mittlerweile als Bürgermeister einordnen konnte, vertieft. „Dann bis heute Abend.", verabschiedete sich dieser von Jane. „So, wir können los.", wandte sich Jane an Zora. Gemeinsam gingen sie zu Janes Auto, um ins Büro zu fahren. „Also, was sagst du? Jetzt hast du mal den spannenden Teil am Ende, wenn bereits alles eingetütet ist mitbekommen.", sagte Jane, während sie um den SUV zur Fahrerseite ging. Zora zog die Beifahrertür auf, um einzusteigen. „Das wird, in soweit ich das beurteilen kann ein wirklich schönes Stadtmuseum, das muss man dir wirklich lassen.", „Das war nicht nur ich.", korrigierte Jane. „Die wesentlichen Ideen stammten in diesem Fall von Lina. War Max denn hilfreich?", „Ja, sehr sogar.", antwortete Zora.

Als ein kurzes Schweigen entstand griff Zora nach ihrem Handy, öffnete den Webbrowser und dann 'bahn.de'. „Wann bin ich den heute fertig? Ich wollte schonmal nach einer Verbindung schauen, damit ich meiner Ma schreiben kann, wann ich ankomme.", „Dann hast du also schon genug vom Architektendasein?", fragte Jane etwas erstaunt. Zora schüttelte impulsiv den Kopf. Sie wollte auf gar keinen Fall desinteressiert oder undankbar erscheinen, schließlich entsprach das ja nicht im geringsten der Realität. Sie genoss jede Minute in Düsseldorf und hätte Jane am liebsten gar nicht verlassen. „Nein, nein, im Gegenteil. Ich frage nur, da du dich doch heute Abend noch mit dem Bürgermeister triffst. Da will ich dich nicht länger aufhalten als nötig." Ehrlich gesagt war Zora sogar ausgesprochen traurig, sie hatte insgeheim auf noch einen Abend mit Jane gehofft. Aber sie musste sich zusammen reißen. Sie war nur eine Praktikantin, oder noch nicht einmal das. Jane hatte ganz offensichtlich wichtigeres zu tun, als noch einen Abend mit ihr zu verbringen. „Wieso treffe ich mich mit dem Bürgermeister?", fragte Jane irritiert. „Na er meinte doch gerade...", setzte Zora an, wurde aber umgehend von Jane unterbrochen. „Achso das. Ruperts Barbecue. Da kann ich aber auflaufen, wann ich will. Tu dir mal keinen Stress an, du kannst gerne noch bis sechs oder sieben bleiben."

Jetzt war Zora leicht irritiert. „Ein Barbecue mit dem Bürgermeister? Ich dachte du bist nicht so der Party-Typ?" Jane zuckte mir den Schultern, ihren Gesichtsausdruck konnte Zora allerdings nicht erkennen, da sie sich auf die Straße und das Autofahren konzentrierte. In relativ nüchternem Ton antwortete sie: „Bin ich auch nicht. Es ist glaube ich in den letzten drei Jahren nicht mehr vorgekommen, dass ich an zwei aufeinander folgenden Wochenenden ausgehe. Ich weiß auch noch nicht so ganz wie ich da rein geraten bin.", „Zählt das denn als spaßige Veranstaltung, oder ist das eher ein Pflichttermin und du planst dich wieder frühzeitig zu verkrümeln?", erwiderte Zora. Jane lachte leise auf, während sie zum Einparken ansetzte. Sie waren am Büro angekommen. „Sagen wir mal ich gehe aus freien Stücken dahin und plane Spaß zu haben. Aber ich gehe vollkommen alleine und kenne eigentlich nur den Gastgeber näher. Du könntest also recht haben, dass ich mich schon frühzeitig wieder nach Hause begeben werde.", „Naja mit dem Bürgermeister kennst du zumindest noch einen weiteren Gast.", konterte Zora, während Jane den Motor ausschaltete und den Schlüssel abzog. „Ich glaube da reichen mir die Unterhaltungen auf geschäftlicher Ebene voll und ganz. Wenn du möchtest kannst du mich aber auch gerne begleiten." Jetzt sah Jane Zora direkt an. „Ich?", echote sie äußerst geistreich. „Ja, ich meine ich bin dir nicht böse, wenn du den Abend schon verplant hast. Aber wenn du noch nichts vor hast...Und natürlich nur wenn du Lust hast. Das sollte sich zumindest fürs Essen auf jeden Fall lohnen, außerdem könnte ich mir vorstellen, dass auch ein paar interessante Leute kommen. Ich habe mein +1 noch offen." Zora sah Jane ungläubig an. Jane wollte sie tatsächlich als Begleitung dabei haben? „Ehm, ich habe heute noch nichts vor. Natürlich würde ich gerne mitkommen. Aber bist du sicher, dass du mich da einfach mit anschleppen kannst?", „Ach, wieso sollte das nicht gehen?"

fragile (GirlxGirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt