Sieben

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Zora ging gerade zurück zu Theke um den Beleg zu drucken, als die Klingel über der Eingangstür erneut leutete. Tante Karen kam völlig durchnässt herein, strahlte Zora aber gewohnt fröhlich entgegen. „Ach, danke mein Kind, dass du eingesprungen bist. Was würde ich nur ohne dich machen?" Doch als ihr üblicher Rundum-Kontrollblick durch das Lokal wanderte blieb sie kurz an dem Mutter-Tochter Gespann hängen. Dann schien sie die Beiden wirklich zu kennen. Oder vielleicht ging ihre Fantasie jetzt auch einfach mit Zora durch. „Kein Problem, ist ja nicht so, dass ich mich hier heute überarbeitet habe." Sie machte eine den Innenraum des Cafés umfassende Handbewegung. „Wie lange brauchst du mich denn noch?", „Du kannst ruhig nach Hause, ich übernehme sofort. Ich will dich doch nicht vom Sterne-Gucken mit einem gewissen jungen Mann abhalten." Karen zwinkerte ihr übertrieben affektiert zu.

Zora überging diese Geste. Karen gehörte einfach einer Generation an, in der es unvorstellbar schien, dass ein Junge und ein Mädchen im gleichen Alter einfach nur befreundet waren. Anfangs hatten sie das Ganze noch ausdiskutiert, mittlerweile ließ sie Karens stichelnde Bemerkungen einfach unkommentiert. „Sicher? Was ist mit Mozart?" Zora hatte die Katze kurz gänzlich vergessen. „Was hat der Tierarzt gesagt?" Doch Karen winkte glücklicherweise ab. „Alles halb so wild. Der Kleine ist heute morgen in eine Glasscherbe getreten, der Doktor hat nur die Wunde gesäubert, vernäht und verbunden. In einer Woche sollte er wieder wie neu sein.", „Gut, dann lass mich noch eben da vorne in der Ecke kassieren." Doch als Zora aufblickte fiel gerade die Eingangstür zu. Die Beiden waren verschwunden. Auf dem Tisch lag ein Zwanzigeuroschein. Der Tee war gänzlich unberührt und der Kaffee auch nur halb leer. Mit einem Stirnrunzeln räumte sie das Geschirr ab und steckte das Geld weg. Wenn das mal kein gutes Trinkgeld gewesen war. „Du, Karen?" Diese kam gerade, sich die Schürze umbindend aus der Küche. „Ja, mein Kind?", „Kanntest du die Damen, die hier an dem Tisch saßen?" Es war Zora als würde Karen kurz unwohl zu Mute, aber es war wahrscheinlicher, dass sie sich einfach in die Sache reinsteigerte. „Ja, das war Frau Neuhäuser. Wir sind zusammen zur Schule gegangen; und das muss wohl ihre Tochter gewesen sein. Die habe ich seit sie nach der Schule zum Studieren weg ist nicht einmal wieder gesehen. Wieso?" Zora ging mit dem Geschirr in Richtung Spüle. „Ach nur so." Sie würde Karen sicherlich nicht unter die Nase reiben, dass Frau Neuhäuser ihr unterstellte etwas von ihrem Mann zu wollen.

fragile (GirlxGirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt