Elf

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Wenn sie schon einmal hier war, könnte sie sich wenigstens für ihr schnelles Verschwinden von Gestern entschuldigen. „Hey! Entschuldigung.", rief sie deshalb. Die Beiden drehten sich zu ihr um. Einen kurzen Moment später flammte Erkennen im Gesicht der Kellnerin auf. „Ach, hallo...?", „Hallo, Neuh... Jane." Sie schüttelten sich die Hände. Währenddessen drückte die Krankenschwester ihre Zigarette aus, verabschiedete sich mit einem Nicken und hob zum letzten Gruß die Hand. „Zora.", kam es von der Kellnerin zurück. „Wie kann ich helfen?" Das brachte Jane kurz aus dem Konzept, sie runzelte die Stirn. „Zora?!" Diese lachte nur. „Ja, Zora. Ich weis, ungewöhnlich, nach der roten Zora.", „Ah.", antwortete Jane äußerst geistreich. Weshalb hatte sie das Mädchen noch gleich angesprochen? Genau, um sich zu entschuldigen. „Ich wollte nochmal wegen meinem...unserem schnellen Verschwinden um Verzeihung bitten. Ich wollte einfach keine weiteren Umstände machen." Zora winkte jedoch lässig ab. „Ach, das waren doch keine Umstände. Geht es ihrer Mutter denn gut, oder ist auf dem Heimweg noch etwas passiert?" Jetzt war Jane, die ihre Fassung gerade wieder gewonnen hatte, erneut irritiert. „Es geht ihr soweit ganz gut... Den Gegebenheiten entsprechend. Was soll denn passiert sein?" Zora drehte sich nur um und wies auf das Krankenhausgebäude hinter sich. „Ahh, achso, nein. Ich habe meinen Vater besucht."

Zora betrachtete die vor ihr stehende Jane. Diese war heute legerer gekleidet als am Vortag: dunkelblaue Jeans, rosa Bluse, schwarzer Pullover, flache Schuhe. Somit allerdings immer noch förmlicher, als Zora je aus dem Haus ging. Der Bob saß perfekt, auch wenn die Ärmste momentan alles andere als selbstsicher und gelassen wirkte. „Oh, ach so... Was hat der denn?", hakte Zora vorsichtig nach. „Oberschenkelhalsbruch, ist nichts dramatisches . Er sollte Mitte nächster Woche wieder zu Hause sein.", kam es zurück. „Ach, dann sind sie gar nicht hier aus der Gegend, sondern nur zur Kurzzeitpflege da?", „Naja, ich bin hier aufgewachsen, aber dann für die Arbeit weggezogen." In dem Moment stand Luna auf und stubste Jane mit der Schnauze an. „Hey, Luna!", rief Zora die Hündin sofort zurück. Doch Jane fing sofort an Luna über den Kopf zu fahren. „Ach schon gut, ich freue mich hier mal wieder Hunde zu Gesicht zu bekommen. Ich habe leider absolut keine Zeit für einen eigenen und wohne auch viel zu zentral dafür." Na diese Aussage machte sie doch gleich sympathischer. „Ich fürchte das blüht mir auch bald.", erwiderte Zora. „Wieso das?", „ Naja jetzt nach dem Abi...", erklärte sie sich.

„Wo soll es denn hingehen?" Jetzt war es Zora die sich nicht wirklich wohl in ihrer Haut fühlte. Sie zuckte nur mit den Schultern. „Ist noch nicht so ganz klar, aber ich will vermutlich studieren, und dafür muss ich wegziehen." Jane, die Luna noch immer kraulte, nickte. „Das wird bestimmt noch. Ich war direkt nach dem Abi auch erst einmal verunsichert, ob ich die richtigen Entscheidungen treffen würde. Am Ende findet sich das alles leichter als man denkt." Die hatte leicht reden, dachte Zora sich nur. Mit ihrer Garderobe und ihrem Auftreten strahlte sie Erfolg und Reichtum nur so aus, da wirkte die Frauenquote glatt überflüssig.

„Naja, ich muss ja auch erst einmal meine letzte Prüfung überstehen.", versuchte Zora das Thema zu begraben. Doch dieses Gefallen tat Jane ihr nicht. „Hast du denn schon eine grobe Richtung?", „Ehm...", jetzt fing Zora definitiv an zu stottern. „Ich habe mal überlegt in Richtung Innenarchitektur oder Architektur zu gehen; oder vielleicht Tiermedizin. Literaturwissenschaften sind auch super spannend. Es gibt einfach so viele interessante Studienfächer. Ich werde wohl demnächst mal an ein paar Unis fahren und mir verschiedene Studiengänge ansehen.", „Das klingt doch sinnvoll. Und warte...", damit griff Jane in ihre schwarze Lederhandtasche und zog nach kurzem Kramen eine Visitenkarte hervor. „Falls das du das mit der Architektur wirklich näher in Betrachtung ziehst, kannst du ja vielleicht mal für ein paar Tage bei uns reinschnuppern." Sie drückte Zora die Karte in die Hand. „Schreib sonst einfach ne Mail, oder ruf an. Was die Innenarchitektur angeht haben wir ein kleineres Partnerbüro, da dürftest du sicher auch mal für ein paare Tage vorbeischauen." Zora nahm die Karte entgegen, während Jane fortfuhr. „Ich will dich nicht länger aufhalten, melde dich einfach, wenn du Interesse hast. Ich bin auch nächste Woche sicher nochmal in der Stadt, wenn du konkrete Fragen hast, die wir so klären können.", „Danke, vielen Dank!", brachte Zora soeben hervor. „Okay, super ciao.", verabschiedete Jane sich noch, verschwand dann in Richtung Parkplatz und steuerte natürlich auf das Monster von schwarzem SUV zu. Zora blickte noch etwas perplex auf die Visitenkarte in ihren Händen. Diese war alles andere als ein Massenprodukt aus dem Internet, wie die Karten, die sich einige Stufenkameraden zum Spaß für wenige Cent das Stück aus dem Internet bestellt hatten. Das dicke Papier hatte Struktur und das Logo hatte definitiv einen Designpreis verdient. 'Architekturbüro Neuhäuser' - Jane Neuhäuser, darunter die Mailadresse, drei Telefonnummern und eine Anschrift in Düsseldorf.

fragile (GirlxGirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt