Einunddreißig

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Nach einer halben Stunde Döppen, Wasserball und Streckentauchen griff Zora nach Livs Arm. „Ich gehe aus dem Wasser, mir wird das zu kalt." Liv nickte. „Ich kann meine Zehen auch kaum noch spüren, ich komme mit." Als sie sich gerade abgetrocknet hatten kam Nat zu ihnen. Liv sah ihn erstaunt an. „Schon fertig? Ich dachte ihr wolltet noch weiter Wasserball spielen?" Nat griff nach seinem Handtuch, während er mit dem Kopf in Richtung Wasser wies. „Die brauchen mich nicht mehr." Zu Steven und den anderen Mädchen hatten sich noch Peter und Jonas gesellt. „Ich wollte mir ne Pommes-Currywurst holen. Wollt ihr auch was?", fuhr er fort. Zora schüttelte den Kopf, wohingegen Liv antwortete: „Oh, gerne! Die nehme ich auch, mit extra Majo."

Zora konnte nur staunen, es war ihr immer noch ein Rätsel, wie Liv ihre Figur hielt. Sicherlich, zu Hause aß sie ziemlich gesund, sie joggte und machte einmal die Woche Yoga, aber damit konnte sie kaum ihren andauernden Fressorgien gegensteuern. Nat griff sein Portemonnaie, steckte es in die Tasche seiner Badehose und verschwand in Richtung Pommesbude. „Ich sage doch, ein echter Traumtyp. Er holt uns freiwillig Essen. Sowas muss man halten." Zora lachte. „Dann halte du den mal. Ich verzieh mich in den Schatten, bevor ich völlig verbrenne.", damit griff sie ihr Handtuch, ihr Handy und ihre Ausgabe von 'Silber – das zweite Buch der Träume' und begab sich den kleinen Hügel hinauf an den Waldrand, wo die Bäume angenehmen Schatten warfen. Zusammen mit dem leichten Wind war es richtig angenehm. Sie machte es sich so bequem, wie es eben ging auf dem harten Boden und öffnete ihren Mailaccount auf dem Handy, schließlich musste sie Jane noch antworteten. Nach mehrfachem Umformulieren war sie mit ihrer Antwort halbwegs zufrieden und drückte auf Senden.

Liebe Jane,

vielen Dank für die schnelle Antwort. Ein Abendessen am Mittwoch klingt gut. Wo und wann genau wollen wir uns denn treffen?

Viele Grüße und bis Morgen, Zora

Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie ihr Handy zur Seite legte und aufschaute. Nat war gerade auf dem Weg zurück zu Liv. Er rief etwas, doch Zora war zu weit von den Zweien entfernt, als dass sie ihn verstanden hätte. Was sie jedoch mitbekam, war dass Liv strahlte, als sie ihn erblickte und ihm anschließend ihren Teller abnahm. Nat setzte sich neben sie und auch Liv setzte sich auf, betont nah neben ihn. Sie sahen wirklich süß aus, wie sie da so beisammen saßen. Der schlaksige Kerl in Badehose und das Bikinimodel. Zora sah weg, sie entwickelte sich noch zur Stalkerin.

Sie freute sich für die Beiden. Sie wollte auch wirklich nichts von Nat, dennoch durchfuhr sie ein kleiner Stich. Dabei war Zora nicht auf Liv eifersüchtig, sondern viel mehr auf die glücklichen, unbeschwerten Gesichter der Beiden. Denn selbst wenn Zora da viel zu viel hinein interpretierte und nie wirklich etwas passieren würde, sie nur ein wenig flirteten, unverbindlich Spaß hatten; so hatte sie selbst noch nie etwas vergleichbares gehabt und sie verfluchte sich selbst dafür. War sie einfach zu ernst? Oder gar völlig herzlos? Sie zwang sich diesen Gedankengang abzubrechen. Sie schwamm ja förmlich im Selbstmitleid und wurde noch sentimental. Zora schüttelte den Kopf, fast um sich physisch auf etwas neues zu konzentrieren. Es wurde Zeit sich Olivia, Henry, Mia und Secrecy zuzuwenden. Zora hatte schon das erste Buch der Träume förmlich verschlungen, das zweite Buch schien sogar noch besser zu sein.

fragile (GirlxGirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt