Als sie zehn Minuten später an dem Burgerrestaurant angekommen waren kam Zora sich definitiv ein wenig, wie das fünfte Rad am Wagen vor. Liv fühlte ich berufen die Musik zu bestimmen und Nat zog sie für ihre One Direction Tracks auf. Dabei nahmen sie sich gegenseitig jedoch nicht so ganz ernst und vor allem Liv kicherte in einem durch, während sie sich so ziemlich durchgehend verstohlene Blicke zuwarfen. Zora saß schweigend auf der Rückbank und nutzte die kurze Zeit um ihre Mails, SMS und What's App zu checken. Jane hatte gesagt, dass sie versuchen würde sich noch heute zu melden, doch noch war keine Nachricht eingegangen.
Im Restaurant war die Stimmung laut und ausgelassen. Alle Anwesenden waren froh die schriftlichen Prüfungen hinter sich zu haben und diskutierten sowohl die Klausuren, als auch ihre Zukunftspläne. Zora hatte sich zunächst mit Kristina unterhalten. Diese saß rechts von ihr und sie hatten sich angefreundet, da sie in den selben Bio- und Philosophiekursen waren. Kristina war durch und durch eine herzensgute Frohnatur. Vegetarierin, sozial engagiert und sie sah immer das Gute in jedem Menschen. Außerdem hatte sie einen unglaublichen Draht zu Tieren. Luna war wie Wachs in ihren Händen gewesen. Das war ein ganz großer Pluspunkt, obwohl es fast schon gruselig war, wie fixiert die Hündin innerhalb von Sekunden auf das Mädchen gewesen war.
Kristina war vor kurzem zum Buddhismus konvertiert und war in dem Zuge auch auf dem Weg sämtlichen Tierprodukten abzuschwören, sprich Veganerin zu werden. Nach dem Abi plante sie für ein Jahr Entwicklungshilfe zu leisten, optimalerweise in Indien, um sich noch näher mit den Wurzeln des Buddhismus auseinander zusetzten. Zora unterhielt sich wirklich gerne mit ihr, auch wenn ihre Ansichten teilweise ziemlich extrem und naiv waren. Doch nach einer Weile verfiel Zora in den Beobachtermodus. In so großen Gruppen hielt sie sich meistens zurück, nicht dass sie zu schüchtern wäre, aber sie konkurrierte einfach ungern mit allen Anwesenden um die Aufmerksamkeit der Gruppe, um dann im Mittelpunkt zu stehen. Da hörte sie lieber einfach nur zu, dann war sie halt ein bisschen langweilig, aber manchmal hatte sie einfach nicht das Gefühl etwas relevantes beitragen zu können. Zu ihrer Linken saßen Liv und Nat. Liv war schon bei ihrem zweiten Cocktail und somit in ihrem leicht angetrunkenen Liv-Modus. Dabei schaffte sie es noch attraktiver zu werden, quasi Liv zum Quadrat. Sie war lustig, vielleicht ein bisschen zu laut und tollpatschig, aber auf eine süße Art. Damit zog sie so ziemlich immer die Aufmerksamkeit von allen männlichen Wesen im Umkreis von mindestens zwanzig Metern auf sich. Und sie genoss diese Aufmerksamkeit, wer würde das nicht. Doch heute schien sich ihr Interesse auf eine Person zu beschränken: Nat. Und der schien ebenso nur Augen für sie zu haben.
Da brummte es in Zoras Handtasche. Diskret fischte sie ihr Handy unter ihrem Stuhl hervor. So egal es den meisten Menschen ihrer Generation auch war, sie fand es immer noch unhöflich, wenn man in Gesellschaft war und nur am Handy hing. Aber in diesem Fall machte sie eine Ausnahme, denn es musste Jane sein, schließlich saßen so ziemlich alle Menschen, die ihr sonst so schrieben hier mit ihr an diesem Tisch. Und es war eine SMS von Jane. Zora könnte am Donnerstag zu besagter Steffi und dann am Mittwoch oder Freitag zu Jane, je nachdem, was sie noch an der Uni vorhatte. Sie war gerne eingeladen auch zwei Nächte zu bleiben. Zoras Mundwinkel hoben sich nach oben. Sie würde zwei Nächte bei Jane Neuhäuser wohnen.
Jane schlug die Augen auf. Ihr Wecker piepte neben ihr. 05.50 Uhr. Zeit aufzustehen. Zu aller erst griff sie ihr Handy um ihre Nachrichten zu checken. Zora hatte geantwortet. Sofort erschien ein Lächeln in Janes Gesicht. Kein breites Grinsen, ein kleines glückseliges Schmunzeln, das niemanden beeindrucken wollte, sondern einfach da war, obwohl es niemand sah. Dabei hatte die Nachricht noch nicht einmal wesentlichen Inhalt. Zora bedankte sich lediglich noch einmal für die Einladung und versprach sich sofort zu melden, welcher Tag an der Uni sinnvoller war. Und somit stand Jane mit sehr guter Laune auf. Als Jane im Büro war kam dann auch um halb zehn eine weitere Nachricht von Zora: Guten Morgen. Ich habe am Mittwoch meinen Termin in der Uni und würde demnach am Freitag bei dir im Büro sein. Ich melde mich noch einmal, wenn ich die endgültige Terminbestätigung von der Uni habe, aber das sollte klappen. Liebe Grüße Zora
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fragile (GirlxGirl)
DragosteIhr erstes Aufeinandertreffen ist denkbar belanglos und doch hinterlässt die Abiturientin Zora einen bleibenden Eindruck bei der angesehenen Architektin Jane, der diese bald zwingt ihre fundamentalen Grundsätze zu hinterfragen. Cover by @writersfate