„Ja, sind sie, er hat Liv sogar schon seinen Eltern vorgestellt.", bestätigte Zora. „Wer hätte damit gerechnet? Die Beiden! Dann gehen wir zwei jetzt alleine zum Abiball?", schlussfolgerte ihre Ma. Zora nickte. Die indirekt gestellte Frage hing in der Luft. 'Gab es da jemanden bei Zora?' Aber Zora war einfach noch nicht so weit ihrer Mutter von Jane zu erzählen. Ihre Mutter war zwar jung, aufgeschlossen und vermutlich cooler als sie selbst, aber irgendwie wusste sie nicht wie dieses Gespräch ablaufen sollte.
Wenn es um die eigene Tochter ging, die einzige Tochter, schien es sich einfach immer noch um eine Hiobsbotschaft zu handeln, wenn diese nicht vorhatte mit einem Mann eine Familie zu gründen, selbst wenn sie zwei ja auch nicht wirklich die traditionelle Familie repräsentierten. Also antwortete Zora ausweichend: „Ich habe nur zwei Karten bestellt." Sie schob noch ein Lachen hinterher. Doch anscheinend hatte ihre Mutter nicht die Absicht das Thema fallen zu lassen: „Und bei deinen Mitschülern gibt es niemanden? Ich habe ja gesehen, dass Andy dich neulich nach Hause gefahren hat. Ich wusste gar nicht, dass ihr befreundet seit.", „Wir haben uns auf der Stufenparty ganz gut verstanden. Die fand doch bei Peters und Andy Eltern auf dem Hof statt. Er musste als großer Bruder den Aufpasser spielen.", erläuterte Zora. „Und dann gab es auf dem Hof nochmal ein Lagerfeuer, wo er mich auch eingeladen hat und mich dann anschließend eben heim gebracht hat.", fuhr sie fort und konnte nicht abstreiten, dass sie ihrer Mutter damit einen ziemlich großen Spielraum für unbegründete Vermutungen gab.
Zora fühlte einen kleinen Stich in der Magengegend, ihrer Mutter so einen Unfug aufzutischen, obwohl sie ja nicht gelogen hatte. Das alles hatte sich so zugetragen, ihre Mutter würde es nur mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit falsch interpretieren, was sie dann auch tat. „Na dann löcher ich dich mal nicht mehr weiter." Im Gesicht hatte sie ein vermeintlich wissendes Grinsen, doch dann wurde sie unverhofft wieder ernst und setzte noch nach: „Das geht mich ja auch alles nichts an, ich weiß. Aber ich will einfach nur nicht, dass du dich da verschließt, weil ich immer alleine war. So muss das nicht sein. Du sollst jemanden finden." Sie sah Zora mit besorgter Miene an.
Ach daher wehte der Wind. Zora bemühte sich ihrer Mutter diese Sorgen umgehend zu nehmen. „Ach, das musst du doch nicht. Ich warte einfach nur auf den – die richtige Person.", korrigierte sie sich schnell, um bei der Wahrheit zu bleiben. Dieser Versprecher viel ihrer Mutter zum Glück nicht weiter auf und Zora fuhr fort: „Ich habe einfach nur keine Lust auf dieses Daten um den Daten willen. Glaub mir, Liv bereut es im Nachhinein, dass sie ihre Zeit mit so vielen Vollidioten verschwendet hat. Außerdem bin ich doch gerade erst mit dem Abi fertig, noch nicht mal. Ich lerne im Studium noch genügend neue Menschen kennen." Sie unterstützte ihre Aussage mit einem breiten Lächeln. Das war auch ehrlich, schließlich war sie gerade wahnsinnig glücklich mit Jane, das konnte sie ihrer Mutter nur schlecht sagen. Doch das reichte ihrer Mutter nicht. Im Gegenteil, sie setzte ihre 'beunruhigte-Mutter-Miene' auf. „Ich will einfach nicht, dass du Sachen verpasst, weil du es mir gleich tun willst. Du bist ohne Vater-Figur aufgewachsen, hast nie gesehen, wie eine glückliche Beziehung aussehen kann. Nicht, dass ich unglücklich bin, das war meine freie Entscheidung, aber du sollst jemanden finden. Einen Mann, der dich liebt, mit dem du dein Leben teilen kannst. Einen Ehemann, mit dem du eure gemeinsamen Kinder großziehst. Deine eigene Familie. Du bist 19, da solltest du nichts anderes als irgendwelche Jungs im Kopf haben. Stattdessen bist du voll und ganz auf deine Karriere fixiert."
Man sah Zora offenbar an, wie hart und unerwartet sie diese Worte trafen, denn ihre Mutter ruderte wieder zurück und entschärfte ihre Aussage ein wenig. „Das ist ja auch gut so. Ich bin wirklich unglaublich stolz, dass du dein Leben so in die Hand nimmst, dir frühzeitig Gedanken machst, aber vergiss nicht zu leben. Hab Spaß, mach ein paar verrückte Sachen. Du bist nur einmal jung." Aber da war es schon zu spät, die Nachricht war bei Zora angekommen.
Ein MANN, der dich liebt. EHEMANN. EURE KINDER, im Sinne von biologisch.
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fragile (GirlxGirl)
RomanceIhr erstes Aufeinandertreffen ist denkbar belanglos und doch hinterlässt die Abiturientin Zora einen bleibenden Eindruck bei der angesehenen Architektin Jane, der diese bald zwingt ihre fundamentalen Grundsätze zu hinterfragen. Cover by @writersfate