Einhundertvier

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Zora lag mit flauem Magen im Bett, auf dem Bauch, ihr Gesicht im Kopfkissen versenkt und Paramore auf den Ohren. Sie hatte beim Essen keinen Bissen mehr runter bekommen. Sie hatte es auf den Kater geschoben. Keine Ahnung, ob ihre Mutter ihr das abgenommen hatte. War aber im Endeffekt auch egal, wenn sie sich bei einem Frühstück fragwürdig abwesend benommen hatte. Im Vergleich zu dem Hammer, dass sie etwas mit einer älteren FRAU angefangen hatte, wog das nun wirklich nichts. Die Welt ihrer Mutter würde zusammen brechen, wenn sie davon wüsste. Zora hatte was sie und Jane anging, was auch immer das dann war, immer nur die nächsten Wochen, maximal das nächste Jahr betrachtet. Doch ihre Mutter sah natürlich das große Ganze und war da scheinbar nicht mehr ganz so cool und tolerant. Es war fast, als hätte sie durch eine glückliche Fügung und perfekt getimet ihre Tochter noch mal soeben rechtzeitig mitgeteilt, wie sie zu deren Beziehungsstatus stand, ohne sich dessen selbst bewusst zu sein. Eigentlich war es nur logisch, dachte Zora sich. Es wäre zu perfekt gewesen, hätte ihre Ma genauso cool reagiert, wie ihre Freunde. Das war dann vermutlich ausgleichende Gerechtigkeit.

Ihr war am Abend gar nicht danach wieder mit ihren Freunden loszuziehen, aber es brachte kaum etwas in ihrem Bett Trübsal zu blasen. Noch war die Welt ja nicht unter gegangen. Sie würde ihrer Mutter eben nichts von Jane erzählen, dass hatte sie ja ohnehin kurzfristig nicht vor gehabt. Sie würde halt bei ihren Halbwahrheiten bleiben müssen.

Also raffte sie sich auf, um dann vor Ort festzustellen, dass Andy heute auch da war und knapp zwei Stunden später befanden sie sich wieder am Ausgangspunkt ihrer bisherigen näheren Bekanntschaft: draußen, vor dem Festzelt zum Rauchen, während der Rest der Truppe drinnen tanzte.

„Also Eisprinzessin, wie ich hörte warst du die letzten zwei Wochen wieder in Düsseldorf?" Er reichte ihr eine Selbstgedrehte und begann dann eine zweite Zigarette für sich zu drehen. Zora schmunzelte. Charmant war er wirklich und das sie jetzt scheinbar einen Spitznamen hatte war schmeichelnd. Sie hatte die letzten zwei Stunden damit verbracht ihren Frust wegzutrinken, was aber nur bedingt funktioniert hatte. Gut gelaunt war sie immer noch nicht wirklich. „Man muss ja mal aus dem Kaff hier rauskommen.", antwortete sie ihm grinsend. Dieses Grinsen erwiderte er, hielt ihr Feuer hin und rauchte dann selbst seinen ersten Zug. „Das ist wahr. Dann wird es jetzt Architektur?" Zora schüttelte den Kopf. „Bauingenieurwesen, um dann Statikerin zu werden.", „Nicht schlecht." Andy wirkte beeindruckt. „Ich habe gehört das Bachelor Programm der RwTH soll ziemlich gut sein.", setzte er dann noch fast schelmisch hinterher. „Ach hast du das.", echote Zora sarkastisch. „Das habe ich. Und Aachen ist einfach eine tolle Stadt zum studieren und die Uni bietet eine ganze Menge.", führte er weiter aus. Zora sah ihn nur mit hochgezogenen Augenbrauen an und rauchte einen tiefen Zug. Sie konnte das Nikotin zur Beruhigung gut gebrauchen. „Vor allem das Sportangebot. Da gibt es einen Tanzlehrer, der hat wirklich Talent.", fuhr er eindeutig sehr von sich selbst überzeugt fort. „Du tanzt?", echote Zora erneut einfach nur das zuvor Gesagte. Vielleicht hatte sie schon ein bisschen viel Alkohol, wenn sie nur noch so inhaltslose Antworten zustande brachte.

fragile (GirlxGirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt