Einhundertfünf

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„Sogar verdammt gut. Aber das wirst du ja spätestens in zwei Wochen sehen.", erläuterte Andy.

Achjah, der Abiball, auf den Zora jetzt ohne Begleitung ging. „Na dann bin ich mal gespannt.", erwiderte Zora. „Du kannst dich darauf verlassen, dass ich dich um den ersten Tanz bitte.", versprach er, wobei er Zora mit seinem Blick festhielt. „Welch Ehre." Zoras Tonfall imitierte die Märchenprinzessinen der vergangenen Jahrhunderte, während sie sich theatralisch mit der freien Hand ans Herz griff. „Stets zu Diensten meine holde Maid.", spielte Andy in angemessenem Ton mit und deutete eine Verbeugung an. Dann fingen sie synchron an zu lachen. Zora lehnte sich in Richtung des Aschenbechers, um abzuaschen und geriet ins Stolpern. Sie konnte sich gerade noch so an der Wand abfangen. „Wow, alles okay?" Andy musterte sie von der Seite. Zora lehnte sich gegen die Wand des Getränkestands, konzentrierte sich auf den Fußboden und dann hörte die Welt auch wieder auf sich zu drehen. „Ja, vielleicht sollte ich es aber erst mal ein wenig ruhiger angehen lassen.", beschwichtigte sie ihn. „Also entweder du verträgst wirklich gar nichts, oder du hast die Grundlage vergessen."

Damit holte Andy Zora ganz schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Was zur Hölle tat sie hier? Im betrunkenen Zustand mit einem angetrunkenen Andy flirten. Ganz großes Kino. Sie war wirklich selten dämlich. Egal ob sie jetzt auf Männer, Frauen oder Emus stand, sie wollte ganz sicher nichts von Andreas – so weit war sie doch schon vor vier Wochen gewesen. Nur weil ihre Mutter ihr anscheinend eher keine Coming-Out-Party schmeißen würde, sollte sie denn je diesen Schritt gehen, musste sie doch hier keinen völlig besoffenen Schwachsinn bauen. Wie Jane sie gebeten hatte, wollte sie deren Fehler nicht wiederholen. Somit organisierte sie sich ganz schnell ein großes Glas Wasser und trank dieses zügig. Sie würde ganz sicher nie eine ernsthafte Beziehung mit Jane Neuhäuser eingehen, wenn sie sich auf einem bescheuerten Schützenfest so grundlos gehen ließ. Zora verabschiedete sich also noch kurz von Liv und Nat, um dann in ein Taxi nach Hause zu steigen, wo sie nachdem sie gewissenhaft ein weiteres großes Glas Wasser getrunken hatte, ihren Rausch ausschlief.

Schön, dass du noch gekommen bist. Du kannst deine alten Herrschaften ruhig mal öfter besuchen." Ihr Vater drückte sie noch einmal zum Abschied und dann stieg Jane mit einem schlechten Gewissen in ihr Auto. Ihre Eltern hatten sich wirklich riesig gefreut, dass sie doch noch spontan zum Pfingstessen gekommen war. Sie waren im Glauben, ihre Tochter hätte ihren Sinn für Familie wieder entdeckt, was nur zum Teil stimmte. In erster Linie war es eine gute Gelegenheit gewesen Zora schon heute wieder zu sehen, da es sich nun natürlich anbot Zora auf dem Rückweg mitzunehmen. Naja, aber das wussten ihre Eltern ja nicht und Jane hatte sich ja wirklich vorgenommen mehr Zeit mit ihren Eltern zu verbringen. Wie es dazu kam war ja im Endeffekt nebensächlich.

fragile (GirlxGirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt