Fake Mission [BTS FF]

Part 25

„Ihr beiden!"

Mit einem wütenden, aber gleichzeitig erleichterten Gesicht und ausgestrecktem Finger kommt Frau Sieler auf uns zu. Ihre Augen hat sie zu einem Schlitz verengt, was sie aussehen lässt wie eine wahrhaftige Furie, dabei kann ich nicht einmal, was dafür, dass wir verloren gegangen sind. Und um ganz ehrlich und nett zu sein, kann Taehyung im Grunde genommen ebenfalls nichts für unser Problem.

Die Schuld sollte man lieber diesem Dornbusch geben. Deswegen müsste Frau Sieler theoretisch gesehen zu diesem Busch gehen, das stachelige Ding mit ihrem zerstörerischen Blick mustern und mit ihm schimpfen - anstatt mit uns.

„Wo habt ihr gesteckt?", fragt sie sauer und mit lauter Stimme.

Alle Augenpaare derzwölften Klassen richten sich auf uns.

„Tut mir leid, wir sind wohl verlorengegangen. Aber wir können das erklären!", meint Tae mit fester Stimme, während unsere Klassenlehrerin uns skeptisch anschaut.

Wir beide tauschen Blicke aus,während ich schlucken muss.

„Ach ja? Ihr könnt das erklären? Dann erklärt mir doch mal, wie es denn sein kann, dass ihr zwei Turteltäubchen einfach so verloren gegangen seid, obwohl ich euch ausdrücklich gesagt hab, ihr sollt eng bei der Gruppe bleiben!"

Hat diese Frau uns gerade ernsthaft als Turteltäubchen bezeichnet?

Hab ich mich etwa verhört?

Aber als ich aus dem Augenwinkel Jimin, Jin und Kookie sehe, deren erschrockene Gesichter sich in belustigte verwandeln, bin ich mir ziemlich sicher, dass ich mich nicht verhört habe.

„Na ja, Taehyung ist an einem Dornbusch hängen geblieben und ich wollte ihm beim Befreien helfen. Das war doch schwerer als erwartet und hat auch länger gedauert. So lange, dass wir tatsächlich die anderen verloren haben. Es tut uns wirklich leid, Frau Sieler."

Ich setze einen zutiefst entschuldigenden und von mir selbst enttäuschten Blick auf, um meiner Lehrerin zu zeigen, dass ich unser Unglück und ihre Sorge wirklich bedaure.

Ich bin mir sicher, dass ich sie mit dieser selbstbemitleidenden Masche - so wie ich es schon oft in Filmen gesehen habe - besänftigen kann und tatsächlich: ihr Blick wird etwas weicher, ehe sie nur einen Seufzer loslässt und sich etwas genervt ihre Stirn reibt.

„Unsere Wanderung müssen wir sowieso abblasen und ändern können wir das ja sowieso nicht mehr. Wir werden noch auf die anderen warten, die nach euch suchen und anschließend zurücklaufen. Ich bin mir sicher, dass euer Verschwinden nicht beabsichtigt war und bei so einer Dummheit mit einem Dornebusch weiß ich ehrlich gesagt nicht einmal, was ich sagen soll. Aber als gerechte Strafe werdet ihr heute Abend in der Küche der Jugendherberge helfen, haben wir uns verstanden?"

Frau Sieler hebt energisch ihre aufgemalten Augenbrauen, woraufhin Tae und ich seufzend nicken.

„Ja", antworten wir beide etwas genervt, obwohl es eigentlich hätte schlimmer kommen können.

„Gut, dann setzt euch jetzt zu den anderen und bewegt euch nicht vom Fleck, bevor die anderen wieder da sind. Und auf dem Rückweg werdet ihr schön weit vorne laufen!"

Mahnend reißt sie ihre Augen auf und schaut uns tadelnd an, sodass Tae und ich uns mit einem bedrückten Gesicht umdrehen und uns mit Jungkook, Jimin und Jin zu Namjoon, Hoseok, Jennie, Lisa und Yoongi setzen, die auf einem Baumstamm sitzen und das Schauspiel von der wütenden Hexe, Tae und mir belustigt beobachtet haben.

„Und wir dachten schon wir hätten euch für immer verloren!", meint Lisa theatralisch und fällt mir um den Hals, während die anderen ihr zustimmen.

„Oh ja, sie hat recht. Wir haben uns schon große Hoffnungen gemacht. Aber wie ich sehe seid ihr wieder da."

Bei Yoongis Kommentar schaue ich ihn finster an und gebe ihm einen kleinen Schlag auf den Hinterkopf. Eine ganze Weile warten wir allesamt, wobei der Regen endlich nachgelassen hat und nur noch hier und da einige Tropfen fallen. Das ganze Warten hat ein Ende, als Herr Ruth mit ein paar Schülern ankommt, mit dem logischen Ergebnis, dass sie uns nicht gefunden haben. Schließlich haben uns bereits die Jungs gefunden.

Nachdem uns auch Herr Ruthausgiebig getadelt hat und unsere Strafe völlig angemessen findet, laufen wir gemeinsam wieder zurück zu unserer Jugendherberge.