„Warum ist es denn heute so kalt?", murmle ich mit klappernden Zähnen und laufe mit schnellen Schritten in die Schule. In dieser ist es nicht viel wärmer, aber wenigstens ein bisschen. Als ich in diese eingetreten bin, hallen sofort meine Schritte an den alten Wänden wider. Ich erinnere mich an den Tag, an dem Namjoon und Jin mich in die Bibliothek mitgenommen haben, sodass ich wieder genau denselben Weg nehme. Es ist ziemlich dunkel, dennoch finde ich mich mithilfe meiner Taschenlampe an meinem Handy zurecht. Hin und wieder lausche ich, um bestätigt zu bekommen, dass ich alleine bin und mir niemand folgt. Jemand, der mich beim Einbrechen in die Schule entdeckt, wäre das letzte, was ich jetzt gebrauchen könnte.
Ich laufe an den vielen Klassenzimmer mit den etwas modrigen Holztüren, dem schwarzen Brett und dem Vertretungsplan vorbei, bis ich endlich bei der Bibliothek ankomme. Zu meinem Pech aber ist die Tür verschlossen. Nichtsdestotrotz komme ich in die Bücherei, da ich mithilfe einiger geschickter Handgriffe die Tür aufbekomme. Das hat mir mal Caspar gezeigt, als ich noch relativ klein war. Er hat mir damals schon gesagt, dass man solche Sachen immer gut gebrauchen kann. Besonders, wenn ich mich unter Menschen befinde und nicht in meinem eigenen Homunkulus Stamm. Nachdem ich also die schwere Holztür aufgestemmt bekommen habe, schließe ich diese mit einem Knarren hinter mir, ehe ich in das weite Land der Bücher eintreten kann. Die Regale voller Bücher stehen nach wie vor so wie ich sie in Erinnerung habe. Es ist totenstill und dunkel. Es kommt lediglich durch die Fenster an der Decke etwas Licht durch den Mond herein, was die Situation lichttechnisch gesehen nicht viel besser macht, weshalb die Taschenlampe weiterhin mein bester Freund für diese Mission bleibt. Ich laufe schnurstracks auf die Glasvitrine zu, in der sich glücklicherweise die Bücher befinden, für die ich hergekommen bin. Es wäre äußerst schlecht gewesen, wenn die Leute, die hier arbeiten beschlossen hätten, dass sie diese entfernen, wegschmeißen oder irgendwo anders hinlegen. Zum Glück ist dem nicht so. Sie sind genau da, wo sie vor zwei Monaten noch waren, was bedeutet, dass bisher alles nach Plan läuft. Als ich ankomme, stecke ich mein Handy in meine Hosentasche, lasse dennoch das Licht an und schaue mir die Vitrine an.
„Aish", zische ich, als ich feststelle, dass sie abgeschlossen ist. „Natürlich ist sie das, was habe ich auch erwartet?" Etwas frustriert fahre ich mir durch die Haare, während ich überlege. Ich komme auf die Idee zum Infostand zu gehen, der sich neben dem Eingang befindet. Vielleicht finde ich ja dort einen Schlüssel mit dem ich diese Vitrine öffnen kann. Und zu meinem großen Glück finde ich tatsächlich hinter diesem Infostand in der allerletzten Schublade in der hintersten Ecke den Schlüssel für die Glasvitrine. „Bingo", sage ich glücklich, ehe ich wieder zu der Vitrine gehe und sie endlich öffne. Den Schlüssel stecke ich in meine hintere Hosentasche, bevor ich das obere Glas vorsichtig anhebe und auf den Boden lege. Somit erstrecken sich vor mir die drei Bücher, die allesamt sehr alt aussehen. Ich nehme das eine in die Hand und habe zum einen das Gefühl, dass gleich mein Arm abreißen wird, weil es so schwer ist und zum anderen, dass es auseinander fällt, weil es schon so alt und modrig ist.
Ich schaffe das erste schnell durchzublättern und das zweite ebenso, aber ohne etwas Sinnvolles zu finden. Aber bevor ich das dritte in die Hand nehmen kann, höre ich ein Klirren, gar nicht mal so weit entfernt, sodass mein Herz stehen bleibt und ich nach Luft schnappe. „Fuck", murmle ich und lege das Buch wieder rein. „Ich komme wieder. Bleibt solange da, wo ihr seid", sage ich dummerweise zu den Büchern, als könnten sie mich verstehen, lege so schnell es geht, die Glasscheibe wieder drauf und schließe sie ab. Aber nicht ohne währenddessen die ganze Zeit um mich zu schauen, ob nicht jemand von der Seite auf mich drauf springt und mich beim Einbrechen erwischt. Denn es ist logischerweise mehr als nur verboten für Schüler in der Nacht die Schule zu betreten. Außerdem möchte ich ungern dabei erwischt werden, wie ich mir Bücher über Ghule und Homunkuli angeschaut habe. Ich eile zum Infostand, verstaue den Schlüssel, schaue mich nochmal um, ehe ich die Bibliothek verlasse und zu meinem Zuhause laufe. Währenddessen schaue ich mich noch viel öfter um, als es wahrscheinlich nötig wäre.
Ich weiß nicht, wer oder was dieses Klirren verursacht hat, aber ich glaube eher weniger, dass es nur eine Ratte war und das macht mir ein wenig Sorgen.
DU LIEST GERADE
Fake Mission [BTS FF]
FanfictionValerie wird beauftragt ein Internat zu beschatten und sich als jemanden auszugeben, der nicht ihrem wahren Charakter entspricht. Dass sie dabei ihre sieben Mitbewohner, die sie belügt, ins Herz schließt war allerdings nicht geplant und auch nicht d...