Einige Wochen später, beschließe ich eine weitere Einbruchsaktion zu starten. Sicherlich würde man mich jetzt als dumm bezeichnen. Als unvorsichtig, rücksichtslos und naiv. Schließlich kann das vor paar Wochen noch einmal passieren, nicht? Jacksons Freunde könnten zurückkommen und mich umbringen. Oder, Yoongi entdeckt mich, versperrt mir den Weg nach draußen und ruft Tae herbei. In der Nacht komme ich also nicht raus, jedenfalls nicht ohne Probleme. Deshalb hatte ich einen anderen -, wenn auch sehr simplen - Plan: Namjoon und Jin in die Bibliothek zu begleiten. Es ist Sonntag, es wird sich höchstwahrscheinlich niemand anderes in dieser befinden. Ich werde mir also so unauffällig wie es nur geht diesen Schlüssel schnappen, die Vitrine öffnen und den Raumplan mitgehen lassen. Ein Foto zu machen würde zu lange dauern. Falls jemand diesen Raumplan vermissen sollte, wird trotzdem niemals rauskommen, dass ich diejenige bin, die ihn hat. Wie ich meinen Plan umsetzen werde, ist mir allerdings noch unklar.
Im Moment bin ich zu sehr auf Namjoons und Jins ineinander verschränkte Hände fokussiert. Die beiden laufen nämlich vor mir und halten mir freundlicherweise die Tür zur Bibliothek auf. Als wir diese betreten, schellt mein Blick sofort zu den Tresen, hinter denen sich der Schlüssel befindet, den ich schon so einige Male geklaut habe. „Ich schaue mich dann mal um, Jungs. Wir sehen uns gleich wieder", sage ich sofort, gehe an den Tresen vorbei und biege in einen schmalen Gang zwischen zwei Bücherregalen ab. „Verlauf dich nicht." Bei Jins ironischem Kommentar müssen Namjoon und ich lachen. Nachdem ich mich hinter einem Haufen Büchern versteckt habe, beobachte ich die zwei, wie sie ebenfalls in das Reich der Bücher eintauchen. Als ich mir sicher bin, dass sie die Empfangstresen nicht mehr im Blickfeld haben, gehe ich zurück, checke gründlich, ob nicht doch jemand da ist, der mich beobachten könnte und verschwinde hinter den Tresen. Ich ducke mich und krame in der alt bekannten Schublade.
„Die neuen Bücher müssten bereits angekommen sein."
Bei der fremden, aber doch sehr nahen Stimme erschrecke ich mich zu Tode und halte die Luft an. Die Tür wurde geöffnet, das heißt, es muss jemand sein, der neu in die Bibliothek gekommen ist. „Verdammt", zische ich leise. „Du meinst hinter den Tresen?"
Das kann doch nicht wahr sein!
Schritte nähern sich und ich suche zwanghaft nach einem Ausweg, aber es gibt keinen! Shit! Panisch blicke ich um mich, während die Schritte immer lauter werde. Ich kann mir schon vorstellen, wie mich die Person entdecken und mich fragen wird, was zum Teufel ich hier zu suchen habe. Sicherlich wird auch mein Pseudo-Vater benachrichtigt, von dem, dass seine Tochter kriminelle Sachen unternimmt. So viel von, vorsichtiger sein! Als ich eigentlich schon aufgegeben habe, schweift mein Blick rüber zu dem Schrank neben mir. „Bingo", murmle ich erleichtert, mache die Tür zu diesem auf und krieche so schnell es nur geht rein. Ich schließe die Schranktür hinter mir, sitze nun zusammengequetscht hier im Dunkeln und halte die Luft an. „Hier sind sie: in diesem Karton." Gerade noch rechtzeitig, wie es aussieht, denn durch den Spalt sehe ich einen Schatten, der sich aber schnell wieder entfernt. „Dann können wir ja wieder gehen. Na los." Die Schritte entfernen sich und ich höre noch, wie die Eingangstür geöffnet und wieder geschlossen wird. Einige Sekunden verweile ich noch vorsichtshalber in dem Loch, bevor ich mir sicher bin, dass diese zwei Person, die mich fast erwischt hätten, wieder weg sind. Ich öffne vorsichtig die Tür und klettere raus. „Scheiße, war das knapp", sage ich leise, schließe wieder den Schrank und öffne erneut die Schublade, um mir endlich den Schlüssel zu schnappen. Nachdem ich mich vergewissert habe, dass niemand anderes da ist und auch Namjoon und Jin nicht zu sehen sind, gehe ich wieder um die Tresen und gehe auf die Vitrine zu. „Jetzt nur noch diesen Plan schnappen, den Schlüssel zurückbringen und fertig. Das schaffst du", sage ich zu mir selbst, während mein Herz wie wild klopft. Als ich die Glasvitrine erreicht habe, schaue ich noch einmal um mich, bevor ich auch schon mit geschickten und schnellen Handgriffen das Schloss geöffnet habe und zielgerichtet eines der drei Bücher in die Hand nehme. Schnell blättere ich auf die letzte Seite und stelle erleichtert fest, dass der Raumplan noch da ist. In Rekordzeit habe ich ihn in meine Jackentasche gesteckt, lege das Buch zurück und schließe die Vitrine wieder ab.
„Vali, wir sind fertig, wo bist du?" Namjoons Stimme ist erschreckend nahe, sodass ich mich von der Vitrine entferne und Schlüssel fest mit meinen Fingern umschließe. Gerade noch rechtzeitig, denn im nächsten Moment kommt auch schon der große Asiate mit den blonden Haaren um die Ecke und lächelt mich an, während seine Grübchen zum Vorschein kommen. ich erwidere sein Lächeln, ehe auch schon Jin erscheint. „Super, dann können wir ja los", sage ich immer noch mit dem Schlüssel in der Hand und lautem Herzklopfen, zusammen mit einem hektischen Atem. Zum Glück merken die zwei nichts. Wieder laufen die zwei Turteltäubchen vorne, sodass ich die perfekte Gelegenheit habe, während wir an den Tresen vorbeilaufen und auf den Ausgang zusteuern, mich geschickt über diesen zu beugen, die Schublade zu öffnen und den Schlüssel in diesen versenken zu lassen. Schnell schließe ich diese wieder. Allerdings hat das ein Geräusch erzeugt, das die zwei Jungs gehört haben, die sich nun verwirrt zu mir umdrehen. „Was war das?" Ich setze eine gespielt unwissende Miene auf. „Keine Ahnung, vielleicht eine Ratte." Jin quiekt ängstlich auf, während wir die Bibliothek verlassen. Namjoon muss lachen. „Ich beschütze dich ja schon." Nun bin ich diejenige, die lacht. Nicht nur weil die Vorstellung, dass Namjoon Jin vor einer Ratte beschützt witzig ist, sondern auch, weil ich erfolgreich war und nun den lang ersehnten Raumplan in meiner Jackentasche habe, für den ich das letzte Mal fast drauf gekommen wäre. Von dem ich jedoch Caspar und der Herrin nichts erzählen werde; nicht bevor ich drauf gekommen bin, ob er eine tiefere Bedeutung hat, oder auch nicht. Schließlich kann er für meine Beschattung nicht mehr allzu nützlich sein, aber wer weiß, was dieser Plan noch für Geheimnisse mit sich bringt?
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Fake Mission [BTS FF]
FanfictionValerie wird beauftragt ein Internat zu beschatten und sich als jemanden auszugeben, der nicht ihrem wahren Charakter entspricht. Dass sie dabei ihre sieben Mitbewohner, die sie belügt, ins Herz schließt war allerdings nicht geplant und auch nicht d...