Part 109

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„Jetzt. Ich glaube, sie wacht langsam wieder auf." Ich merke, wie ich wieder in der Lage bin, Geräusche wahrzunehmen und traue mich langsam, aber sicher meine Augen zu öffnen. Mein alt bekannter Arzt sitzt neben meinem Bett und schaut mich prüfend an. Ich sehe, wie eine Infusionsspritze in meinem Arm steckt. Ich schaue mich um, aber die einzige Person, die ich außer dem Arzt sehen kann, ist mein Mentor Caspar. „Wo sind die anderen?", frage ich direkt und denke sofort dran, was mir Tae gebeichtet hat. Der Gedanke, dass sie alle Ghule sind, verursacht einen Stich in meinem Herzen, aber ich versuche mich zusammenzureißen, um nicht nochmal in Ohnmacht zu fallen. „Ich habe sie alle nachhause geschickt. Nur einer ist geblieben. Vermutlich war Ihnen die Aufruhr und alles zu viel. Im Moment sind ihre Werte wieder in Ordnung, Sie sollten sich bloß ausruhen, morgen sieht die Welt bestimmt ganz anders aus."

Morgen werden meine Freunde immer noch Ghule sein, die ich töten muss, da wird eine Nacht auch nichts ändern können, Herr Doktor!

„Wer ist denn noch da?", frage ich leise. „Ein grauhaariger Bursche." Zum Glück hat er nicht erwähnt, dass er mein Freund ist, denn Tae hat ihm das sicherlich gesagt, als er drum gebeten hat, hier bleiben zu dürfen, sonst hätte ich ein Problem mit Caspar. „Ich lasse Sie erstmal mit Ihrem Vater alleine. Anschließend kann der Junge reinkommen, wenn Sie möchten. Wenn etwas sein sollte, rufen Sie mich oder eine Krankenschwester. Bitte ruhen Sie sich aus." Der Arzt verabschiedet sich und verlässt das Zimmer. Als er draußen ist, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass er Tae das erklärt, was er mir grad eben erklärt hat und er erst nachher reinkommen kann.

„Vali, was ist denn passiert?", fragt Caspar und scheint wirklich besorgt zu sein. Ich seufze und schüttle den Kopf. „Vermutlich spinnt grad meine Regenerationskraft", lüge ich und hebe ganz leicht meine Schulter an. Selbstverständlich sage ich ihm nicht, dass meine Mitbewohner Ghule sind, was aber sehr wahrscheinlich das Richtige wäre. Er seufzt ebenfalls und fährt sich gestresst durch die Haare. Ein Blick nach draußen verrät mir, dass wir bereits Abend oder Nacht haben. Auch sieht Caspar sehr müde aus, sodass ich seine Hand nehme und sie vorsichtig drücke. Er sieht etwas überrascht aus, aber sagt nichts und zieht sie auch nicht. „Caspar, mir geht es bald wieder besser, ich wurde von sechs Ghule verprügelt und wäre fast gestorben, da ist es denke ich normal, dass so was passiert. Bitte geh dich irgendwohin ausruhen, okay?" Er ist nun derjenige, der meine Hand drückt. „Ich frage eine Krankenschwester, ob sie vielleicht ein Zimmer für mich haben." Ich schüttle meinen Kopf. „Ich bin keine drei mehr. Du kannst ruhig nachhause fahren. Ich schaffe das hier schon." Nun ist er derjenige, der den Kopf schüttelt. „Nein, Valerie. Du bist meine Schülerin, ich dein Mentor und dir geht es im Moment miserabel. Es tut mir leid, dass ich dich vorhin so angefahren habe. Selbst ich hätte keine Chance gehabt, wenn mich sechs starke Ghule angegriffen hätten, mit der Absicht zu töten. Ich bleibe hier und gehe erst, wenn es dir wieder besser geht. Wir müssen das natürlich der Herrin mitteilen, aber das wirst du lieber selber machen, wenn du entlassen wirst. Ich möchte dir jetzt nicht auch noch die Herrin aufdrängen, denn sie wird viel härter reagieren, wie ich, das weißt du hoffentlich." Ich lächle dankbar, ehe Caspar auch schon aufsteht. „Schlaf gut. Wenn etwas ist, sag bescheid. Ich besorg mir ein Zimmer, ich komme morgen früh wieder, okay?" Ich nicke und winke ihm vorsichtig zu. Ich lasse meinen Kopf nach hinten fallen und schließe die Augen.

Ich stecke tief in der Scheiße, oh ja.

„Verdammt."

Fake Mission [BTS FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt