Ich löse mich von Caspar und kann meinen Blick von Taehyung nicht abwenden. Dies bemerkt Caspar, denn er folgt meinem Blick und dreht sich zu meinem Ex-Freund. Kurze Stille kehrt ein, die unterbrochen wird, indem Tae sich räuspert und sich von dem Türrahmen abstößt. „Entschuldigung, ich wollte nicht stören", sagt er leise und scheint etwas peinlich berührt zu sein. Ich senke meinen Blick und starre auf meinen Teppich. „Nein, nein, du störst nicht", meint Caspar und schaut mich von der Seite an. Seinen prüfenden Blick kann ich sehr gut spüren. „Vali, können wir grad mit dir reden?" Ich hebe meinen Kopf und schaue ihn an – den Jungen, den ich über alles liebe und der mich nun hasst; das dank mir. Langsam nicke ich, werfe meinem Mentor einen kurzen Blick zu und gehe mit langsamen und zögernden Schritten zu Taehyung. Währenddessen klopft mein Herz wie verrückt und ich habe das dringende Bedürfnis vom Erdboden verschluckt zu werden, da es mir so peinlich ist und ich mir all die schlimmen Dinge, die wegen mir passiert sind, nicht verzeihen kann. Da ich nun kein Homunkulus mehr bin, spüre ich die Verletzungen letzter Nacht besonders, als ich einen Schritt vor den anderen mache. Zähneknirschend verlasse ich mit Taehyung den Raum. Draußen vor der Tür sehe ich auch all meine anderen Mitbewohner, denen ich nicht einmal ins Gesicht blicken kann. Während wir zusammen die Treppen runtergehen, ächze ich hier und da, versuche aber den Schmerz zu ignorieren. Tae und auch meine restlichen Mitbewohner werfen mir verstohlene Blicke zu, allerdings versuche ich auszublenden, wie verletzt er und die anderen sein müssen. „Du hast Schmerzen", stellt Tae fest. Ich antworte jedoch nicht, sondern beiße mir auf die Zähne und setze konzentriert meinen Weg fort. Seufzend kommt mir Tae näher, schmeißt meinen linken Arm und seinen Hals und stützt mich den restlichen Weg. Dabei sauge ich seinen vertrauten Geruch ein, bin aber dennoch extrem irritiert. Was macht er da? Auf der einen Seite könnte ich deswegen Luftsprünge machen, auf der anderen aber könnte ich wieder anfangen zu weinen, weil ich ganz genau weiß, dass das meine letzten gemeinsamen Momente mit ihm sind. Und was sich gerade meine Freunde denken müssen, kann ich mir nur allzu gut vorstellen. Bestimmt fragen sie sich, wie dumm Tae sein muss, dass er sowas überhaupt noch macht. Schließlich hilft er gerade einem Ex-Homunkulus, der Feind jedes Ghuls. Am Liebsten würden sie mich sicher die Treppen runterstoßen und einfach sterben sehen. Was anderes habe ich auch nicht verdient.
Wir betreten die alt bekannte Küche und mir wird bewusst, dass ich auch diese zum letzten Mal betrete und die schönen Erinnerungen nur noch Vergangenheit sein werden. Ich denke an die vielen Mahlzeiten, die wir hier gemeinsam verbracht haben, bei denen Jimin und Jungkook ständig gestritten, Namjoon und Jin die ganze Zeit Händchen gehalten und ich mich zusammen mit Lisa und Jennie über Yoongis schlechte Tischmanieren aufgeregt haben. Auch denke ich zurück an die Spieleabende, die wir hier an diesem Tisch verbracht haben. Augenblicklich denke ich an Hoseok, der komplett ausgerastet ist, als er zum ersten Mal nach unzähligen Malen gegen Yoongi bei UNO gewonnen und einen unfassbar lustigen Freudentanz gemacht hat und wir anderen vor Lachen fast an unseren Salzstangen erstickt sind.
„Setz dich am besten." Ich tue, was mir Jennie empfiehlt und ich setze mich automatisch an meinen Platz. An den Platz, an dem ich tagtäglich das ganze letzte Jahr gesessen habe. Jedoch fühlt sich dieser plötzlich sehr befremdlich an und so, als würde ich nicht mehr hierhergehören. Das tue ich schließlich auch nicht mehr. Lisa, Yoongi, Hoseok, Taehyung, Namjoon, Jennie, Jin, Jimin und Jungkook setzen sich ebenfalls an den Tisch und ich traue mich erst jetzt aufzuschauen. Und was ich da erblicke wundert mich so sehr, dass meine Kinnlade runterklappt: viele lächelnde Gesichter.
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Fake Mission [BTS FF]
FanfictionValerie wird beauftragt ein Internat zu beschatten und sich als jemanden auszugeben, der nicht ihrem wahren Charakter entspricht. Dass sie dabei ihre sieben Mitbewohner, die sie belügt, ins Herz schließt war allerdings nicht geplant und auch nicht d...