Part 129

139 10 2
                                    

Lange war ich wohl nicht weg von der Bildfläche, denn ich klappe plötzlich meine Augen auf und befinde mich immer noch in diesem schmuddeligen Keller. Abrupt setze ich mich auf und stelle mich hin, was zur Folge hat, dass mir etwas schwindelig wird, sodass ich mich an etwas festhalten muss. Dieses etwas ist allerdings Yoongi, der mich besorgt anschaut. Die Erinnerungen an den vorherigen Kampf kehren zurück, sodass ich ihn sofort loslasse und bemerke, dass auch die anderen mich erwartungsvoll und besorgt anschauen, aber auch ... enttäuscht. Ich trete einige Schritte zurück und hole ein paar Mal tief Luft. Ihre spitzen Zähne sind verschwunden, wie auch ihre lila leuchtenden Augen. Ich fühle mich komisch. Sehr merkwürdig, um genau zu sein. Nicht nur, weil ich meine Freunde hintergangen habe, sondern auch weil hier etwas nicht stimmt. Meine Freunde schauen sich ebenfalls fragend an, was mich vermuten lässt, dass ich nicht die Einzige bin, die das gewisse Etwas spürt.

„Fühlt ihr das auch?", fragt Jimin plötzlich und betastet seinen eigenen Körper. Ich versuche, mich wieder in einen Homunkulus zu verwandeln, aber es ... „Funktioniert nicht", sage ich erschrocken. Auch die anderen probieren es, aber es geht nicht. Was ist hier los? „Heißt das, wir ... wir sind Menschen geworden?", fragt Jungkook ungläubig und kann nicht fassen, was grad vor sich geht. „Es liegt an diesen Steinen", stellt Namjoon fest.

„Die Kraft der Homunkuli und Ghule lag lediglich in dem Stein der Unendlichkeit und dem Stein der Vergänglichkeit. Dadurch, dass wir sie zerstört haben, ist nicht nur die Herrin der Homunkuli gestorben, sondern auch die Seelen dieser zwei Fabelwesen wurden zerstört, was bedeutet, dass es keine Ghule und auch keine Homunkuli gibt."

„Wir sind alle Menschen. Ganz normale ... und das für immer", fügt Jin noch hinzu. Stille kehrt ein, während jeder von uns versucht, das Geschehene zu verdauen und der Wahrheit ins Gesicht zu blicken. „Wir haben die Welt gerettet", murmelt Lisa. „Hätte die Herrin ihren Plan durchführen können, hätte sie die Alpha-Homunkuli erschaffen, alle übrig gebliebenen Menschen getötet, nachdem auch wir umgebracht worden sind und die Weltherrschaft an sich gerissen. Wer weiß, was dann noch passiert wäre", gebe ich von mir und rutsche an der Wand runter, woraufhin ich auf dem Boden sitze und meinen Kopf erschöpft auf meine Knie lege. Niemand sagt was, jeder von uns schweigt. Statt, dass ich mich über unseren Sieg freuen würde, bin ich traurig. Und innerlich zerbrochen. Ich kann mir nicht verzeihen, was ich meinen Freunden, besonders Tae angetan habe. Ich weiß ganz genau, warum ich so wütend geworden bin, sodass ich noch Kraft bekommen habe, gegen die Herrin zu kämpfen: ich musste mir eingestehen, dass sie recht hatte. Sie hatte recht damit, dass sie mich hassen würden und ich gehen muss. Ich muss das Internat verlassen und ich werde sie nie wiedersehen.

„Du hast deine Kette verloren." Bei Taes bedrückter Stimme hebe ich wieder meinen Kopf und schaue zu ihm rüber. Bei seinem Anblick zerbricht mir das Herz zum gefühlt hundertsten Mal heute: er hat überall Verletzungen und sieht traurig und auch verletzt aus. Und das alles nur wegen mir. Ich hasse mich dafür. Ich hasse mich so sehr, dass ich mir wünsche, ich wäre zusammen mit der Herrin gestorben. Tae hebt die winzige Silberkette in die Höhe, die er mir zu meinem Geburtstag im Winter geschenkt hat - das war vor wenigen Monaten. Ich greife automatisch an meinen Hals und bemerke, dass sie tatsächlich fehlt. „Wir haben bei der Feier plötzlich bemerkt, dass du nicht mehr da bist und haben dich gesucht. Wir dachten, du wärst bloß auf der Toilette und sind ins Schulgebäude gegangen. In der Nähe des  Kellers haben wir deine Kette gefunden und haben dann die Schreie gehört,woraufhin wir sofort hergekommen sind. Na ja, und den Rest kennst du ja schon", erklärt mir der Grauhaarige, ehe ich nicke und meinen Kopf senke. „Danke, dass ihr mich gerettet habt", murmle ich und traue mich nicht, ihnen in die Augen zuschauen. Ich schäme mich viel zu sehr als dass ich sie angucken könnte „Erkläres uns." Tae schaut mich an und ich weiß sofort, was er meint.

Ich öffne meinen Mund und erzähle ihnen alles. Ich fühle mich so unfassbar schuldig. Ich schulde ihnen wenigstens die komplette Wahrheit, die ich ihnen auch gebe. Ich erzähle ihnen, dass ich ein Homunkulus bin, oder auch war, dass ich für diese Mission auserwählt wurde, anfangs alles gespielt war und ich sie hintergangen habe. Ich erzähle ihnen, wer Caspar in Wahrheit ist, warum ich mich so oft mit ihm außerhalb des Internats getroffen habe, warum ich mich nachts immer raus geschlichen habe und was ich in der Bibliothek gemacht habe. Ich sage ihnen, dass ich diejenige, die Jackson und die anderen umgebracht habe, was mit einem geschockten Aufschluchzen quittiert wird. Auch erzähle ich vom Raumplan und die Wahrheit über die Herrin. Ich erkläre ihnen, dass das alles eine Lüge war. Als ich fertig erklärt habe, kann ich nicht anders und muss wieder anfangen zu weinen, da es viel zu sehr schmerzt. „Es tut mir leid", murmle ich und stehe mit wackligen Beinen auf. „Valerie", fängt Tae an, sodass ich ihn anschaue. Statt der warmen schönen Augen, blicke ich in ein enttäuschtes und kaltherziges, aber auch wütendes Augenpaar. Aber was habe ich auch anderes erwartet? „Ich denke, du solltest gehen." Kurze Stille. „Das finden wir alle", fügt Hoseok mit zusammengekniffenen Augen und erstickter Stimme hinzu. "Wir ... wir möchten dich nicht mehr sehen." Lisa gibt diese Worte von sich und fängt an zu weinen, woraufhin Jennie mit einstimmt. Sie alle sind verletzt und betroffen, was ich ihnen nicht einmal verübeln kann. Auch, wenn es zu erwarten war, sind all diese Worte wie ein Stich in mein Herz. Trotzdem nicke ich langsam und bewege mich zum Ausgang. „Es tut mir leid." Ich verlasse den Raum und lasse sie alle zurück, - die Menschen, mit denen ich das letzte Jahr verbracht und die ich gegen meinen Willen in mein Herz geschlossen habe.

"Es tut mir alles so leid."

Fake Mission [BTS FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt