„Aish, hör auf mein Stockbrot zu essen! Hol dir dein eigenes!" Kichernd und kauend lehne ich mich gegen Tae und mache mich darüber lustig, dass er es schon zum vierten Mal zu spät bemerkt hat, dass ich etwas von seinem Essen geklaut habe. Jedoch bin ich viel zu faul, um mir selber etwas zu essen zu holen, sodass ich praktisch gezwungen bin, ihm sein Essen zu klauen. „Geteiltes Leid ist halbes Leid. So heißt das doch, nicht?", versuche ich mich zu verteidigen. Mein Freund muss trotz seines aufgesetzten bösen Blicks lachen, was mehr wie ein schnarchender Bär klingt. „Was hat das mit meinem Stockbrot zu tun? Ich esse mein Stockbrot sehr gerne, das hat also nichts mit Leid zu tun?" Ich zucke mit den Schultern. „Nichts, ich weiß bloß nicht, wie ich mich sonst verteidigen soll als mit so einem weisen Spruch." Nun bin ich diejenige, die schmunzeln muss. Lisa hat unserem Gespräch aufmerksam zugehört und muss ebenfalls lachen. „Seiner Freundin sollte man immer etwas von seinem Essen abgeben. Das ist ein Gesetz!" Ich klatsche bei der Rothaarigen ein und ohne, dass ich zu Tae hochschaue, weiß ich, dass er seine Augen verdreht und links zu seinem besten Freund Jungkook schaut. Er erhofft sich, dass wenigstens dieser auf seiner Seite steht, jedoch zuckt Kookie bloß mit seinen Schultern und zeigt nickend auf Lisa, während er mit seinem Stockbrot rumfuchtelt, dabei Hoseok fast das Auge aussticht. „Ich muss Lisa zustimmen. Sorry, bro." Verdattert blickt mein Freund ihn an, während er mir durch die Haare fährt. Scheinbar macht er das unbewusst, denn sein Gesicht zeugt von Empörung und Wut, was nicht wirklich zu seinen sanften Bewegungen passt. „Du auch noch? Sind denn heute alle gegen mich?" Ich schaue ihn lächelnd an und schüttle den Kopf. „Nein, ich bin auf deiner Seite. Auf derselben Seite zu sein, bedeutet aber, sein Essen zu teilen." Das bringt nicht nur Lisa und Jungkook zum Lachen, sondern selbst Tae. Im Anschluss drückt er mir einen Kuss auf die Lippen, der mich erneut zum Lächeln bringt.
Schon seit Stunden läuft schon unsere Feier. Wir reden viel - nicht nur über unser Stockbrotdilemma, sondern auch über vieles andere -, trinken, essen und haben einfach Spaß. Hier und da schaffe ich es sogar auszublenden, dass ich zwischen einem Haufen Ghule sitze. Auch versuche ich den Fakt, dass diese Wesen meine zwei besten Freunde umgebracht haben, auszublenden. Aber auch die Tatsache, dass ich meiner Herrin bereits hätte sagen müssen, was Sache ist und alle hier Ghule sind. Immer noch habe ich keine Lösung für dieses Problem gefunden und stehe somit zwischen zwei Seiten, unfähig mich für eine dieser zu entscheiden. Bin ich nun auf der Seite meiner Herrin oder der meiner Freunde? Ich weiß es einfach nicht. Auch habe ich die Befürchtung, dass es mittlerweile unmöglich ist, mir eine Seite aussuchen zu dürfen, da ich beide hintergangen habe. Somit habe ich mir mein eigenes Grab gebuddelt.
Ein Junge aus der Parallelklasse hat seine Gitarre ausgepackt und fabriziert mithilfe seiner geschickten Finger beruhigende und schöne Töne, die mich fast zum Einschlafen bringen. Bedauerlicherweise kann ich nicht in Taes Armen einschlafen, schließlich habe ich noch einiges vor. Einen Einbruch in die Schule kann man nicht planen, indem man schläft, sondern indem man scharf nachdenkt und auf den perfekten Moment wartet, in dem man unbemerkt davonlaufen kann. Und dieser perfekte Moment ist gekommen, als ein paar der Jungs die Idee aufbringen Ein Trinkspiel zu spielen, bei dem wir gemischte Gruppen bilden und immer nur einzelne Personen gegeneinander antreten, somit der Fokus auf nur wenige der Schüler liegt. Das bedeutet wiederum, dass ich mich unbemerkt davonschleichen kann und auffällig zum Eingang der Schule gehe. Angekommen bei diesem stelle ich erleichtert fest, dass mich niemand entdeckt hat und ich meine kleine Mission endlich durchführen kann. „Na, dann mal los", sage ich leise zu mir selbst und schlüpfe durch die Tür in die Schule hinein.
DU LIEST GERADE
Fake Mission [BTS FF]
FanfictionValerie wird beauftragt ein Internat zu beschatten und sich als jemanden auszugeben, der nicht ihrem wahren Charakter entspricht. Dass sie dabei ihre sieben Mitbewohner, die sie belügt, ins Herz schließt war allerdings nicht geplant und auch nicht d...