Ein Tag nach dem anderen vergeht, während ich meine Zeit im Krankenhaus verbringe. Caspar ist tatsächlich noch einige Tage geblieben, bis ihm versichert wurde, dass ich auf einem guten Weg zur Heilung bin. Meine Regenerationskräfte kommen allmählich zurück, sodass meine Verletzungen schneller als bei einem normalen Menschen verheilen. Selbstverständlich versuche ich sie zurückzuhalten, damit es nicht all zu sehr auffällt. Dennoch wundert sich der Arzt, warum alles so schnell heilt, freut sich aber, genauso wie meine Mitbewohner, die mich jeden Tag besuchen kommen. Tae ist fast die ganze Zeit bei mir, bis auf wenige Stunden, die er Zuhause verbringt und schläft oder in die Schule geht. Für mich lässt er sogar ein paar Schultage aus, obwohl ich ihm genau dies verboten und ihm gesagt habe, dass er wegen mir seine Bildung nicht vernachlässigen soll.
Natürlich habe ich Caspar nichts davon erzählt, dass mir meine Freunde erzählt haben, was für Wesen sie in Wahrheit sind. Immer noch bin ich zutiefst geschockt und kann es nicht fassen, dass sie wirklich Ghule sind. Nicht nur, weil es meine Bestimmung ist, genau solche Wesen umzulegen, sondern weil ich monatelang versucht habe, genau dies aufzudecken und ich nun vor wenigen Stunden damit überrascht wurde. Die ganze Zeit über befand sich die Wahrheit in demselben Haus, in das ich eingezogen bin.
Nach meinen zwei Ohnmachtsanfällen und nachdem Caspar weggegangen ist, habe ich noch sehr lange mit Tae geredet, der mir versichert hat, dass ich das alles nicht geträumt habe. Am nächsten Tag sind auch die anderen kommen, mit denen ich ebenfalls drüber geredet habe. Dass ich ein Homunkulus bin, verschweige ich immer noch vor ihnen und das soll auch weiterhin so bleiben. Sie sollen nach wie vor denken, dass ich ein Mensch bin, sonst fliegt meine ganze Tarnung auf. Auch fällt es mir, nachdem sie es mir erzählt haben, noch viel schwerer in meiner Rolle zu bleiben. Das Gefühl, dass ich mich immer tiefer in den Dreck reite, lässt mich wirklich nicht los und wäre ich von Natur aus nicht so eine starke Person,wäre ich sicherlich schon zusammengebrochen und hätte meinen neun Mitbewohnern alles erzählt. Ich hätte ihnen alles gebeichtet, sie dabei verloren, wäre zurück in mein Heimatdorf gefahren, hätte meine Mission als gescheitert erklären müssen und meinen Mentor und meine Herrin zutiefst enttäuscht. Es fällt mir immer schwerer in meiner Rolle zu bleiben. Am liebsten würde ich Taehyung die Wahrheit erzählen, aber das geht nun mal nicht, da ich nicht vergessen darf, woher ich komme und was ich hier zu suchen habe. Innerlich habe ich gehofft, dass außer Jackson, Johnny, Kai und Yongguk niemand auf dem Internat Ghule sind, obwohl ich als Homunkulus mir genau das wünschen sollte. Als ich in das Internat gekommen bin und überhaupt keine Lust auf diese ganze Bestimmung hatte, hatte ich genau diesen Wunsch. Ich habe mir gewünscht, dass das komplette Internat voller Ghule ist, die ich zusammen mit anderen Homunkuli vernichten könnte. Aber da ich so dumm bin, mich in einen Ghul verliebt und mich mit acht weiteren angefreundet habe, möchte ich genau dies nicht mehr. Mehrere Monate habe ich mit Ghulen unter einem Dach gelebt, ohne es zu merken. Mehrere Monate haben sie es mir verheimlicht. Sie waren diejenigen, die sich nachdem sie es mir erzählt haben, entschuldigt haben und furchtbare Angst hatten, dass ich nichts mehr mit ihnen zu tun haben möchte. Dass ich sie hassen würde, dass ich mich vor ihnen fürchten würde. Tae hat sogar angefangen zu weinen, war aber unfassbar erleichtert, als ich ihnen gesagt habe, dass es okay ist und ich es niemandem sagen werde. Auch, wenn es überhaupt nicht so ist. Sie denken, dass sie die einzigen sind, die ein Geheimnis vor mir hatten und scheinen überhaupt nicht in Betracht zu ziehen, dass ich eins habe. Und genau das ist ja das Schlimme an der ganzen Sache: sie vertrauen mir so sehr, dass sie mir von ihren wahren Identitäten erzählt haben, während ich sie nach wie vor anlüge und ihr Vertrauen ausnutze. Nicht nur das ist das Schlimme, sondern auch, dass sie mir im Anschluss anvertraut haben, dass der ganze Rest des Internats aus Ghulen besteht.
Das.
Ganze.
Verdammte.
Internat.
Ergo: ich stecke in der größten Zwickmühle der Weltgeschichte.
Stehe ich zu meinem Homunkulus-Stamme und verrate meine Freunde, oder kehre ich meiner Herrin und Caspar den Rücken zu und sage ihnen nicht, dass ich das große Geheimnis um das Souls-Internat gelüftet habe?
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Fake Mission [BTS FF]
FanfictionValerie wird beauftragt ein Internat zu beschatten und sich als jemanden auszugeben, der nicht ihrem wahren Charakter entspricht. Dass sie dabei ihre sieben Mitbewohner, die sie belügt, ins Herz schließt war allerdings nicht geplant und auch nicht d...