„Und du bist dir sicher, dass du alles eingepackt und nichts vergessen hast?" Caspar schaut mich fragend an, während er meine Tasche aus meiner Hand nimmt. „Ja, ich bin mir sicher. Wir können los." Bevor ich wir aus der Tür rausgehen, schaue ich noch mal zurück und denke, wie schon in den ganzen letzten Stunden, die ich hier verbracht habe, an Silvia und James. Bei dem Gedanken an die beiden verkrampft sich alles in mir und ich spüre förmlich wie die Trauer mich runterzieht. Ich kann einfach nicht aufhören an sie zu denken, was aber denke ich mehr als selbstverständlich ist.
Nachdem ich einen letzten Blick in mein Zuhause geworfen habe, verlassen mein Mentor und ich die Wohnung. Die Tür schließe ich hinter mir. Ein Blick auf meine Uhr verrät mir, dass wir bereits Mittag haben, was bedeutet, dass wir erst spät abends ankommen werden, was mich dazu bringt genervt zu seufzen. Während wir im Treppenhaus die Treppen runtergehen, binde ich mir meinen Schal um, um mich vor der Kälte, die draußen herrscht, zu schützen. Das beste wäre im Moment mit Tae in seinem Bett zu liegen, heiße Schokolade zu trinken und mich ordentlich bei ihm auszuheulen. Bis es aber dazu kommen kann, muss ich noch einige Stunden Fahrt hinter mich bringen.
Unten angekommen, verlassen wir das gesamte Wohnhaus und gehen zu unserem Auto. Bevor ich aber einsteige, schaue ich mich noch ein letztes Mal um. Natürlich habe ich dieses Dorf vermisst, aber der einzige Grund, warum ich mich gefreut habe hierherzukommen waren meine zwei besten Freunde. Und dass sich jetzt rausgestellt hat, dass diese nicht mehr leben, verleiht dem Ort hier eine ganz andere Bedeutung. Klar, ich bin froh, dass ich hier sein und meinen Mentor sehen konnte, auch ist das hier mein Zuhause, aber im Moment möchte ich einfach weg von hier und zurück ins Internat. Ich hätte zwar nie gedacht, als ich die Mission begonnen habe, dass ich das mal so sagen würde, aber es ist nun mal so.
„Können wir los?" Caspar reißt mich aus den Gedanken, sodass ich meinen Blick von unseren Nachbarhäusern nehme, den Kopf schüttle und in das Auto steigen. Caspar fährt ohne ein weiteres Wort los. Nachdem schon einige Stunden vergangen sind, in denen ich versucht habe zu schlafen und kläglich gescheitert bin, ich mein Buch weiterlesen wollte, was aber auch nicht funktioniert hat, da ich mich schlichtweg nicht konzentrieren konnte, nehme ich mein Handy hervor. Auf diesem öffne ich gezielt das Bild, das ich mit meiner Handykamera geschossen habe und in den letzten Tagen schon öfter betrachtet habe. Sofort leuchtet der Raumplan vor meiner Nase auf, den ich mir spaßeshalber anschaue. Da die Herrin so schnell gehen musste, konnte ich ihr nichts von diesem erzählen, was mich ein wenig ärgert. Natürlich habe ich drauf gehofft, sie so stolz machen zu können, aber gleichzeitig macht mich ihre ständige Fragerei bezüglich des Innern der Schule skeptisch. Das ganze irritiert mich und ich kann mir einfach nicht erklären, warum sie wissen möchte, was für Räume diese Schule hat, wie sie aufgebaut ist und solch weitere Sachen. Das mag zwar sehr dumm und hinterhältig klingen, aber vielleicht ist es besser so, wenn ich die Sache mit dem Raumplan für mich behalte und auch Caspar nichts davon erzähle. Ich weiß nicht, woher dieses Gefühl kommt, aber ich glaube, dass das Richtige wäre. Wenn ich das Gefühl habe, dass die Zeit gekommen ist oder es tatsächlich relevant wäre, meinen Vorgesetzten von diesem Plan zu erzählen, mache ich das. Aber vorerst konzentriere ich mich auf die Vielleicht-Ghule auf meinem Internat.
Während ich also darüber nachdenke und auf mein Display starre, entdecke ich plötzlich etwas, was mich dazu verleitet die Stirn zu runzeln und was ich zuvor noch nie bemerkt habe. Was ist das denn? Ich vergrößere das Bild und schaue nach ganz unten, wo sich ein Zeichen befindet. Es ist zur Hälfte abgeschnitten und im Gegensatz zu den Markierungen, den weiteren Strichen und Kreisen sehr blass, deswegen habe ich es vermutlich bisher nicht bemerkt. „Ist alles in Ordnung?" Caspars Stimme lässt mich ein wenig aufschrecken, während ich verstreut mein Handy einpacke. "Ja, ja. Alles okay", murmle ich und lehne meinen Kopf gegen die Fensterscheibe.
Was zum Teufel ist das auf diesem Raumplan? Um mir diese Frage zu beantworten, muss ich Wohl oder Übel wieder in die Bibliothek und mir diesen Raumplan nochmal anschauen. Ich möchte rausfinden, was sich noch auf diesem befindet. Eventuell hat es ja eine wichtige Bedeutung und könnte mir weiterhelfen.
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Fake Mission [BTS FF]
FanfictionValerie wird beauftragt ein Internat zu beschatten und sich als jemanden auszugeben, der nicht ihrem wahren Charakter entspricht. Dass sie dabei ihre sieben Mitbewohner, die sie belügt, ins Herz schließt war allerdings nicht geplant und auch nicht d...