„Es ist hier ziemlich still ohne dich", sagt Caspar, als wir die Wohnung, die sich im dritten Stock befindet, betreten, in dem ich vor meiner Mission gewohnt habe und das ich immer noch als mein Zuhause bezeichne. Es steht alles so, wie ich es in Erinnerung habe. Selbst das schräge Bild neben der Eingangstür, das ich bei meinem Abschied so hingerichtet habe.
Bei Caspars Kommentar muss ich ein wenig lachen. "Ich nehme mal stark an, dass das ein Kompliment sein sollte."
Wir zwei betreten das Wohnzimmer in dem sich immer noch die blauen Sofas gegenüber voneinander befinden. In der Mitte steht der kleine Wohnzimmertisch, den ich vor ein paar Jahren mal fast kaputt gemacht habe, als James zu Besuch war und wir Hausaufgaben machen wollten. Ich bin mir nicht mehr so sicher, was genau mich dazu bewegt hat, zu stolpern und gegen diesen zu knallen und das während den Hausaufgaben, aber es ist nun mal passiert. Seit ich in das Internat gezogen bin, lebt Caspar alleine in unserer Wohnung. Eine Partnerin oder einen Partner hat er nicht, weshalb er nach wie vor alleine ist. Die Fenster sind geöffnet, sodass die weißen Vorhänge etwas hin und herwehen und frische Luft hereinkommt. „Aber kein Wunder. Ohne mich ist es überall langweilig", sage ich grinsend zu Caspar. „Ich bin mir sicher, dass du mich durchgehend vermisst hast", füge ich hinzu, was meinen Mentor dazu bringt ein wenig zu schmunzeln. Da ich weiß, dass er dies sehr selten macht, freut es mich, dass ich der Grund bin ihn jetzt so sehen zu können. „Es stimmt. Ich habe vermisst, dich innerhalb dieser vier Wände zu sehen. Aber ich bin gleichzeitig froh, dass meine Schülerin von der Herrin höchstpersönlich ausgewählt wurde, um diese gefährliche und schwere Mission auszuführen." Stolz schaue ich ihn an. „Ich habe ja auch einen guten Mentor."
Ich lege meine Tasche auf das Sofa, während Caspar in die Küche geht, die mit dem Wohnzimmer verbunden ist. Wahrscheinlich um uns etwas zu essen zu machen. Ich setze mich auf einen der Hocker, die vor den Tresen sind und schaue Caspar zu, wie er anfängt zwei Töpfe aus den Schränken zu holen und noch ein paar Zutaten. Auch wenn wir Homunkuli eigentlich nichts essen müssen, tun wir es natürlich trotzdem. Trotz dass wir kein Hungergefühl haben, möchten wir genauso wie normale Mensche essen, vor allem das, was gut schmeckt.
„Wo sind James und Silvia?", frage ich plötzlich und erkundige mich nach meinen zwei Freunden, während ich Tae eine Nachricht schreibe, in der steht, dass wir heil angekommen sind. Nachdem ich das gemacht habe, schaue ich mich in meinem altbekannten Zuhause um, atme den bekannten Duft ein und genieße es, dass ich wieder hier bin. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal so glücklich sein werde, da zu sein, wo ich ursprünglich herkomme. Bei meiner Frage von vorhin hält Caspar plötzlich inne und schluckt. Verwirrt beobachte ich ihn dabei, wie er die Spaghetti, die er bisher in der Hand hatte, beiseite legt und die Ärmel seines grünen Pullovers nach oben krempelt, während er mich anschaut. Dabei hängen ihm wie immer blonde Strähnen im Gesicht. Wenn ich mich nicht täusche, liegen in seinen Augen ... Trauer und Mitleid, was mich noch mehr irritiert. „Caspar, was ist?", frage ich langsam. „Valerie ... Ich wollte es dir eigentlich das letzte Mal schon erzählen, als wir uns gesehen haben, aber ich dachte mir mit Umständen entsprechend ist das keine gute Idee." Ich stehe langsam von dem Hocker auf, gehe um die Tresen und stelle mich vor Caspar, während ich meine Arme vor der Brust verschränke und mich gegen den Küchenpult lehne. „Und zwar?" Caspar holt tief Luft.
„James und Silvia sind tot. Bei einer Expedition sind sie mit noch mit einem anderen Kollegen einem großen Haufen Ghulen begegnet. Sie haben es nicht überlebt. Es tut mir wirklich leid, Valerie."
Meine Augen werden ganz groß, während ich das Gefühl habe, dass mein Herz einen Takt auslässt. „Ist ... Ist das dein ernst?", frage ich leise, während ich merke, dass meine Knie weich werden und mir allmählich schwindelig wird. Wie ich bereits erwähnt habe, sind wir Homunkuli nicht für unsere lieblichen und freundschaftlichen Beziehungen bekannt, aber meine zwei Klassenkameraden James und Silvia sind mir mit der Zeit sehr ans Herz gewachsen und waren meine zwei besten Freunde. Seit ich auf das Internat gekommen bin, haben wir leider keinen Kontakt mehr, da meine Herrin mir den Kontakt mit meinem Homunkulus Stamm verboten hat - aus Sicherheitsgründen versteht sich. Die zwei gehörten zusammen mit mir zu den besten Homunkuli unseres Stammes.
„Caspar, sag mir, dass das ein Witz ist", sage ich mit erstickter Stimme. Ich gebe mir alle Mühe meine Tränen zurückzuhalten, denn vor meinem Mentor zu weinen wäre wirklich das Allerletzte. „Sie konnten gegen die große Anzahl an Ghulen nicht gewinnen. Es waren einfach zu viele." Ich stutze und merke, wie meine Beine allmählich nachlassen. Caspar fängt mich so schnell es geht auf und drückt mich an sich. Nicht weinen, Valerie, nicht weinen! Als ich wieder etwas Kraft in meinen Beinen habe, stelle ich mich wieder normal auf, während Caspar und ich uns voneinander lösen, sodass er mich erwartungsvoll und sogar etwas besorgt anschaut.
„Valerie, du-"
„Ich bin zum Essen wieder da", sage ich so kalt wie möglich und mit einer festen Stimme, ehe ich mich von meinem Mentor abwende, meine Tasche vom Sofa schnappe und den Weg in mein Zimmer suche. Caspar ruft mir noch was hinterher, allerdings bekomme ich nicht mehr mit, was genau. Als ich mein Zimmer eilig betrete, schaffe ich es gerade noch die Tür zu schließen, da drücke ich mich mit dem Rücken an diese, rutsche runter und fange augenblicklich an zu weinen. Ich kann bloß hoffen, dass mein Mentor mein Schluchzen nicht hört, während ich das Gefühl habe, dass mein künstliches Herz in tausend Stücke zerfällt. Ich wünsche mir im Moment nichts sehnlicher als jetzt in Taes Armen liegen zu können.
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Fake Mission [BTS FF]
FanfictionValerie wird beauftragt ein Internat zu beschatten und sich als jemanden auszugeben, der nicht ihrem wahren Charakter entspricht. Dass sie dabei ihre sieben Mitbewohner, die sie belügt, ins Herz schließt war allerdings nicht geplant und auch nicht d...