Part 30

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„Irgendjemand wird sich ganz sicher verbrennen. Ich sehe es schon kommen", meint Namjoon neben mir, der anschließend in sein frisch zubereitetes Stockbrot beißt und auf das brennende Feuer zeigt.

„Wenn, dann ganz sicher du."

Empört schaut er mich an und schluckt sein Essen runter, bevor er mir antwortet. „Warum ich? Es sind noch genügend andere Menschen hier!"

Ich lache ein wenig. „Weil du die tollpatschigste Person aus dem ganzen Haus bist, auch wenn ich euch noch nicht so lange kenne."

„Pf. Wir werden noch sehen, wer sich an dem Feuer verbrennen wird, aber definitiv nicht ich!" Ich zucke mit den Schultern und esse weiter. „Wenn du meinst."

Es kehrt Stille ein, jedenfalls bei uns zehn, die im Haus D14 wohnen, die in einem Kreis sitzen. Die Stille wird aber schnell von Jungkook gebrochen.

„Vali, wir haben dich noch gar nicht gefragt, wie du eigentlich ins Internat gekommen bist, obwohl du jetzt schon seit einigen Wochen bei uns bist."

Ich verschlucke mich bei dieser unerwartete Frage an meinem Essen und muss erstmal husten.

„Toll gemacht, Jungkook", sagt Tae, der auf der anderen Seite von mir sitzt und mir auf den Rücken klopft. Der Schwarzhaarige will sich gerade verteidigen, da reicht mir Yoongi eine Flasche Wasser, die ich dankend annehme und einen Schluck trinke.

Geht's wieder?", fragt der Türkishaarige, als ich ihm die Flasche zurückgebe. Ich grinse ein wenig und nicke. „Ja, sorry. Ich glaube normal Essen ist nicht so meine Stärke. Wie war deine Frage noch mal Jungkook?"

„Ich habe gefragt, wieso du ins Internat gekommen bist. Wenn du bei dieser Frage noch mal einen Hustanfall bekommst, stelle ich sie vielleicht kein weiteres Mal."

Ich schaue ihn schmunzelnd an und setze an, etwas zu sagen - eine erfundene Geschichte, die ich mir jetzt spontan überlegen muss. Es sei denn ich möchte hochkantig aufliegen. Es wäre mir allerdings lieber, wenn ich ihnen nicht beichten müsste, dass ich eigentlich nur in diesem Internat bin und bei ihnen im Haus wohne, weil ich ein Homunkulus bin und alle hier beschatte - auch die neun Menschen, die glauben ich sei ein normaler Mensch und ihre Freundin.

„Wenn es zu privat oder schlimm ist, muss du es nicht erzählen", sagt Taehyung neben mir, sodass ich ihm in die Augen schaue und grinsend meinen Kopf schüttle.

„Ach was, so schlimm ist es nicht."

Ich wende meinen Blick ab und schaue in die Runde. Bevor ich aber meine erfundene Geschichte vortragen kann, gesellen sich Yongguk und Jackson aus der Parallelklasse zu uns, mit denen ich mich ebenso ziemlich gut verstehe.

„Na, was geht bei den D14-ern so?"

„Vali war gerade dabei zu erzählen, wie sie ins Internat gekommen ist."

Der Lockenkopf und der Braunhaarige schauen mich gespannt an und grinsen.

„Ach das würden wir auch gerne hören."

Ich lache und zucke mit den Schultern.

„So spektakulär ist das jetzt auch nicht. Es gab bloß ein paar Probleme Zuhause und in der Schule, sodass mein Vater beschlossen hat, mich in ein Internat zu stecken, was ich zugegebenermaßen gar nicht mal so schlecht fand. Natürlich war es nicht so schön meine alte Schule und somit meine Freunde zu verlassen, aber ich war relativ froh drüber irgendwo anders einen Neustart machen zu dürfen."

Klang das überzeugend und echt? Ja, ich glaube schon. Valerie, das hast du gut gemacht!

„Sind deine Eltern geschieden? Als du am ersten Tag zu uns gekommen bist, habe ich dich nur mit einem rothaarigen Mann gesehen. War das dein Vater? Hatte deine Mutter keine Zeit dich zu begleiten?"

Für diese eigentlich harmlose erhält Jimin erstmal einen kleinen Schlag auf den Hinterkopf von Lisa.

„So eine Frage ist etwas taktlos, Chimchim."

Ich winke schmunzelnd ab.

„Ach was, das macht nichts. Meine Eltern sind nicht geschieden, nein."

Dass ich eigentlich keine Eltern habe, sondern die Herrin meine einzige Erzeugerin ist, erwähne ich lieber nicht.

„Ich lebe bloß mit meinem Vater zusammen."

Verwirrt schauen mich meine Mitbewohner an.

„Und was ist dann mit deiner Mutter?", fragt Yongguk.

Mein Schmunzeln verschwindet. Soll ich jetzt auch noch anfangen zu weinen? Oder ist das zu viel des Guten? Aber normalerweise machen das Menschen doch so, oder nicht?

„Sie ist tot."

Die anderen halten in ihrer Bewegung inne und es fühlt sich an, als würde die Stimmung kippen.

„Oh Gott ... Vali, das ... Das tut mir leid", sagt Tae fassungslos neben mir und legt seinen Arm um mich und zieht mich zu sich. Dass ich dabei ein komisches Kribbeln im Bauch habe, versuche ich aber zu ignorieren.

Die anderen stimmen Tae zu und nicken. Ich winke aber ab und versuche gequält zu lächeln.

„Das ist schon lange her. Ich habe mich dran gewöhnt und es akzeptiert."

Verdammt. Ich hoffe das klang jetzt nicht all zu kalt.

„Lass uns einfach darüber reden, wieso ihr hier seid. Genug von mir - ihr seid jetzt dran. Ich habe euch nämlich genauso wenig gefragt, wie ihr mich."

Die anderen schlucken ihr Essen runter und versuchen das Thema meine Mutter abzuhaken.

Dass sie so mitfühlend sind - obwohl sie vielleicht blutrünstige Ghule sind - hätte ich nicht erwartet. Das macht sie aber trotzdem nicht zu etwas Besserem oder Anderem als Objekte, die lediglich von mir beschattet werden.

Fake Mission [BTS FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt