„Sie scheinen im Moment ganz stabil zu sein. Falls doch etwas sein sollte, wenn Sie auch nur den Anschein von Schmerzen spüren sollten, sagen Sie sofort jemandem Bescheid, okay?" Der Arzt notiert sich etwas in eine Art Heft, bevor er auch schon das Blutdruckmessgerät entfernt und mein Nicken bemerkt. Er wirft mir ein kurzes Lächeln zu, meinen neun Mitbewohner auch, die mittlerweile in mein Zimmer gekommen und mich freudig, aber vorsichtig in die Arme genommen haben. Nun sitzen oder stehen sie verteilt in meinem Krankenzimmer. Entweder am Fußende meines Bettes oder auf Stühlen, die sie an mein Bett geschoben haben. Der Doktor verlässt das Zimmer und lässt uns zehn alleine. Ich seufze und lasse meinen Kopf nach hinten auf mein Kissen fallen und schließe für einen kurzen Moment meine Augen.
„Vali." Ich öffne sie wieder, setze mich auf und blicke Namjoon an, der mich anschaut. „Ich weiß schon, was ihr fragen wollt", murmle ich und senke meinen Kopf, nur um meine Hände anschauen zu können. Bis jetzt hatten wir noch nicht die Möglichkeit, so richtig miteinander zu reden, da direkt nachdem Tae reingekommen ist, auch schon der Arzt im Schlepptau mit meinen restlichen Mitbewohnern gekommen ist, der mir erst ein paar Fragen bezüglich meiner momentanen gesundheitlichen Lage gestellt hat. „Was ist passiert? Was hast du so spät in der Nacht da draußen gemacht?" Jin stellt mir genau die Fragen, auf die ich mich bereits eingestellt habe. Aber das Problem ist, dass ich ihnen nicht sagen kann, dass ich auf dem Weg in die Bibliothek war und dabei von Jacksons Freunden angegriffen wurde. Dass sie sich an mir rächen wollten, weil ich Jackson umgebracht habe, kann ich ebenfalls nicht erwähnen. Ein Stich macht sich in meinem Körper bemerkbar, sodass ich schlucke. Haben sie gesehen, wie ich als Homunkulus gekämpft habe? „Wie seid ihr überhaupt dahingekommen? Woher wusstet ihr, dass ich in Schwierigkeiten gesteckt habe?", stelle ich eine Gegenfragen und merke, dass mein Hals trocken wird. Meine neun Mitbewohner schweigen. Ich merke, dass sich Tae wieder meine Hände nimmt und ich nun gezwungen bin, ihm in die Augen zu schauen.
Bitte sag mir nicht, dass ihr es gesehen habt, bitte!
„Yoongi, sag es ihr bitte", meint Tae. Meine Augen weiten sich und ich blicke rüber zu dem besagten Jungen und habe nun Angst. Ich habe richtig Angst. Wird er mir jetzt sagen, dass er meine schwarzen Augen gesehen hat? Hat er es bereits dem Schulleiter gesagt? Hassen sie mich jetzt alle? Ist meine Mission gescheitert? „Ich habe dich gestern Nacht davonschleichen sehen", fängt Yoongi an und ich verkrampfe mich augenblicklich. „Und das war nicht das erste mal."
Wie bitte?
„Was?", krächze ich. „Ich habe schon öfter mitbekommen, wie du in der Nacht rausgegangen bist. Ich bin dir nie gefolgt, trotz dass ich mir Sorgen gemacht habe. Das erste Mal war vor einigen Monaten. Da hab ich noch überlegt, dir zu folgen, aber ich habe es doch gelassen, weil ich es etwas komisch fand, unserer neuen Mitbewohnerin aufzulauern. Dann bist du immer öfter rausgeschlichen in der Nacht und ich wusste, dass dir nichts passieren würde, aber ich bin unfassbar froh, dass ich gestern den Entschluss gefasst habe, dir doch zu folgen. Denn wenn ich es nicht getan hätte, dann wärst du vermutlich nicht mehr hier." Ich spanne mich immer mehr an und habe das Gefühl vor Angst gleich explodieren zu müssen. Ich schaffe es kaum noch, Yoongi in die Augen zu schauen und merke wie mir heiß, aber gleichzeitig kalt wird. „Ich habe niemandem etwas von deinen nächtlichen Ausflügen erzählt, da es mich im Grunde genommen nichts angeht, aber gestern konnte ich es einfach nicht lassen. Ich habe gesehen, wie du in Richtung der Schule gelaufen bist, ich weiß zwar nicht warum, aber das Wesentliche ist, dass ich plötzlich gesehen habe, wie sich dir sechs Personen genähert haben. Ich habe angefangen, zu dir zu laufen, da war es schon zu spät und ich habe gesehen, dass es sechs Ghule waren." Meine Gedanken kreisen um Jacksons sechs Freunde, aber auch um den Fakt, dass Yoongi mir gleich sagen wird, dass er gesehen hat wie ich mich in einen Homunkulus verwandelt habe und wie er und mich meine anderen acht Mitbewohner hassen. Deswegen steigen mir auch langsam Tränen in die Augen.
„Ich wusste ganz genau, dass ich alleine keine Chance hätte und bin sofort zurück in unser Haus gerannt und habe die anderen geholt." Ich blinzle ein paar mal und schaue auf. „Und na ja, dann sind wir gekommen."
„Das heißt, ihr habt nicht gesehen, wie ich...", murmle ich leise. Yoongi, aber auch die anderen schauen mich verwirrt an. „Was sollten wir gesehen haben?", fragt Jennie. Ich stutze und spüre, wie ein Stein von meinem Herzen fällt.
Yoongi hat nicht mitbekommen, wie ich mich in einen Homunkulus verwandelt habe, oh mein Gott, bin ich froh darüber!
„Nein, nichts", sage ich und senke meinen Kopf. „Zum Glück hat Yoongi uns geholt. Er hat alles richtig gemacht", sagt nun Jungkook, woraufhin Yoongi seufzt. „Ja, das stimmt, aber im ersten Moment dachte ich, dass es ein riesengroßer Fehler war, dich allein zu lassen, obwohl ich wusste, dass es völlig dumm gewesen wäre. Schließlich hätte ich allein dich nicht retten können." Kurz bleibt es still, während ich Yoongis Worte versuche, zu verinnerlichen.
Er hat es tatsächlich nicht gesehen.
DU LIEST GERADE
Fake Mission [BTS FF]
FanfictionValerie wird beauftragt ein Internat zu beschatten und sich als jemanden auszugeben, der nicht ihrem wahren Charakter entspricht. Dass sie dabei ihre sieben Mitbewohner, die sie belügt, ins Herz schließt war allerdings nicht geplant und auch nicht d...