Part 123

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Ich weiß nicht, was genau ich erwartet habe, was sich in dem Raum befinden würde. Vielleicht eine Leiche, eine Schatzkiste oder auch einfach nur Staub und Spinnennetze. Das dämmrige Licht, das automatisch angeht gibt mir eher das Gefühl, dass ich ein sprechendes Skelett auf einem Stuhl sehen werde. So wie in Filmen. Aber ich hätte niemals erwartet, dass ich eine Vitrine finden werde. Eine Vitrine mit einem einfachen Stein finde. Beim näheren Betrachten sehe ich, dass es ein grüner ist, der ungefähr so groß ist wie eine Kiwi. Ich sehe, dass er, trotz der mageren Beleuchtung, sehr schön ist. Ich bin, wie in den Bann gezogen, sodass ich ohne dran zu denken, dass das Diebstahl sein könnte, oder überhaupt was Illegales, was ich hier mache, den Deckel der Vitrine abnehme, auf den Boden stelle und meine Hände nach dem Stein greift.

„Halt!"

Ich erschrecke mich zu Tode, sodass meine Hände zurückschellen, ich mich in einen Homunkulus verwandle, Adrenalin durch meinen Körper schießt und mein Herz wie wild pumpt. Ich halte augenblicklich die Luft an und drehe mich um, bedacht darauf, bereit zu sein, jemanden zu töten. Als ich sehe, dass jemand anderes im Raum steht, wird mir erstmal flau im Magen, aber als ich sehe, wer es ist, bin ich erleichtert. „Herrin", sage ich leise. Erst jetzt atme ich wieder aus und verbeuge mich vor ihr. Aber anstatt von ihr herzlich begrüßt zu werden, oder jedenfalls ein „Hallo" zu bekommen ist sie mit einem Satz bei mir und packt mich an meiner Jacke, bevor sie mich auch schon hochzieht. So bin ich gezwungen, ihr in die schwarz gefärbten Augen zu schauen. Bei diesem Anblick bekomme ich sofort Angst. Noch nie habe ich so einen Ausdruck in ihren Augen gesehen. Dieser ist geprägt von Angst, Respekt und etwas Undefinierbarem, der mir das Gefühl gibt, ich sei in einem Albtraum. „W-was machen Sie? Wie-" „Sei verdammt noch mal still, Valerie." Ich verstehe ihre Wut nicht, aber spüren tu ich sie. In jeder einzelnen Zelle meines Körpers. „Du hast mich angelogen und hast versagt." Mit einem Ruck befördert sich mich gegen die steinige Wand. Im ersten Moment bin ich viel zu geschockt, sodass ich den Schmerz erst nach wenigen verwirrten Sekunden wahrnehme und aufschreie. Dass mich dabei jemand hören könnte, ist mir mehr als egal. Ich weiß nur, dass meine Herrin stinksauer ist und fast schon so aussieht, als wollte sie mich gleich umbringen. Bevor ich es schaffe, mich aufzustellen, ist die Herrin mit ihrem schwarzen Gewand auch schon bei mir, hält mich fern von der Vitrine und schmeißt mich wieder gegen die Wand, sodass ein weiterer Schmerz aus meinem Mund kommt und ich an der Wand runterrutsche und ich mich wieder auf dem Boden befinde. Diesmal versuche ich gar nicht erst aufzustehen. Es dreht sich alles um mich und ich habe eine verschwommene Sicht. Diese versuche ich aber wieder zu normalisieren.

„Ich verstehe nicht", sage ich und fokussiere die Herrin, die sich mir wieder nähert. „Ich weiß, dass das ganze Internat voller Ghule ist. Und noch mehr weiß ich, dass du es weißt und es mir verschwiegen hast. Du hast bei deiner großen Mission versagt und deine große Herrin belogen, Valerie Margareth." Ich zeige mit zitterndem Arm auf die Vitrine und den grünen Stein. „Warum wollten Sie, dass ich hierherkomme? Was hat es mit diesem Stein auf sich?" Erneut hebt sie mich hoch, aber nicht, um mich wieder gegen die Wand zu rammen, sondern um mich mit ihrem tödlichen Blick zu durchbohren. „Du willst wissen, warum wir hier sind?" Ich nicke. „Ich weiß, dass es Ihnen nicht nur um das Internat und den Ghulen geht. Es geht hier auch noch um was anderes. Um etwas viel Größeres." Die Herrin fängt an böse zu schmunzeln und allmählich bekomme ich ein sehr ungutes Gefühl, auch wenn ich immer noch extrem irritiert bin. „Ich glaube langsam, dass Sie mir diese Mission wegen etwas anderem aufgedrückt haben. Und ich möchte wissen, was es ist", gebe ich von mir. Meine Anschuldigungen scheinen die Herrin zu amüsieren, denn ihr Grinsen wird noch breiter. „Du willst wissen, was hier vor sich geht? Da dies dein letztes Stündlein sein wird, erkläre ich es dir Valerie. Und ich kann dir versprechen, dass es nichts Schönes sein wir."

Noch nie habe ich mir so sehr gewünscht, in Taes Armen liegen zu können.

Fake Mission [BTS FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt