Part 121

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Nachts in der Schule herumzuschleichen ist nichts Neues mehr für mich. Man könnte sogar sagen, dass das bereits zu meinem Alltag gehört. Schließlich war ich bereits oft genug in der Schule, um in die Bibliothek zu gelangen. Aus dem Grund macht mir das nicht beleuchtete Schulgebäude keine Angst. Auch nicht der Fakt, dass ich allein bin und ich fast nichts sehe. Die Taschenlampe meines Handys anzumachen, traue ich mich aber nicht. Schließlich weiß ich, dass auf dem Schulhof eine große Party gefeiert wird und wenn jemand bemerkt, dass sich in dem Innern der Schule ein Lichtkegel befindet, der sich auch noch bewegt, rücken der Alkohol und das Trinkspiel in den Hintergrund, sodass ich sehr schnell auffliegen könnte. Ich muss mich so schon beeilen, da ich mir sicher sein kann, dass die Jungs und die zwei Mädels spätestens nach einer halben Stunde bemerken würden, dass ich nicht mehr da bin. Glücklicherweise bin ich in dem gegnerischen Team eingeteilt worden, sodass wir voneinander getrennt wurden. Somit ist die Chance, dass sie mein Verschwinden in dem großen Gewirr bemerken, vergleichsweise ziemlich klein. Dennoch sollte ich die Zeit nicht verschwenden, sondern schnell und konzentriert nach dem Raum mit der Metalltür, in die ein Oval eingeritzt ist, finden. „Aber der könnte überall sein", murmle ich und laufe in Richtung Kantine.

Meine langsamen Schritte hört man ziemlich genau. Ich fühle mich fast schon, wie in der Kirche, wären da bloß nicht der Vertretungsplan und die vielen Schränke. Während meinem Weg in die Kantine scanne ich jede einzelne Tür ab und habe bereits jetzt das Gefühl, ich bin komplett falsch. Wenn man das Spiel spielen würde, bei dem man „heiß" sagt, wenn man dem Schatz näherkommt, dann würde man mehr als nur einmal „eiskalt" schreien. Warum auch sollte ich diesen seltsamen Raum in der Kantine finden? Er hat eine definitiv eine tiefere Bedeutung, sonst hätte die Herrin nicht ständig nach dem Schulgebäude und dessen Innern und erst recht nicht nach der Tür gefragt. Immer noch frage ich mich, warum sie mich so direkt nach dieser gefragt hat. Es ist ja wohl offensichtlich, dass sie ziemlich wichtig sein muss, sonst würde sich die Herrin aller Homunkuli nicht damit beschäftigen. Genau dieser Gedanke spornt mich an, diese zu finden, auch wenn ich dafür die ganze Schule auf den Kopf stellen muss. Dass mein Davonschleichen sehr riskant ist, versuche ich gekonnt auszublenden, was sich aber als schwerwiegenden Fehler entpuppen könnte. Aber was soll ich denn machen? Es ist meine Aufgabe diesen zu finden, außerdem bin ich extrem neugierig. Aber wie erwartet, werde ich in der Kantine enttäuscht, da ich diesen nicht finde. Auch nachdem ich alle Türen des Erdgeschosses und der ersten Etage abgesucht habe, werde ich nicht fündig.

Ein Blick auf meine Uhr verrät mir, dass bereits zehn Minuten seit meinem Verschwinden vergangen sind. Dabei rede ich mir ein, dass Jennie gerade damit beschäftigt ist, vom ganzen Alkohol nicht umzukippen, während die anderen sich darüber lustig machen. „Hoffen wir, dass es so ist." Nun laufe ich die letzte Treppe hoch, um auch die höchste Etage, nämlich die zweite, abzuchecken. Doch auch hier werde ich nicht fündig, sodass ich langsam verzweifle. 15 Minuten sind bereits vergangen, fünfzehn bleiben mir noch. Langsam werde ich jedoch nervös, versuche dieses Gefühl aber loszuwerden und sprinte die Treppen runter. Auch dabei versuche ich, leise zu sein, auch wenn mir das nicht zu 100 Prozent gelingt. Allerdings habe ich keine Zeit, mich so, wie in einem Porzellanladen zu bewegen und pro Minute einen vorsichtigen Schritt zu machen, ich muss nämlich so schnell es geht, diese Metalltür finden. Anfangs war ich eigentlich noch ziemlich guter Dinge, aber mittlerweile bin ich mir nicht so sicher, ob ich in dieser riesigen Schule die gesuchte Tür finden werde. Aber wann soll ich dann bitte weitersuchen? Heute ist die perfekte Möglichkeit, aus dem Haus schleichen kann ich mich nämlich nicht mehr. Meine letzte Möglichkeit, das Gesuchte zu finden, ist also der Keller, aber um ehrlich zu sein, gebe ich so langsam die Hoffnung auf. Warum sollte sich dieser Raum im Keller befinden? Außerdem ist dieser so klein und unbedeutend, dass ich gar nicht weiß, ob es überhaupt nötig ist, in dieses Loch herunterzukriechen. Aber wo soll ich sonst noch suchen?

Ich seufze und setze meine Suche fort, indem ich die Treppe aufsuche, die runter in den Keller führt. Knapp zehn Minuten gebe ich mir noch, dann muss ich aber endgültig abhauen und womöglich ohne einen Fund. Nun aber bin ich gezwungen, meine Taschenlampen-App zu benutzen, da ich oben zumindest das Mondlicht und das Licht der sich draußen befindlichen Straßenlaternen hatte, das durch die Fenster geschienen ist. Hier aber ist es stockdunkel, sodass ich fast schon Angst bekomme, dass gleich ein Ghul aus der Ecke gesprungen kommt. Grinsend schüttle ich den Kopf über den Gedanken. Was sollte ein einziger Ghul denn schon anrichten können? Sofern hier nicht Jacksons Freunde herumlungern und ein zweites Mal planen, mich umzubringen, besteht keine. Aber als ich endlich unten angekommen bin und einen schmalen Flur entlang gehe, um anschließend in eine Art Zimmer zu gelangen, in dem sich lediglich ein weißer und staubiger Schrank befindet, weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. „Keine Tür", sage ich, „verdammt." Aber wo soll ich den sonst noch suchen? „Anscheinend muss ich zurück zu den anderen", sage ich bedrückt und lehne mich gegen den ranzigen Schrank, der leider ein Stück nach hinten rutscht, sodass ich mich gezwungen fühle, ihn zurück an Ort und Stelle zu schieben. Als ich aber mein Handy auf den Schrank richte, schnappe ich hörbar nach Luft, als ich das gewisse Etwas hinter diesem aufblitzen sehe.

Fake Mission [BTS FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt