Ich ziehe, während ich immer weiter in dem Wald verschwinde, die Kapuze meines schwarzen Pullovers über den Kopf, während man nur meine dumpfen Schritte auf dem Waldboden hört. Für einen kurzen Moment schließe ich meine Augen und genieße die Stille. Diese habe ich in unserem Haus relativ selten, da immer was los ist. Entweder regt sich jemand drüber auf, dass Namjoon mal wieder was kaputt gemacht hat, Jungkook und Hoseok machen mal wieder Blödsinn, der nicht gut ausgeht oder Jennie schwärmt von Herr Ruth. Solch eine Stille, wie ich sie hier im Wald habe, gibt es tatsächlich nicht so oft. Und ich gebe zu, dass ich auch nichts dagegen einzuwenden habe. Ich bin am Anfang meiner Beschattungsmission mit der Absicht hierher gekommen, das Ganze hier nur als ein Spiel zu betrachten, niemanden in mein Herz zu schließen und alle hier umzubringen, sollte sich herausstellen, dass die Vermutung meiner Herrin, hier wären tausende von Ghule, stimmen. Ich wollte die Rolle als neue Schülerin, die außerdem ein Mensch ist, perfekt spielen. Echte Freundschaften wollte ich nicht zulassen und erst recht keine Liebe. Ich wollte mir weiterhin einreden hier jeden zu hassen und sie alle zu betrügen, nur um meiner Herrin gerecht zu werden. Und tief im Innern weiß ich, dass das auch das Richtige wäre. Meine Gefühle würden mich nicht bei meiner Mission behindern. Wenn die Herrin wüsste, was in mir vorgeht, wäre ich sicherlich am Ende. Ich bin die Auserwählte, die diesen Gerüchten auf den Grund gehen muss und alles, was ich hier mache ist, mich in einen Typen mit grauen Haaren zu verlieben, für den ich mich als jemand anderen ausgebe, was selbst mein Homunkulus Herz schmerzen lässt. Das schlechte Gewissen plagt mich wie sonst was, aber ich weiß nicht, was ich dagegen machen soll. Ich versuche den Fakt, dass ich sowohl meine Herrin als auch meine Mitbewohner belüge und ihnen was vormache zu ignorieren, aber es ist leichter gesagt als getan. Und es macht mich innerlich kaputt, dass ich so hin- und hergerissen bin. Obwohl ich weiß, dass diese Freundschaften falsch sind, kann ich nicht aufhören, Jennie, Lisa, Hoseok, Jin, Yoongi, Jimin, Jungkook, Namjoon und Tae immer mehr in mein Herz zu schließen.
„Dass einer der besten Homunkuli, wie ich so schwach werden kann, hätte ich nie gedacht. Ich bin echt lächerlich", sage ich zu mir selbst und lache verächtlich, während ich weiterlaufe.
Währenddessen hebe ich gedankenverloren meine zwei Hände und lasse über diese etwas Feuer erscheinen. Dieses taucht meine sonst stockdunkle Umgebung in ein warmes Licht, was dieses Stück Wald, wo ich mich befinde, gleich etwas freundlicher erscheinen lässt. Ich fange an mit dem Feuer zu spielen, während ich merke, dass ich mich in einen Homunkulus verwandle und sich meine Augen schwarz färben. Ich schließe für einen kurzen Moment meine Augen und genieße den Moment. Ich musste mich zwar gestern schon in der Anwesenheit meiner Herrin und meines Mentors in meine eigentliche Gestalt verwandeln, was mir außerdem lieber ist als mich als Menschen zu tarnen, aber wenn man alleine ist, kann man tun und lassen, was man will und dieses Gefühl auskosten.
Während ich also einen Schritt vor den anderen mache und Stück für Stück mehr Feuer erschaffe und mit diesem spiele, versinke ich wieder in meinen Gedanken. Die grundlegende Frage, die ich mir nämlich andauernd stelle ist, was ich verdammt noch mal fühlen soll. Natürlich wäre ich gerne ehrlich zu mir selbst und würde am liebsten demnach handeln: das hieße, dass ich Tae sage, dass ich mich in ihn verliebt habe und ich weiterhin mit dem Rest meiner Mitbewohner freundschaftliche Beziehungen pflege und die Valerie Margareth bin, die eine einfache Schülerin an einem Internat ist und ein normales Leben lebt. Das Problem ist aber, dass das auf keinen Fall geht. Zum einen, da ich nicht in diese Menschenwelt gehöre, weil ich kein Mensch, sondern ein künstlich erschaffener Mensch bin, und zum anderen weil ich hier eine Mission zu erledigen habe und ich meiner Herrin nicht in den Rücken fallen kann. Dafür ehre und respektiere ich sie viel zu sehr. Aber wie lange kann das noch so, wie es gerade ist, weitergehen? Wie lange kann ich nicht nur meinen Mitbewohnern, sondern auch meiner Herrin und Caspar was vormachen? Bis sich rausstellt, dass Tae und die anderen meine Feinde sind und ich sie umbringen muss? Oder bis ich auffliege und mich die Herrin bestraft?
Ich seufze in meiner Verzweiflung und weiß nicht mehr, was richtig und was falsch ist. Ich schüttle meinen Kopf, in der Hoffnung so meine wirren und komplizierten Gedanken loszuwerden.
„Warum auch musste es so weit kommen", sage ich und bestaune all das Feuer, das ich mit eigener Kraft erzeugt habe.
Ich lasse im nächsten Moment auch schon meine Hände fallen, sodass das ganze Feuer verschwindet. Ich seufze und gehe in der Dunkelheit weiter. Ich würde zwar weiterhin die einsame Stille in der Nacht genießen, würde ich nicht plötzlich irgendwelche Geräusche wahrnehmen. Augenblicklich bleibe ich stehen und stelle mich in Kampfposition hin. Ich halte den Atem an und lausche, bis ich feststellen kann, dass es sich bei den Geräuschen um Männerstimmen handelt, sodass ich mich wieder in Bewegung setze und mich ihnen nähere. Meine vielen Gedanken von gerade eben scheinen wie ausgelöscht zu sein. Ich kann mich auf nichts anderes als diese Stimmen konzentrieren. Und als ich diesen auch lautlos näher gekommen bin, verstecke ich mich hinter einem Baum, um hinter diesem hervorlugen und so heimlich beobachten zu können, wem diese gehören. Und als ich die vier Gestalten mit ihren violette leuchtenden Augen und ihren spitzen Zähnen sehe, die nur wenige Meter von mir entfernt sich gegenüberstehen und miteinander reden, halte ich sofort den Atem an und verstecke mich wieder hinter dem Baum.
„Kai, Yongguk, Johnny und Jackson. Sie alle sind Ghule", murmle ich fassungslos.
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Fake Mission [BTS FF]
FanfictionValerie wird beauftragt ein Internat zu beschatten und sich als jemanden auszugeben, der nicht ihrem wahren Charakter entspricht. Dass sie dabei ihre sieben Mitbewohner, die sie belügt, ins Herz schließt war allerdings nicht geplant und auch nicht d...