Seit meiner Entlassung aus dem Krankenhaus sind mehrere Wochen vergangen. Ich habe drauf bestanden, sofort wieder in die Schule gehen zu dürfen, damit ich nicht noch mehr vom Lernstoff verpasse – vielleicht wollte ich mich auch einfach nur aus Jins überfürsorglicher Art entwinden. Ich bin ihm zwar wirklich dankbar und auch den anderen, dass sie sich so um mich gekümmert haben, aber so viel Fürsorge bin ich nach wie vor nicht gewohnt. Es ist mir schlichtweg unangenehm. Außerdem kam Jin sehr oft mit Namjoon im Schlepptau in mein Zimmer, sodass Taes und meine Zweisamkeit gestört wurde. Zusätzlich hatte ich noch die Ehre originelle Namjin-Momente live miterleben zu dürfen, wie zum Beispiel, wenn sie sich flüchtig geküsst haben, während Jin mein Fieber gemessen hat. Deshalb war ich froh, als ich wieder die Schule betreten konnte und nicht mehr zuhause im Bett liegen und mich ausruhen musste. Jedoch wurde ich bereits auf dem Schulhof an jene Nacht erinnert, in der ich fast umgekommen wäre, wegen meines unvorsichtigen Handelns. Der Anblick der steinernen Treppe vor dem Haupteingang erinnerte mich zu sehr an den Moment, in dem ich von meinen Mitbewohnern aufgefunden und gerettet wurde, die meine Angreifer im Anschluss verscheucht haben.
Selbstverständlich hat sich die Nachricht, dass ich von Ghulen attackiert worden bin, in der ganzen Schule rumgesprochen. Mir wurden in den ersten Schultagen nach meiner Rückkehr viele verstohlene Blicke zugeworfen. Zum einen wurde ich bemitleidet, zum anderen kritisch angeschaut, was ich aber gekonnt ignoriert habe. Was konnte ich denn bitteschön dafür, dass mich Jacksons Freunde umbringen wollten? Na ja, im Grunde genommen bin einzig und allein ich schuld dran, da ich Jackson getötet habe. Wenn wir die Sache aber noch vertiefen wollen, möchte ich zu meiner Verteidigung sagen, dass er sich nicht mit mir hätte anlegen sollen. Das hat er davon, wenn er mit einem Homunkulus herumspaßt und denkt, er wäre mir überlegen. Die Sache mit seinen Freunden, die sich an mir rächen wollen hat sich jedoch noch nicht geklärt. Demnächst sollte ich wirklich drauf achten, wohin ich gehe und was ich mache, nicht, dass sie noch zurückkommen und mich erneut angreifen. Denn beim zweiten Mal werde ich sicherlich nicht so viel Glück haben, wie das letzte Mal. Außerdem besteht Tae drauf, dass wir nun jede Nacht in demselben Bett schlafen, da er sich Sorgen um mich macht, was bedeutet, dass ich nicht einmal die Chance habe, rauszuschleichen. Und falls ich es doch probieren sollte, kann ich mir sicher sein, dass Taehyung aufwachen und mich fragen wird, wohin des Weges. Falls ich es doch schaffen sollte, an Tae vorbeizukommen, wird Yoongi mein nächstes Hindernis sein. Denn dieser hat, wie sich nun herausgestellt hat, Schlafprobleme, was wiederum bedeutet, dass er einen extrem leichten Schlaf hat und mich rausschleichen hören oder vielleicht aufgrund seines Schlafproblems still im Wohnzimmer sitzen wird. Das würde bedeuten, dass er mich beim Rausgehen erwischen und mich davon abhalten wird. Schließlich könnte das von vor paar Wochen noch einmal passieren. Ich befinde mich praktisch in einem Gefängnis, in dem ich wie ein Kleinkind behandelt und fast schon bewacht werde. Dass Tae und die anderen nun denken, dass ich Schlafstörungen habe, bereitet mir noch zusätzliche Sorgen. Ich habe ihnen schließlich schon genügend Lügen aufgetischt, da sollte ich weitere vermeiden. Aber was hätte ich ihnen im Krankenhaus denn für eine Erklärung liefern sollen? Dass ich auf dem Weg in die Schulbibliothek war und den Raumplan anschauen wollte, den man in den Büchern über Homunkuli und Ghule findet? Dass ich das Mysterium bezüglich des blassen Zeichens auf dem Plan lösen wollte? Nein – definitiv nicht.
Das relativ leise, aber dennoch hörbare Geräusch meines Handys reißt mich aus meinen Gedanken, sodass ich leicht aufschrecke. Herr Ruth, der im Moment etwas über den Koreakrieg erzählt, hat es zum Glück nicht gehört. Tae und Jennie, die neben mir sitzen und dem Unterricht aufmerksam folgen, allerdings doch und schauen mich tadelnd und fragend an. „Sorry", sage ich leise, lege meinen Kulli beiseite, checke noch einmal, ob Herr Ruth mich wirklich nicht sieht und ziehe mein Handy aus meiner Hosentasche. Ich schlucke. Eine Nachricht von Caspar:
„Ich hole dich nachher ab. Wir treffen uns mit der Herrin."
Es war nur eine Frage der Zeit, bis das kommen und sie mich sprechen wollen würde, aber ich bin noch nicht bereit dazu! „Valerie Margareth, sehe ich da etwa ein Handy?" Ich stecke schnell mein Handy weg und setze eine unschuldige Miene auf. „Wo?" Die gesamte Klasse lacht, mein Geschichtslehrer hebt lediglich seine Augenbrauen, setzt aber seinen Unterricht fort, während ich nicht aufhören kann aufgeregt dran zu denken, dass ich meiner Herrin alles erklären muss. Das wird ganz sicher kein Zuckerschlecken, besonders nicht, wenn sie erfährt, dass ich fast gestorben wäre und das wegen ein paar Ghulen.
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Fake Mission [BTS FF]
FanfictionValerie wird beauftragt ein Internat zu beschatten und sich als jemanden auszugeben, der nicht ihrem wahren Charakter entspricht. Dass sie dabei ihre sieben Mitbewohner, die sie belügt, ins Herz schließt war allerdings nicht geplant und auch nicht d...