Part 72

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„Gute Nacht, Leute! Träumt was Schönes!", ruft uns Jennie hinterher, während sie sich mit Lisa um das schmutzige Geschirr kümmert und wir anderen auf dem Weg in unsere Zimmer sind, da es doch schon ziemlich spät ist. Morgen ist Montag, das heißt früh morgens aufstehen, um in die Schule zu gehen. „Gute Nacht!", rufen auch wir anderen, ehe wir in unseren Zimmern verschwinden.

Ich ziehe meine Schlafsachen an, putze in meinem Badezimmer meine Zähne und packe meine Schulsachen zusammen. Dabei allerdings bemerke ich, dass Tae seinen Stift und sein Heft auf meinem Bett vergessen hat. Ich schnappe mir seine Materialien und schaue auf meine Handyuhr. „Hoffentlich schläft er noch nicht", murmle ich, während ich mein Zimmer verlasse und den etwas dunklen Flur zu seinem Zimmer entlang tapse. Von unten kommt noch etwas Licht und ich kann Lisas und Jennies Stimmen wahrnehmen und das Klirren von Gläsern. An Taes Zimmer angekommen, klopfe ich an und warte kurz. Es kommt keine Antwort, deshalb drücke ich einfach die Türklinke runter und betrete sein Zimmer, in der Hoffnung, dass ich es nicht bereuen werde.

Als ich ihn an seinem Schreibtisch sitzen sehe, weiß ich auch, warum er mich nicht gehört hat. Er hat Kopfhörer in den Ohren und hört Musik. Ich sehe bloß seinen Rücken und seinen Hinterkopf, mit dem er zum Takt der Musik wippt. Grinsend lege ich das Heft und den Stift auf seinen Nachttisch und gehe langsam auf ihn zu, mit der Absicht ihn eigentlich erschrecken zu wollen. Als ich bei ihm angekommen bin, er immer noch den Rücken zu mir gewandt hat, schaue ich über seine Schulter und halte meine Hände bereit, um ihn zu packen und ihn so zu erschrecken. Ich stutze allerdings, als ich sehe, was er da eigentlich macht und merke, wie es um mein Herz warm wird, während ich meine Hände wieder fallen lasse. Tae ist in eine Zeichnung versunken. Und zwar nicht nur irgendeine Zeichnung, sondern eine Zeichnung von mir.

Es ist ein Bild, wie ich strahlend lache und anhand seiner Vorlage, die er auf seinem Handy hat, weiß ich, dass er dieses Bild von mir gemacht hat, als wir auf Klassenfahrt waren und wir am Lagerfeuer saßen. Das hat er geschossen, kurz bevor ich ihn mit einem Marshmallow abgeworfen habe. Ich hab ihm gesagt, dass er es löschen soll, weil es so hässlich ist, aber wie es aussieht, ist genau dies nicht passiert. Ich weiß zwar, dass er ziemlich oft zeichnet und das sehr gut, aber ich wusste nicht, dass er tatsächlich mich zeichnen wird und auch noch so unglaublich präzise und realistisch.

Ich bin so vertieft in seine Zeichnung und seine eleganten und gekonnten Handbewegungen mit dem Bleistift in der Hand, dass ich gar nicht merke, wie ein paar meiner Haarsträhnen nach vorne rutschen und somit Taes Schultern berühren. Somit merkt er, dass er nicht alleine ist, reißt seine Kopfhörer aus den Ohren und erschreckt sich so sehr, dass er schreiend aufspringt, seinen Bleistift fallen lässt und vom Stuhl auf den Boden landet. Im ersten Moment bin ich so perplex aufgrund seines Sprungs, dass ich nicht reagiere, aber kurz darauf fange ich laut an zu lachen. Ich krümme mich schon vor Lachen, während mir auch schon die Tränen kommen. Tae steht fluchend auf und weiß nicht, ob er mitlachen oder peinlich berührt wegschauen soll. Er streicht sich schmerzerfüllt über den Arm. „Aua, du hast mich voll erschrocken." Ich beruhige mich etwas und schaue ihn entschuldigend an. „Tut mir leid, das war eigentlich keine Absicht."

Er setzt sich wieder auf seinen Stuhl und klappt schnell sein Skizzenbuch zu. Er bleibt immer noch still und traut sich nicht mich anzuschauen. „Hey", murmle ich und drehe ihn mit seinem Stuhl zu mir. Sein Gesicht ist rot geworden und er meidet immer noch meinen Blick. „Du kannst echt wunderschön zeichnen", sage ich und lächle ihn an, „und ich fühle mich geehrt." Auch Tae fängt nun an zu lächeln.

Ohne weiter drüber nachzudenken, packt er mich an meiner Taille und zieht mich auf seinen Schoß. Ich schnappe nach Luft und halte mich sofort an seinem Nacken fest, vielleicht weil ich Angst habe runterzufallen oder auch, weil ich ihm dadurch noch näher sein kann. Ich merke, wie meine Wangen warm werden, während ich es schwer habe ihm in die Augen zu schauen, da er mir so verdammt nah ist. Auch Tae scheint ein klein wenig verlegen zu sein. Keiner von uns beiden sagt was. Niemand bewegt sich, wir beide starren uns einfach an und genießen die angenehme Stille, während mein Herz wie wild rast und alles in mir kribbelt, bereit ein Feuerwerk zu entfachen. Und genau das passiert, als Tae sich mir plötzlich nähert, ich instinktiv meine Augen schließe und spüre, wie seine weichen Lippen meine berühren.

Fake Mission [BTS FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt