„Ich fahre", kommt es von Tae, als wir unser Auto erreichen.
Von seinem üblichen charmanten Lächeln ist allerdings nichts zu sehen, sodass ich verwirrt einsteige und mich auf den Beifahrersitz fallen lasse, ehe Tae auch schon losfährt. Währenddessen bleibe ich weiterhin still.
Seit der Begegnung mit unseren vier Klassenkameraden Yongguk, Kai, Johnny und Jackson hat Tae nichts mehr gesagt, wir zwei sind bloß schweigend nebeneinander hergelaufen. Er hat ein paar Mal etwas Unverständliches gemurmelt, während ich in meinen eigenen Gedanken versunken war. Jetzt aber versuche den Gedanken an Jackson und seinen zukünftigen Tod beiseite zu schieben und über Taes seltsames Benehmen nachzudenken. Ich wundere mich über Taes momentanes Verhalten und schaue nun vorsichtig zu ihm, sehe wie er fest das Lenkrad umklammert und nach vorne starrt.
„Tae?", frage ich leise.
Er aber antwortet mir nicht, sondern konzentriert sich weiterhin auf den Verkehr. Er sieht so aus als würde er sich bemühen nicht in meine Richtung zu schauen.
„Tae?", wiederhole ich.
„Was?", fragt er etwas lauter, aber schaut anschließend etwas erschrocken aus, da er sich wahrscheinlich wegen seines Benehmens schämt.
„Darf ich fragen, was mit dir los ist und warum du mich jetzt so anschreist?", frage ich und drehe mich vollständig zu ihm und werde langsam wütend, da ich einfach nicht verstehe, was plötzlich mit ihm los ist.
Er sinkt etwas in seinen Sitz ein und nimmt eine eher bedrückte Haltung ein.
„Nichts, tut mir leid", murmelt er, woraufhin ich meine Augenbrauen hebe und meine Arme vor der Brust verschränke.
„Natürlich ist was los und ich möchte schleunigst wissen, was. Seitdem wir die anderen getroffen haben, benimmst du dich so komisch und siehst so wütend aus."
Tae seufzt, umklammert das Lenkrad noch fester, aber antwortet mir immer noch nicht.
„Tae!", rufe ich, sodass er aufstöhnt und die Augen verdreht.
„Hast du was mit Jackson?"
Diese Frage überrumpelt mich extrem, sodass ich bloß nach Luft schnappe und erstmal nichts sagen kann. Tae bemerkt meinen schockierten Blick.
„Das nehme ich mal als ein ‚ja'."
Und es scheint mir als wäre er sehr enttäuscht darüber. Und als mir klar wird, warum er gerade so reagiert hat und mir diese Frage stellt - nämlich weil er eifersüchtig auf Jackson ist, wahrscheinlich weil ich in letzter Zeit so viel Kontakt mit ihm hatte und wir uns vorher andauernd so dumm angelächelt und angeschaut haben und weil er ... Mich mag. So wie ich ihn. Als mir das klar wird, werde ich allmählich rot im Gesicht und schaue Tae weiterhin an.
„Nein, ich ... Nein, um Gottes Willen! Jackson und ich sind nicht zusammen", meine ich und muss leicht lachen, ehe ich wieder ernst werde.
Der Junge neben mir schaut überrascht zu mir und scheint na ja ... Einen Hoffnungsschimmer in den Augen zu haben.
„Was?"
„Jackson und ich haben nichts miteinander, ehrlich! Wie kommst denn darauf?"
Tae schluckt und sieht so aus, als wäre ihm die jetzige Situation etwas peinlich.
„Na ja, ihr habt euch in letzter Zeit immer besser miteinander verstanden und immer öfter geredet. Vorher als wir in der Stadt habt ihr zwei euch immer so ... Intensiv angestarrt. Ich dachte ihr wärt ineinander verliebt oder so ...", zum Ende wird Tae immer leiser. Ich muss wieder etwas lachen und winke ab.
„Nein, Tae, du kannst mir glauben, dass ich diesen Typen nicht liebe. Oh Gott, nein, du verstehst das völlig falsch. Wir sind nur Freunde, das war es dann auch. Jetzt verstehe ich auch, warum du dich vorher so seltsam verhalten hast."
Tae senkt seinen Kopf, während er weiterfährt.
„Tut mir leid, ich war so überzeugt davon, dass ihr zwei, na ja ... Du weißt schon", sagt er leise und wird rot. Ich lächle ihn von der Seite an.
„Das macht nichts. Das heißt du warst bloß eifersüchtig? Und das war nicht das erste mal oder?"
Tae nickt langsam und wird noch roter als er es sowieso schon ist. Weil ich das so unfassbar süß finde und gar nicht glauben kann, dass er mich tatsächlich so gerne hat, wie wahrscheinlich ich ihn, wende ich schmunzelnd meinen Blick von ihm ab und merke, wie etwas in mir kribbelt. Und das ist der Beweis, dass ich mich tatsächlich in Taehyung verliebt habe. Ich werde Caspar und meiner Herrin nichts davon erzählen - ich weiß, dass das ein großer Fehler meinerseits ist, aber ich habe noch nie zuvor gegenüber einem Jungen so gefühlt, aber ich kann es nicht ändern. Ich versuche es ja abzustellen und habe in den letzten Wochen versucht es zu ignorieren, aber es funktioniert einfach nicht, obwohl mich das sehr schwach macht. Wenn sie davon erfahren würden, wäre ich sicherlich tot. Ich fühle mich in Taes Nähe sehr besonders und unglaublich wohl. Alles was er macht, liebe ich. Ich liebe wirklich alles an ihm. Ich liebe sein Kasten-Lächeln, seine grauen wuscheligen Haare, sein Muttermal auf der Nase, ich liebe es, wenn er mich "Prinzessin" nennt, obwohl ich mich am Anfang immer wieder darüber aufgeregt habe und ich liebe es auch, dass wir zwei ständig herumalbern können. Und ich wusste eigentlich schon vom ersten Tag an, dass Tae etwas in mir auslöst, das ich zuvor noch nie gespürt habe, auch wenn ich nicht wirklich erfreut darüber bin, wenn ich bedenke, was ich gestern der Herrin und Caspar aufgetischt habe, von wegen, dass das ganze nur ein Spiel für mich sei.
„Tut mir wirklich leid. Ich war so eifersüchtig auf Jackson, obwohl ich keinen Grund dazu hatte. Es sah in meinen Augen bloß so aus."
Ich schaue wieder zu ihm und mein Lächeln wird noch breiter.
„Ich finde es süß."
Bei meinen Worten wird er noch roter und traut sich nun erst recht nicht mich anzuschauen, sodass ich meinen Blick abwende, die angenehme Stille, die zwischen uns einkehrt, genieße und die vorbeiziehende Landschaft beobachte. Das war das erste mal, dass Tae und ich immerhin ein kleines bisschen unsere Gefühle angesprochen haben und es fühlt sich irgendwie ... Befreiend und gleichzeitig so schön an. Es wäre perfekt, wäre da nicht mein Gewissen, das mir die ganze Zeit sagt, dass ich vorgebe jemand zu sein, der ich nicht bin, Tae was vormache, ihn anlüge und somit mit seinen Gefühlen spiele. Auch weiß ich, dass ich eigentlich diese Gefühle nicht zulassen, sie somit ignorieren und mich lediglich auf meine Mission konzentrieren sollte. Aber ich kann einfach nicht, weil mir Tae so sehr den Kopf verdreht hat.
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Fake Mission [BTS FF]
FanfictionValerie wird beauftragt ein Internat zu beschatten und sich als jemanden auszugeben, der nicht ihrem wahren Charakter entspricht. Dass sie dabei ihre sieben Mitbewohner, die sie belügt, ins Herz schließt war allerdings nicht geplant und auch nicht d...