Part 105

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„Was ist mit deinen Regenerationskräften?", fragt mich Caspar, ohne eine Antwort auf die vorher gestellten Fragen abzuwarten. Ich seufze und halte meine Finger an meine Schläfe und schließe kurz meine Augen. „Willst du jetzt hören, was passiert ist, oder nicht?" Caspar schaut mich mahnend an, da ich nicht so frech sein sollte. Ich zucke mit meinen Achseln. Jedoch tut auch diese Bewegung höllisch weh. „Ich höre", sagt Caspar in einer eiskalten Tonlage. Ich erzähle ihm also, dass ich nachts aus dem Haus gegangen bin und zur Schule gehen wollte und dabei von sechs Ghulen angegriffen wurde. „Wer waren diese sechs?" Ich schmunzle leicht. „Jacksons Freunde." Mein Mentor schnappt hörbar nach Luft und starrt mich ungläubig an. „Was?" Ich nicke. „Jacksons Freunde. Sie haben gesehen, wie wir ihn und die anderen drei getötet haben und wollten sich wegen Jackson an mir rächen. Der Plan, dass die sechs mir auflauern und mich umbringen werden, sollte gestern ausgeführt werden. Sie haben mir gesagt, dass sie diejenigen waren, die Jacksons Leiche weggetragen und die Spuren verwischt haben. Die Frage, wo Jackson lebloser Körper geblieben ist, wurde also damit beantwortet", erkläre ich Caspar, während ich angestrengt versuche nach dem Becher mit Wasser zu greifen. Mein Mentor kommt mir netterweise freundlich entgegen, schnappt sich diesen und drückt ihn mir vorsichtig in die Hand. Bereits dieses kleine Gewicht macht mir zu schaffen, sodass es doch länger als gedacht gedauert, bis ich endlich ein paar Schlücke Wasser trinken konnte. Nachdem ich fertig bin, nimmt mir Caspar den Becher wieder ab und stellt ihn auf den Tisch neben meinem Bett. „Danke", murmle ich.

„Yoongi ist mir in der Nacht gefolgt und hat somit glücklicherweise mitbekommen, wie die sechs mich angegriffen haben. Er hat sofort die anderen geholt, die mich gerettet haben. Wären sie nicht gewesen, wäre ich jetzt nicht mehr hier", erkläre ich weiter und senke meinen Kopf. Caspar schnauft wütend und schaut mich intensiv an. „Du willst mir gerade wirklich weismachen, dass du, meine Schülerin, zugleich ein perfekter Homunkulus, von möglicherweise Ghulen - diesen scheußlichen Wesen - gerettet werden musstest?" Empört steht er auf und blickt mich von oben an. Ich schaue ihn ebenfalls böse an, da er mich als größten Schwächling darstellt und gleichzeitig meine Mitbewohner runtermacht.

„Caspar, es waren verdammt nochmal sechs Stück!"

„Na und? Was bist du? Ein Homunkulus oder ein Weichei? Guck dich doch mal an! Was würde die Herrin von dir denken, wenn sie dich sehen würde? Voller Kratzer, Wunden und so jämmerlich in einem Krankenbett! Sie hat dich auserwählt, damit du dieses Geheimnis um das Internat lüftest und nicht, um dich zusammenschlagen zu lassen!"

Ich merke, wie es in mir brodelt, jedoch bleibe ich vorerst still. „Und warum zum Teufel läufst du mitten in der Nacht auf dem Schulhof rum? Bist du verrückt geworden? Du sollst dich normal und unauffällig verhalten und erst recht nicht rausgehen, wenn du keine sechs Ghule schlagen kannst!"

„Ich war auf dem Weg in die Bibliothek, um meiner Mission nachzugehen, Caspar!", schreie ich wütend zurück. „Hör auf, mich so runterzumachen, es waren sechs Stück! Sechs! Sie waren vorbereitet, ich nicht! Selbst Silvia und James sind gegen vier Ghule gestorben, warum zum Teufel erwartest du dann noch von mir, dass ich allein, - hörst du? Alleine! - gegen sechs Stück ankommen soll?" Am liebsten würde ich aufstehen und meinen Mentor hier stehen lassen, leider bin ich aber nicht in der Lage dies zu tun. Als ich meine zwei besten Freunde erwähne, stutzt Caspar und scheint sich etwas zu beruhigen, da er ganz genau weiß, dass der Tod von den beiden mich immer noch zutiefst berührt und fertig macht. „In der Bibliothek? Warum wolltest du dahin?", fragt mich Caspar etwas leiser. Er setzt sich wieder und schaut mich gespannt an. „Es gibt dort Bücher über Homunkuli und Ghule. Allerdings sind sie eingeschlossen in einer Vitrine und man kann sie nur für kurze Zeit und unter Aufsicht anschauen. Das war mir zu riskant und auffällig, deswegen wollte ich sie mir heimlich anschauen. Es könnte sehr gut sein, dass ich etwas finde, das mir weiterhelfen würde", sage ich und lasse gekonnt das Thema Raumplan aus. Ich möchte ihm nichts davon erzählen, da ich Caspar nicht noch aufgewühlter machen und erst einmal alleine auf den Grund dieser komischen Sache gehen möchte. Caspar seufzt wütend und steht wieder auf.

„Das war verdammt gefährlich, Valerie!"

„Ich weiß, das musst du mir nicht sagen", murmle ich. Bevor wir aber weiter reden können, klopft auch schon jemand an der Tür und der Arzt kommt rein, um nach meinem Wohlbefinden zu schauen. Caspar und ich tauschen einen Blick aus und hoffen, dass man unseren kleinen Streit von draußen nicht hören konnte.

Fake Mission [BTS FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt