Verwirrt schaue ich sie alle an und kann nicht fassen, was ich da sehe. Warum lächeln sie? Was hat sich geändert seit gestern? Träume ich? Gestern noch und auch heute Morgen haben sie mich traurig, verletzt und enttäuscht angesehen, und jetzt schauen sie mich fröhlich an? Na ja, vielleicht sind sie auch einfach froh darüber, dass ich gehe ... Diese Vermutung wird aber aus meinem Kopf gestrichen, als Tae, der neben mir sitzt, meine Hand ergreift und sie in seine nimmt. Verblüfft stutze ich und schaue ihn fragend an. Trotz der vielen Wunden in seinem Gesicht auch dem blauen Fleck auf der rechten Wange, sieht er wunderschön aus. Besonders sein Lächeln lässt mich dahinschmelzen, trotzdem aber verstehe ich kein bisschen, was los ist. „Was ...?" Ich blicke sie alle an und weiß nicht, was los ist. Ich versuche aufzustehen, um wenigstens ein bisschen Abstand zu den anderen und der Situation zu gewinnen, jedoch zieht mich Tae wieder runter auf den Stuhl neben ihn.
„Valerie, wir haben uns zusammengesetzt und miteinander geredet", beginnt Namjoon. Leicht lächelnd schaut er in die Runde. „Auch haben wir soeben das Gespräch zwischen dir und Caspar mitbekommen." Ich denke daran, wie ich weinend vor meinem Mentor zusammengebrochen bin und ich ihm unter Tränen gesagt habe, wie sehr ich Taehyung liebe. Bei dem Gedanken daran werde ich ein wenig rot, da sie das alle mitbekommen habe. Nicht wegen der indirekten Liebeserklärung, sondern weil sie mich so zerbrechlich gesehen haben – schon wieder. Nach wie vor bin ich es als Ex-Homunkulus nicht gewohnt, vor anderen als Schwächling dazustehen, aber dass ich mich nach der letzten Nacht vor ihnen noch mal so gezeigt habe, beweist für mich, wie wichtig sie mir alle sind. „Wir möchten nicht, dass du gehst, Valerie", bringt Lisa hervor und ergreift von der gegenüberliegenden Tischseite meine andere Hand und hält sie mit beiden Händen fest. „Wir möchten, dass du hierbleibst." Ich schüttle entschlossen meinen Kopf. „Was redet ihr da? Natürlich werde ich gehen. Ich habe euch angelogen, betrogen, beschattet, hintergangen und mit euren Gefühlen gespielt. Wie kann ich jetzt noch hierbleiben?", frage ich mit gebrochener Stimme. Meine Mitbewohner sind nun diejenigen, die ihre Köpfe schütteln. „Ich habe euch weh getan und ihr hasst mich. Und das verstehe ich absolut. Ich würde mich auch hassen, - ach was rede ich. Natürlich hasse ich mich und ich kann mir das nicht verzeihen. Die ganze Zeit über ging es nur um diese bescheuerte Mission und ihr dachtet, ich sei ein normaler Mensch. Selbst als ihr mir euer Vertrauen geschenkt und mir erzählt habt, dass ihr Ghule seid, habe ich weiterhin gelogen. Warum also wollt ihr, dass ich hierbleibe? Ich werde gehen." Ich versuche Taes und Lisas Hände abzuschütteln, jedoch lassen sie nicht los. "Ja, das hast du, Vali. Du hast uns angelogen und verletzt. Und diese Wunden brauchen eine Weile, bis sie verheilen, da kannst du dir sicher sein. Du hast unser Vertrauen missbraucht und auch das musst du dir erst wiederaufbauen, wenn nicht sogar erkämpfen, aber wir alle sind bereit dir zu verzeihen. Wir verzeihen dir, weil wir wissen, wie leid es dir tut und wie wichtig wir dir sind. Natürlich wird das nicht dazu führen, dass wir das Geschehene vergessen, aber wir vergeben dir. Und weißt du auch, warum, weil ich dich liebe, Vali. Und die anderen lieben dich auch, wenn zwar auf eine andere Art und Weise als ich es tue." Taes Lachen und auch seine Worte ersetzen die Kälte in mir mit Wärme, während ich nicht fassen kann, was gerade vor sich geht. „Wir verzeihen dir und wir möchten, dass du nicht gehst. Das werden wir nicht zulassen. Wir stehen das gemeinsam durch."
Bevor ich es zurückhalten kann, breche ich auch schon vor Erleichterung in Tränen aus und falle Tae um den Hals. Dieser drückt mich sofort an sich. Ich umschlinge ihn mit meinen Armen und merke, wie ein Stein von meinem Herzen fällt und ich mein großes Glück nicht fassen kann. Das alles fühlt sich nämlich sehr surreal an. Mehrere Minuten sitzen wir so da und als wir uns voneinander lösen, bemerke ich, dass nicht nur ich weine, sondern auch Tae und die anderen. Im nächsten Moment spüre ich aber auch schon Taes Lippen auf meinen. Und als ich höre, wie Yoongi Würgeräusch macht, Jennie und Lisa freudig aufquietschen und Tae mit einer meiner Haarsträhne spielt, weiß ich, dass ich die Liebe meines Lebens und auch die Freunde meines Lebens gefunden habe, die mir trotz meines riesen Fehlers verziehen haben, für das ich bis an mein Lebensende dankbar sein werde. Nie wieder werde ich einen Einzelnen von ihnen anlüge – nie wieder werde ich sie hintergehen, sondern mich anstrengen, meinen Fehler wieder glattzubügeln.
DU LIEST GERADE
Fake Mission [BTS FF]
FanfictionValerie wird beauftragt ein Internat zu beschatten und sich als jemanden auszugeben, der nicht ihrem wahren Charakter entspricht. Dass sie dabei ihre sieben Mitbewohner, die sie belügt, ins Herz schließt war allerdings nicht geplant und auch nicht d...