„Bist du bezüglich deiner Mission weitergekommen? Konntest du schon irgendwelche Ghule ausfindig machen?", fragt Caspar mich, während mich meine Herrin intensiv anschaut.
Ich hole tief Luft, während mir mein Herz in die Hose rutscht und ich meine Hände etwas feucht werden. Was werden Caspar und die Herrin sagen, wenn sie erfahren, dass bereits eine Person weiß, dass ich ein Homunkulus bin? Der Sinn einer Beschattung ist ja eigentlich, dass man andere beobachtet und dabei selbst unerkannt bleibt, aber wie es aussieht ist es genau das, was ich nicht hinbekommen habe. Und vor deren Reaktion, wenn ich ihnen genau das sage, habe ich Angst.
„Valerie, warum schaust du so?"
Caspar schaut mich eindringlich an, da er wahrscheinlich mein Zögern bemerkt hat. Ich blicke kurz zu ihm, ehe ich meinen Blick senke, auf den Boden schaue und den beiden meinen Zwischenstand vortrage.
Ich erzähle ihnen von der Klassenfahrt, von dem nächtlichen Gespräch mit Jackson, als er beim Zelten plötzlich zu mir gekommen ist, um mir zu sagen, dass ich mit dem, was ich gerade mache, aufhören soll und von dem weiteren Gespräch mit ihm, als wir in der Damentoilette ein klein wenig aneinander geraten sind, ich aber rausgefunden habe, dass er ein Ghul ist. Auch erzähle ich ihnen, dass Jackson das von mir schon von Anfang an wusste. Dass er wusste, wer oder was ich bin und was ich auf dem Souls-Internat zu suchen habe. Ich sage ihnen, dass er Caspars und mein Gespräch an meinem ersten Tag mitbekommen hat.
Während ich ihnen beichte, dass ich bereits bei einer Person aufgeflogen bin, bemühe ich mich meine zwei Vorgesetzten nicht anzuschauen, da ich mir so schon vorstellen, wie mich Caspars wütende Augenpaare anfunkeln, während die Herrin enttäuscht und ebenfalls wütend aussieht. Auch erzähle ich ihnen von der Sache mit Jin, wie er einen Zusammenbruch hatte, als er das ganze Blut an meinem Arm gesehen hat, aber ich mir nicht sicher bin, ob er bloß ein Mensch ist und Angst vor Blut hat oder ob es tatsächlich ein Hinweis darauf sein könnte, ob er vielleicht doch ein Ghul ist. Ich erwähne aber auch, dass ich in den letzten Wochen ziemlich aufmerksam war, manchmal an meinem Fenster saß, um zu beobachten, ob jemand mitten in der Nacht herumschleicht - leider ohne Erfolg.
Als ich mit dem Reden fertig bin, hebe ich wieder meinen Kopf und blicke nun meine Herrin an. Statt aber zwei wütend funkelnden Augen starre ich nun in ihr neutrales Gesicht. Einige Sekunden noch bleibt es still, ehe sie anfängt zu reden.
„Lass mich das mal zusammenfassen. Außer diesem sogenannten Jackson, einem Jungen aus deiner Klasse, weiß niemand, dass du eigentlich gar kein Mensch bist und das nur ein Schwindel ist, mit der Absicht dieses Internat zu beschatten, um es ausrotten zu können, voraussichtlich natürlich, dass hier jeder ein Ghul ist. Richtig?"
Ich nicke.
„Ja."
Sie scheint kurz nachzudenken.
„Das heißt du bist bereits darauf gekommen, dass sich hier ein Ghul herumtreibt und eventuell ein zweiter."
Erneut nicke ich.
„Valerie, das ist nicht schlecht, du musst nicht so betrübt gucken. Solch eine Mission ist auf keinen Fall eine leichte Sache, das weiß ich. Aber ich habe dich ausgewählt, da ich weiß, dass du eine der stärksten Homunkuli bist und jedem Ghul überlegen bist, wenn es drauf ankommt. Natürlich ist es nicht gut, dass eine Person bereits weiß, dass du ein Homunkulus bist, aber es war mir von vornherein klar, dass so etwas passieren kann."
Bei den aufmunternden und doch überraschend netten Worten verbeuge ich mich lächelnd.
„Danke, Herrin."
Ich sehe wie sie mir zunickt und sich bereit dazu macht, wieder zu gehen.
„Freut mich, dass wir deinen Zwischenstand besprechen konnten. Caspar und ich kommen in ein paar Wochen wieder. Das Telefonieren solltet ihr zwei weiterhin unterlassen, nur wenn es sich um einen absoluten Notfall handelt, erlaube ich euch dies."
Caspar stellt sich wieder nah neben mich, während wir zwei der Herrin zuschauen, wie sie langsam geht.
„Ach und Valerie? Mach weiter so. Überleg dir etwas, wie du bezüglich deiner Beschattung einen großen Schritt weiterkommst. Ich befehle dir aber davor noch etwas zu machen."
Sie dreht sich kurz zu mir um.
„Ich befehle dir diesen Jackson umzubringen."
Mein Herz rutscht mir in die Hose, während ich sie mit offenem Mund anstarre. Natürlich wäre Jackson nicht der erste Ghul, den ich umbringen würde - nein. Es gibt genügend Ghule, die ich bereits mit meiner eigenen Hand getötet habe. Aber das mit Jackson schockt mich, nicht weil ich ihn mag - nein, ich hasse ihn -, sondern weil ich daran denken muss, dass somit Johnny, Kai und Yongguk, die ich zu meinen Freunden zähle, ihren besten Freund verlieren werden. Da ich aber weiß, dass Caspar und meine Herrin es nicht gut fänden, wenn sie wüssten, dass ich neben meiner Beschattung auch noch Freundschaften schließe, wären sie sicher nicht so entspannt, wie jetzt. Genau das versuche ich ja vor ihnen geheimzuhalten. Liebe und Freundschaft haben nämlich nichts bei dieser Mission zu suchen.
„Valerie, hast du mich verstanden? Das ist ein Befehl."
Ich nicke langsam und verbeuge mich.
„Ja, Herrin. Ich werde Jackson töten. So wie Sie es wünschen."
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Fake Mission [BTS FF]
FanfictionValerie wird beauftragt ein Internat zu beschatten und sich als jemanden auszugeben, der nicht ihrem wahren Charakter entspricht. Dass sie dabei ihre sieben Mitbewohner, die sie belügt, ins Herz schließt war allerdings nicht geplant und auch nicht d...