Kapitel 14

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Conner war froh, konnte er sich kurz absetzten, um Bier zu holen. Vielleicht würde es seine Gedanken und Emotionen, die beide Achterbahn fuhren, wieder etwas beruhigen. Was waren das für Gefühle, die gerade in ihm hochkamen und sich tief in ihn hinein fraßen? War er wirklich eifersüchtig auf seinen besten Freund, weil er mit seiner Schwester tanzte? ˋWas ist bloß mit dir los, McCallum? Keine Frau bisher konnte dein innerstes jemals so ins Wanken und in Aufruhr versetzten.ˋ Ausgerechnet die Frau, die ihn behandelte, als sei er ansteckend und die grundsätzlich tabu war für ihn. Tief atmete Conner durch und sog die kühle Luft in seine Lungen. Den Rest des Abends, musste er wohl oder übel mit diesem Durcheinander in seinem Kopf und Herzen, über die Runden bringe. Die paar Minuten, die er sich nahm, um frische Luft zu schnappen, hatten nichts an seinem Zustand geändert. Conner stieß sich von der Wand ab, an die er gelehnt stand und wollte zurück in die Küche, als die Tür von dieser geöffnet wurde.

Draußen, nahm sie ihre Gedanken von vorhin, die um Conner kreisten, wieder auf. Unfreiwillig.
Diesem schien es nichts auszumachen, von den Frauen belagert zu werden, wie das Licht von den Mücken. Er flirtete die ganze Zeit munter darauf los. Der Spitzname 'Sunnyboy', schien voll und ganz zu passen. Und doch hatte Alice beobachtet, dass er diese eine, jedes Mal abblitzen ließ, wenn sie ihm zu nahe kommen wollte.
Kaum die Gedanken zu Ende gedacht, rügte sich Alice auch gleich wieder dafür. 'Was stört dich das? Du weißt wie diese Männer sind. Das willst und brauchst du nicht noch einmal.' Alice nickte sich heftig zu. Lieber würde sie ihr ganzes restliches Leben alleine verbringen. Darauf nahm Alice einen grossen Schluck Bier und verbannte ihre Gedanken an Conner und Männer im Allgemeinen in den hintersten Winkel ihres Kopfes. Lehnte sich an die Außen Mauer des Pubs, sah in die Sterne, die am Himmel funkelten und genoss ihr Guinness.

Conner kniff kurz die Augen zusammen, als sich Alice, auf der anderen Seite der Tür, die aus der Küche nach draußen führte, hinstellte. Heute blieb ihm aber auch gar nichts erspart. Auch wenn Conners Kopf dafür gewesen wäre, einfach wieder rein zu gehen, ohne groß von Alice Notiz zu nehmen, schien der Rest von ihm dagegen zu sein. Conner lehnte sich zurück an die Wand und wandte seinen Blick zu Alice. Sie stand genau so da wie er selber. In der einen Hand ein Guinness und dabei die Augen geschlossen. Der rechte Fuß, bewegte sich zum Takt der Musik, die wieder mit Spielen begonnen hatte. Ihre Haare hatte Alice sich mittlerweile zu einem seitlichen Zopf geflochten, der ihr über die linke Schulter fiel. Die Gesichtszüge schienen im Licht des Monde, noch lieblicher.
Als Conners Blick auf Alice Nase fiel, musste er schmunzeln. Sie hatte eine süße Stupsnase. Damit sah sie irgendwie kindlich aus, ohne dabei die erwachsenen Züge zu verlieren. Wenn er gedurft hätte, könnte Conner wohl nicht widerstehen, diese immer wieder zu küssen. Was hatte er nur wieder für Gedanken. Conners Herz wurde schwer. Solche Gedanken, wenn er eine Frau ansah, kannte er nicht. Conner löste sich von diesem Elfenhaften Anblick.
„Na, hat dir John eine Pause gegönnt?“ Machte sich Conner bemerkbar.
Erschrocken öffnete Alice die Augen, als sie die tiefe, melodiöse Stimme wahrnahm. Kurz darauf, blickte sie in diese unglaublich lebendigen Augen und verfing sich in seinem ruhigen, abwartenden Blick, während er sie lächelnd musterte. Nicken war alles, was Alice darauf erwidern konnte.
„Er hat dich ja ganz schön auf Trapp gehalten.“
Mit aller Macht, versuchte sich Alice nun von seinem Gesicht und seinen faszinierenden Augen, los zu reißen und wollte auf Abstand gehen. Jener, wurde ihr jedoch von der Wand hinter ihr, verwehrt. Conner dagegen, hatte bereits einen Schritt auf sie zu gemacht.
„Man hat mich von dir gewarnt.“ Ging Alice in Angriffsstellung. Wie ein Tier im Käfig, welches bedrängt wurde.
„Ach ja?“ Conner hob eine Augenbraue. „Und was hat man dir über mich erzählt?“
Er stand nun so dicht vor Alice, dass sie seinen Duft wahrnehmen konnte. Herb, männlich, aber mit einer lieblich süßen Note. Ein Duft, um der Frauenwelt den Verstand zu rauben. Bei Alice, zeigte es auf jeden Fall Wirkung. Mehr, als ihr lieb war. Ihr stockte der Atem. Oder waren daran die blauen Augen Schuld, in denen sie erneut zu versinken drohte. Auf ihre Alarmglocken, war jedoch Verlass, die laut zu schrillen anfingen. Alice strafte ihre Schultern, um Conner damit zu verstehen zu geben, dass sie nicht eine dieser Frauen war, die man so leicht von sich überzeugen konnte, um dann eine weitere Kerbe im Bettpfosten zu werden. „Das gutaussehende Frauen, nicht sicher vor dir sind und gerne mal eine Kerbe in deinem Bettpfosten werden.“ Das war jetzt vielleicht nicht die beste Antwort. Alice schüttelte innerlich den Kopf. Doch etwas besseres fiel ihr nicht ein. Es war grundsätzlich schwer, einen klaren Gedanken zu fassen, wenn das Hirn vernebelt wurde.
„Du findest dich also gutaussehend? Nur ein kleines Bisschen eingebildet, was?“ Das war nicht die Richtung, die dieses erste längere Zusammentreffen gehen sollte.
Alice zuckte mit den Schultern. „Würdest du dich sonst mit mir abgeben?“
Taff war sie ja, die kleine Callahan. Musste in der Familie liegen. Conner grinste schief und ließ seinen Blick erneut über Alice gleiten. Sie war einfach zu sexy, um sie nicht zu wollen. 'Zügle dich, Conner. Denke an Marvs Worte.', sprach Conner sich gut zu. Er wollte einen guten Eindruck hinterlassen und nicht gleich alles mit Alice verspielen.
Alice spürte, wie ihre Wangen unter Conners Blick, anfingen zu glühen. Genau wie die Spuren, die sein Blick auf ihr hinterließen. Alice Herz schlug einen Zacken schneller.
„Es wurde definitiv übertrieben.“ Conner fixierte Alice Blick mit seinem.
„Ach ja? Und weshalb habe ich gerade das Gefühl, dass du mich bedrängst und mit deinem Blick beinahe ausziehst?“ Alice hatte nicht das erste Mal mit Typen wie Conner zu tun. Weshalb sie seinem Blick stand hielt. Keiner, hatte jedoch so unglaubliche Augen, wie er und machte den Eindruck, als sei er auf den zweiten Blick ein anderer. Was diese ganze Situation nicht gerade einfacher machte.
„Keine Ahnung. Sag du es mir.“ Conners Stimme war beinahe nur noch ein Flüstern. Er stand bereits mit einem Fuß auf dem falschen Weg, da seine Synapsen erneut versagten, in Alice Gegenwart. „Ich möchte nur einen Augenblick mit dir alleine sein, um dich besser kennenzulernen.“
Alice holte Luft, um etwas zu sagen.
„Wenn ich dich darum gebeten hätte, wärst du sicher nicht darauf eingegangen.“ Kam Conner ihr zuvor. Mittlerweile, hatte er seine Hände neben Alice Kopf, an der Wand abgestützt und fixierte ihre Augen mit seinen. Warum er das tat, wusste Conner selber nicht. Alice Gegenwart, schien die Verbindung zu seinem Hirn, komplett zu kappen. „Man muss die Chancen packen, wenn sie einem geboten werden.“
Alice Augen verengten sich. Sie hatte sich also nicht geirrt, was Conner anging. Eigentlich schade, um den smarten Kerl. „Ich kann mir gut vorstellen, von welchen Chancen du sprichst. Doch darauf, kannst du lange warten, McCallum.“
Conner sah Alice siegessicher an, statt sich nun endlich zurück zu ziehen. Dabei war er ihrem Gesicht bereits so nah, dass er sich nur noch etwas vorzubeugen brauchte, um die schwungvollen Lippen zu berühren. Was er dann auch tat.
Leicht und kaum zu spüren. Nur ein sanftes Streicheln und beinahe so, als wäre es nicht die Wirklichkeit. Dennoch mit einer Intensität, dass es durch Alice ganzen Körper jagte. ˋWerde jetzt bloß nicht schwach. Keine weichen Knie bekommen. Und komme, nicht einmal nur vielleicht, auf die Idee, dich an ihm festzuhalten. Reiße dich verdammt nochmal zusammen.ˋ, herrschte Alice sich an. Das Seufzen, welches ihrer Kehle entwich, konnte sie einfach nicht verhindern.
Mit seinem Daumen, strich Conner über Alice Wange. „Erste Chance gepackt und versenkt. Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, Callahan.“
Alice Körper gehorchte ihr augenblicklich wieder. Sie wandte sich unter Conner hindurch und baute sich vor ihm auf. „Du spielst mit unfairen Mitteln, McCallum. Genau wie ich es mir gedacht habe. Kerle wie du kommen immer mit den billigsten Tricks um die Ecke.“ Alice Augen blitzten wütend. 
Conner hatte das Gefühl, noch etwas anderes darin zusehen. Was es war, konnte er jedoch nicht genau ausmachen. „Mach dir keine Sorgen, Callahan. Das hat mich nicht gerade umgehauen. Ich hatte schon bessere Chancen, als diese hier.“ Scheinbar völlig unberührt, sah Conner Alice an. Während in seinem Innern ein Sturm tobte, in dem er zu ertrinken drohte. So süße, zarte Lippen, hatte er noch nie berührt.
ˋNa warte, du selbstgefälliger Mistkerl. Dir werde ich zeigen, dass es keine bessere Chance gab und je wieder geben wird.ˋ Alice ging auf Conner zu und drängte ihn dadurch gegen die Wand, damit er in der Falle saß und ihr genau so ausgeliefert, wie sie ihm zuvor. ˋWage es ja nicht, Alice. Du wirst es sowas von bereuenˋ, warnte sie sich selber. ˋNoch einmal. Nur noch einmalˋ, stritten sich zwei Stimmen in ihrem Kopf. Noch ehe sich Alice für eine Seite entscheiden konnte, legte sie ihre Lippen auf Conners Mund. Dieser sog scharf die Luft ein, als er ihre warmen, feuchten Lippen auf den Seinen spürte. Langsam legte er seine Arme um Alice Taille, um sie näher an sich heran zu ziehen. Der Kuss zuvor war viel zu kurz, für Conners Empfinden. Er wollte mit Alice verschmelzen und eins werden. Es fühlte sich an, als hätten sie beide sich eine Ewigkeit gesucht und endlich gefunden.
Die Erde schien sich schneller zudrehen und in Alice Innern, explodierte etwas, was sie nicht definieren konnte. Was jedoch ganz sicher nicht in dieser Intensität durch ihren Körper rasen sollte.
Schwer atmend, löste sie sich von Conner. Jedoch nur soweit, dass ihre beiden Gesichter nur einen Hauch von einander entfernt waren. Genau so, hielten sie einen Augenblick inne und sahen sich in die Augen.
„Das McCallum, war deine Chance und zwar die erste, letzte und einzige, die du hattest und je wieder haben wirst. Das verspreche ich dir.“ Alice ließ Conner, mit diesen Worten stehen. Der Moment, der sich anfühlte als wären sie für einander geschaffen, verpuffte damit.

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