Kapitel 175

2 0 0
                                    

Alice hatte das Gefühl, ihr Herz springe ihr jeden Augenblick aus der Brust, so heftig schlug es dagegen.
Sie hob den Kopf, als sie auf dem Steg angekommen waren und als wären sie magisch miteinander verbunden, fanden Alice Augen sogleich ihren Liebsten. Den Mann, den sie in der größten Menschenansammlung finden würde und schon immer gefunden hatte.
Ihre beider Blicke fanden sich ebenfalls und ließen sich nicht mehr los. Alice nahm ihm Moment, nichts anderes um sich wahr, als Conner. Dabei zogen die vergangenen zwei Jahre, wie ein Rückblick, vor Alice geistigen Augen vorüber. Ihr erstes Zusammentreffen mit Conner. Ihr erstes Kuss. Die langsame aber umso tiefere Annäherung an einander. Ihr erstes Mal Sex, bei dem sie ihrer Begierde nach gingen und das Verlangen gestillt hatten. Der Silvesterball und ihre erste wirkliche Liebesnacht, mit der sich alles veränderte. Ihren Liebesurlaub auf den Malediven und Conners Antrag. Das dunkle Tal, durch welches sie gehen mussten. Letztes Weihnachten und ihr gemeinsames Silvester nach dem ganzen Drama. Conners erneuter Antrag und der Start in die Richtung, die Alice jetzt gerade ging.
Während die Bilder an ihr vorbei zogen, fühlte sie die Gefühle und wie sie sich in der ganzen Zeit veränderten. Doch schon immer da waren. Alice liebte diesen Mann, der dort vorne stand, mit seinen Fingern spielte und auf sie wartete, vom ersten Augenblick an. Und er sah immer noch so verdammt gut aus, wie am ersten Tag.
Heute trug Conner den Anzug, den er auch damals an Silvester trug. Nur mit dem Unterschied, dass er über dem Hemd, welches jetzt weiß und nicht lila war, eine Weste trug und statt dem Sakko, einen Frack. Die Frisur war etwas ordentlicher als sonst. Der Dreitagebart sah leicht gestutzt aus.
Ein Lächeln legte sich auf Alice Gesicht. Sie konnte gar nicht anders, wenn sie Conner sah. Dabei überfielen sie Gefühle, die Alice noch nie in einer solchen Intensität fühlte. Sie griff fester nach Johns Arm, weil sie ihren Beinen nicht vertraute.

Conner rang seine feuchten Hände ineinander, während er auf seine Liebste wartete, die in einem traumhaften, Elfen ähnlichen Kleid, auf ihn zu kam. Auf diesem und in ihren Haaren, schimmerten kleine Glitzersteinchen und sahen dabei aus, wie der klare Sternenhimmel über Irland.
Noch nie in seinem ganzen Leben, hatte Conner solche Gefühle, wie sie gerade in dem Augenblick, durch seinen Körper strömten, als Alice endlich vor ihm stand. Sein Herz sprang ihm beinahe aus der Brust und in den Augen schimmerten Tränen des unbeschreiblichen Glücks.
„Niemandem würde ich meine kleine Ali lieber übergeben als dir, mein Freund“, sagte John und drückte dabei Conners Schulter. Gab Alice einen Kuss auf die Wange und legte ihre Hand in die seines besten Freundes. Dann stellte er sich an Conners Seite.
Conners Hände zitterten, als er die von Alice umfasste. Unfähig etwas zu sagen, zog er sie einfach an sich. Conner brauchte ihre ungeteilte Nähe, bevor es weiter gehen konnte. Tief atmete er Alice Duft in sich auf und spürte dabei, wie er  ruhiger wurde.
„Du bist wunderschön.“, flüsterte Conner, als er sich wieder von ihr gelöst hatte und hauchte Alice einen sanften Kuss auf die Stirn.
„Du bist verrückt, McCallum.“, hauchte Alice. Sah Conner dabei jedoch voller Liebe an.
„Ich weiß.“ Schmunzelte Conner und lehnte seine Stirn gegen ihre und genoss diesen kurzen, intimen Moment zwischen ihnen beiden. Bis ein leichtes Räuspern durch die Menge ging.
Nur ungern, löste sich Conner von Alice. Er atmete tief durch und drehte sich nun, zusammen mit ihr, zu Pete um.
Sie hatten sich gemeinsam für ihn entschieden, weil sie keine Trauung wollten, wie es sie in der Kirche mit Pfarrer gab. Da Pete als Seemann, Leute trauen durfte und dies auch Nebenberuflich machte, war es für Conner und Alice keine Frage, dass Pete auch sie beide trauen sollte.
Alice Hand lag fest in seiner. Er würde heute keine Sekunde mehr von ihr weg gehen, wenn es nicht dringend notwendig war. Sie legte ihre freie Hand auf Conners Unterarm. Alice musste sich einfach an ihm festhalten, da ihre Beine sich immer noch wie Wackelpudding anfühlten.
„Wir wurden eben gerade Zeuge davon, weshalb wir heute, an diesem wundervollen Tag, den Weg hier hin, auf uns genommen haben.“ Begann Pete, ganz spontan aus der Situation heraus, die Zeremonie. „Tiefe, unbändige und unzerstörbare Liebe, die diese beiden Menschen, unsere Freunde, verbindet. Und ich bin ehrlich, wenn ich sage, dass ich noch nie so froh war, zwei Menschen zu trauen, wie Alice und Conner.“
Alice hob den Blick und sah zu Conner hoch und ihre Blicke verschmolzen mit einander.
„Bis es endlich so weit kam, dass wir Alice und Conner, hier gemeinsam stehen haben, waren viele unebene Straßen, Berg- und Talfahrten zu meistern. Und Conner musste auch einiges an Überzeugungsarbeit leisten, dass er es wert ist, mit ihm auf eine neue Reise zugehen.“
Conner löste seine Hand aus der von Alice und legte seinen Arm um ihre Taille und verschränkte die freie Hand mit der ihren. Conner musste Alice einfach noch näher bei sich spüren. Sanft und nur einem Windhauch gleich, berührte er dabei Alice Schläfe mit seinen Lippen, um die ein Schmunzeln spielte.
Endlich wurde er ruhiger und konnte anfangen, diesen Moment zu genießen. Das Selbe spürte auch Alice. Sie konnte sich, nun da sie Conners Nähe spürte, entspannen und fallen lassen. Er hatte schon immer diese Wirkung auf sie, nachdem Alice es zuließ.
„Doch die beiden, waren vom ersten Augenblick an mit einander verbunden und für einander bestimmt. So tief und fest, dass kein Sturm und war er noch so heftig, sie trennen konnte. Auch wenn es zwischenzeitlich so aussah.“ Pete machte eine Pause und betrachtete die beiden Menschen, die vor ihm standen und sichtbar nicht genug von der Nähe des anderen bekamen. „Die Liebe war jedoch zu jeder Zeit stärker als jede Höllenfahrt. Weil sie wahrhaftig, echt, aufrichtig und tief ist. Worüber wir alle, die wir heute hier sind und die Ehre haben, an diesem bedeutungsvollen Tag dabei zu sein, froh sind.“ Pete schenkte Alice und Conner ein Lächeln. „Doch eigentlich ist es nicht meine Aufgabe, heute große Reden zu schwingen. Denn Alice und Conner haben sich gewünscht, dies selber zu tun. Und wer könnte besser über diese Liebe reden, als die beiden. Dies werden sie, nachdem ich die alles entscheidende Frage gestellt habe, wegen der wir uns heute so rausgeputzt haben.“
Ein Lachen ging durch die Reihen.
„Seit ihr bereit, endgültig ja zueinander zu sagen? Weiterhin und für den Rest eures Leben, für einander da zu sei? In guten, wie in schlechten Tagen? Gesundheit und Krankheit? In Reichtum und Armut? Wollt ihr euch für immer lieben und ehren, bis dass der Tod euch scheidet? Dann antwortet mit Ja.“
Alice und Conner sahen sich tief in die Augen. In diesen sahen sie die Antwort. Sie war dort schon so lange zu sehen. Noch bevor Conner Alice seinen spontanen Antrag machte. Diese Antwort, konnten jedoch all die Menschen nicht sehen, die hinter ihnen saßen. Weshalb sie gemeinsam, laut und deutlich, „Ja wir wollen“, antworteten. Am liebsten wäre Alice Conner bereits jetzt um den Hals gefallen.
„Dann kommen wir jetzt zu eurem Ringe Tausch.“ Pete zog sich etwas zurück, da nun Conner und Alice an der Reihe waren.

Irish Heart - Sprache des HerzensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt