Hämisch grinsend, hob er sein Gesicht der Sonne zu, als er ins Freie trat. Die Sonne und die frische Luft, hatte er oft gesehen, in den letzten Monaten. Doch die Freiheit, war ihm verwehrt gewesen. Wegen einer Nichtsnutzen Frau.
Es war ein langer Kampf mit sich selber. Mit dem aus lotsen seiner ganzen Geduld, hatte er es doch tatsächlich geschafft, allem zu entkommen und endlich wieder frei zu sein. Er wusste nun mal zu gut, wie er es anstellen musste, um sich unauffällig und gefügig zu verhalten. Gutes Benehmen, wie man es so schön nannte. In dem, war er schon immer gut, wenn es darauf an kam. Um dies zu üben und zu perfektionieren, hatte er vor ein paar Jahren, genügend Zeit. Als man ihn schon einmal, für eine längere Zeit weg gesperrt hatte. Dieses Mal, waren es lediglich ein paar Monate. Noch einmal, würde ihm das nicht passieren, dies schwor er sich damals, wie auch heute. Dafür, würde er sorgen. Dazu nutzte er die Zeit im Gefängnis. Um Pläne zu schmieden, wie er sich rächen konnte.
Das erste Ziel war, nach Hause zu gehen und alles Nötige dafür zu organisieren, zusammen zu stellen und weiter zu planen, um einen reibungslosen Ablauf sicher zu stellen. Es konnten immer wieder Stolpersteine auftauchen, die es zu beseitigen gilt.
Seinem Handlanger, musste mal wieder etwas Dampf unter dem Hintern gemacht werden. Was dieser, bis jetzt, heraus gefunden hatte, war nicht gerade zufriedenstellend. Nicht für jemanden, der gerne die Kontrolle über alles hatte. Dies änderte sich von nun an wieder. Er würde sich, wenn es sein musste, noch mehr Handlanger an die Seite stellen, um sie endlich zu finden. Dumm, war sie nicht, dies musste man ihr lassen. Das war sie, so musste er es sich eingestehen, noch nie. Seine Einschätzungen und das in Sicherheit wägen, waren mehr als falsch. Das war ihm noch nie, in diesem Ausmaß passiert. Allein die ganze Aktion, wie sie ihn verlassen wollte, war bestimmt schon über Wochen geplant. Dies zeugte von verdammt viel Durchtriebenheit und ja, auch Mut. Dabei hatte er wirklich gedacht, dass er sie endlich so weit hatte. Da hatte er sich gewaltig getäuscht. Oder viel mehr, hatte sie ihn getäuscht und an der Nase herum geführt. Kleine hinterlistige Schlampe. Umso mehr, wollte er sie finden. Ein solches Hintergehen, musste bestraft werden. Niemand, wagte es jemals, so mit ihm um zugehen. Und wenn doch, kam er seine Rache, früher oder später zu spüren. Wut, kroch erneut in ihm auf, die er jedoch gelernt hatte, im Zaum zu halten, wenn es darauf an kam. Jetzt kam es das. Überlegt zu handeln und agieren, um so wenig wie möglich aufzufallen, war auch jetzt noch etwas vom Wichtigsten. Genau wie in den Monaten im Gefängnis.
Da er nun wieder selber die Fäden in der Hand hielt und sich selber um alles kümmern konnte, würde es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis er sie fand und wieder zu seinem Eigentum machte. Dann würde sie geradezu darum betteln, dass er ihr verzieh. Auf Knien, würde sie winseln und flehen, ihr nichts zu tun. Sie würde Reue zeigen und ihm hoch und heilig versprechen, sich zu bessern. Das alles, würde ihr jedoch nichts nützen. Gar nichts. Denn diese Floskeln, kannte er nur zu gut. Von ihr und anderen, hinterhältigen Weibern. Von denen es auf dieser Welt, einfach zu viele gab. Eigentlich tat er der Menschheit oder zumindest der Männerwelt, einen guten Dienst, wenn er sich um sie kümmerte. Eine kleine Schlampe weniger, die ihr Unwesen trieb. Das Bild, was er im Kopf hatte, ließ es in seinem ganzen Körper kribbeln. Zu süß, war die Vorfreude darauf, wenn er endlich wieder vor ihr stand und in ihr geschocktes Gesicht sehen konnte. Starr und völlig überrascht, würde sie sein und deshalb für ihn ein leichtes Ziel. Wenn es sein müsste, sorgte er auch dafür, dass ihr niemand mehr helfen konnte. Qualvoll, würde die Zeit werden, dass sie sich jeden Tag von Neuem wünschen wird, tot zu sein. Diesen Gefallen, würde er ihr so schnell nicht machen. Erst wenn er vollends befriedigt war in seiner Vergeltung, kam er ihrem Wunsch nach und erlöste sie von ihren Qualen.
Er lachte kurz schallend und dreckig auf. Sie würde sich ein weiteres Mal wünschen, ihm niemals begegnet zu sein und vor allem, ihn niemals auf eine so perfide Art und Weise, hintergangen zu haben.
Für seine süß Alice, würde er sich was ganze Besonderes einfallen lassen.Alice schreckte schwer atmend auf. Diese verdammten Träume kamen wieder zurück. Würde sie die niemals los werden? Im Urlaub und auch eine Zeitlang danach, blieb Alice davon verschont.
Seit einer Woche, kamen sie wieder. Unregelmäßig, aber dafür umso beunruhigender. Alice sah kurz zu Conner, der schlief. Für einmal, hatte sie ihn nicht geweckt, mit ihrem unruhigen Schlaf. Ein Blick auf ihren Wecker auf dem Nachtisch, sagte ihr, dass es nicht mehr mitten in der Nacht, sondern früher Morgen war. An Schlaf, war jetzt so oder so nicht mehr zu denken, weshalb Alice leise aus dem Zimmer schlich. Conner kam erst spät nach Hause und deshalb, wollte sie ihn nicht gleich wieder wecken. Auch wenn sich Alice nichts sehnlicher wünschte als sich an seine breite Brust zu kuscheln und von seinen starken Armen gehalten zu werden.
Tief atmete Alice die kühle Morgenluft in sich auf, als sie draußen auf der Bank, nah am Meer, saß. Es klärte zwar ihren Kopf, verscheuchte jedoch noch nicht ganz die Dämonen der Nacht. Die suchten sie gerade, auf hinterhältige Art und Weise, heim. Die Bank stand unweit von dem grossen Stein, bei dem sie Conner den letzten Teil ihrer Vergangenheit erzählte. Die Vergangenheit, die sie gerade wieder ein zu holen schien. Alice war machtlos dagegen, was sie schier zur Verzweiflung brachte und sich nicht nur auf ihre Psyche, sondern ebenso auf den Körper auswirkte.
Die sanfte Berührung in ihren Haaren, ließ Alice kurz zusammenzucken. „Ich bin es, mein Schatz.“ Drang die vertraute, verschlafene Stimme an ihr Ohr und Conners Arme lagen augenblicklich um Alice Körper. Erleichtert, seufzte Alice. „Hast du wieder geträumt?“ Sie nickte und schmiegte sich in Conners Nähe. „Und warum, hast du mich nicht geweckt?“
„Weil du deinen Schlaf brauchst, der so wieso schon zu kurz kommt, seit einer Woche.“ Fest drückte Alice ihr Gesicht in Conners Pullover und sog seinen Duft in sich auf. Er beruhigte sie ein Stückweit.
„Ach Schatz. Lass das bitte meine Sorge und mich einfach für dich da sein. Denn ich spüre doch, dass dich noch ganz andere Sorgen plagen, als bloß die Träume, die wieder zurück gekommen sind. Habe ich Recht?“ Conner hatte mal wieder voll ins Schwarze getroffen, was er wusste, ohne dass Alice ihm zu stimmte. „Warum sprichst du nicht mit mir, Alice? Du weißt, ich merke es dir so oder so an, wenn etwas nicht stimmt. Wir haben doch abgemacht, dass du immer mit mir reden kannst. Egal was dich bedrückt. Das hat sich nicht geändert, seit wir ein Paar sind. Im Gegenteil. Es ist nun noch viel wichtiger.“ Conner verstärkte seinen Griff, weil er spürte, dass Alice gerade wieder ohne festen Halt unter ihren Füssen in ihrem Leben stand. Er würde ihr so gerne helfen, doch wusste nicht wie. Die Sorgen um seine Liebste, wurden von Tag zu Tag mehr. Der seelische Stress, wirkte sich zusehends auf ihre Gesundheit aus. „Erzählst du mir, was dich bedrückt oder scheinbar fast erdrückt, seit der erste Traum wieder gekommen ist?“
Gebannt sah Alice übers Meer. Sie kniff die Augen leicht zusammen, als könne sie so, etwas am Horizont entdecken, was in Wirklichkeit nicht da war. Oder vielleicht doch? Bloß noch zu weit weg, um es überhaupt sehen zu können. „Ich weiß nicht genau, wie ich es beschreiben soll. Die Träume, haben sich wieder geändert. Es ist nicht mehr das, was ich erlebt habe. Dieses Mal scheint es, als wäre es die Gegenwart oder die Zukunft.“ Alice erschauderte.
Conner schlang die Decke, die er mit nach draußen gebracht hatte, um Alice. Ihr Zustand gefiel ihm nicht. Auf der einen Seite waren da die Albträume, die scheinbar nichts an ihrer Heftigkeit verloren hatten. Auf der anderen war es Alice Gemüt. Sie wirkte wieder vermehrt bedrückt. Es lag wieder eine traurige Stimmung über ihrem, bis jetzt so unbeschwerten und fröhlichen Wesen. Jeden Tag etwas mehr. Die Träume zerrten auch an Alice körperlicher Substanz. Sie war vermehrt müde und schlief manchmal mitten am Tag ein. Der Appetit ließ ebenfalls zu wünschen übrig und letztens klagte sie öfters auch über Übelkeit.
„Es sind nicht nur die Träume. Es scheint, als würden mich die Dämonen der Nacht, mit durch den Tag begleiten. Wie ein Schatten.“ Erzählte Alice weiter, was sie bedrückte, wenn sie auch kaum Worte dafür fand. Wie auch, wenn sie es sich selber nicht erklären konnte. Dennoch tat es gut, die ganze Last nicht mehr mit sich alleine herum zu tragen. „Ich spüre schon seit Tagen eine tiefe innere Unruhe, die mich zu verschlingen scheint. Eine quälende Vorahnung. Es fühlt sich so an, wie damals, als ich Frauenhaus war und ich unter Verfolgungsangst litt. Keine Ahnung…ich…ich kann es nicht wirklich erklären. Es ist bloß so ein Gefühl, dass uns noch etwas bevorsteht, was die Ruhe durcheinander bringen und stören wird. Als würde der Schatten der Vergangenheit, übers Meer schleichen. Sich bedrohlich ausbreiten und drohend über mich legen.“ Alice atmete tief durch. Es zu fühlen, war schon schwer. Die böse Vorahnung jedoch auszusprechen, bescherte Alice eine Gänsehaut. Die Angst, Brian würde es doch irgendwie schaffen, wieder aus dem Gefängnis zu kommen, begleitete sie immer. In letzter Zeit jedoch nicht mehr so stark, wie jetzt wieder. Alice kannte ihn zu gut, um wissen, dass er Rachegefühle ihn sich spürte und Vergeltung für das wollte, was sie ihm angetan hatte. Würde er frei kommen, wäre sie zu finden, sein einziges Ziel. Wenn dies geschah – daran durfte Alice erst gar nicht denken. Allein die Vorstellung, er stünde wieder vor ihr, drehte ihr den Magen um. Im diesem Fall, wäre nicht nur Alice in Gefahr, sondern auch alle die sie liebte. Allen voran Conner, weil er Brians Eigentum entweiht hatte. Alice drückte sich fester an Conners Brust. Am liebsten würde sie in ihn hinein schlüpfen, um sich wieder sicher und behütet zu fühlen. In Sicherheit vor dem Sturm des Lebens. Dem Orkan ihrer Vergangenheit, der gewaltig über sie beide herein brechen würde, stimmte Alice Vorahnung. Ob sie jedoch vor diesem Unwetter, an irgendeinem Ort geschützt wäre, bezweifelte Alice.
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Irish Heart - Sprache des Herzens
RomanceDie unberührten Küsten, sanften grünen Hügel, der Himmel, der die Erde zu berühren scheint, lang vergessene Gerüche und das raue Meer, Irlands. Dies ist Alice Callahans Heimat. Ihre Wurzeln. All das, hatte sie, nach dem Tod ihrer Eltern verlassen...