„Wenn du denkst, du kannst mir nicht das geben, was ich brauche oder verdient habe, dann liegst du falsch. Du gibst mir alles, was ich brauche und mir je erhofft habe, es jemals zu bekommen. Einzig und allein damit, dass du mich in dein Leben gelassen hast. Ich dich um mich haben darf. Seit ich dich kenne, brauche ich doch nur dich, Leannan. Die letzten Tage mit dir, waren die schönsten seit gefühlt einer Ewigkeit, wenn nicht sogar meines Lebens.“
Alice blieb, gegen die Mauer neben dem Kamin gelehnt, stehen und sah Conner kritisch und gleichzeitig unschlüssig darüber, was sie von diesen Worten halten sollte, an. Wie konnte sie ihm alles geben, was er brauchte, wenn sie dazu gar nicht im Stande war? Aber gut. Weiter darauf herum reiten, wollte Alice jetzt auch nicht, da sie spürte, dass es Conner wieder wütend machte. Um keinen Streit an zu zetteln, ließ Alice seine Worte im Raum stehen. Eine Frage, schlich sich jedoch in ihre mehr als wirren Gehirnwindungen.
Seufzend setzte sich Alice wieder neben Conner. „Und was ist mit Liebe?“
Conner atmete tief durch. Es klang genervter, als er wollte. Liebe. Warum hatte dieses eine, kleine Wort, eine solche Bedeutung, dass es jetzt groß und mächtig, zwischen ihnen stand.
„Die brauchst du doch auch. Oder etwa nicht?“, fragend sah Alice zu Conner, der nur nachdenklich nickte. „Denkst du, du kannst damit leben, immer nur zu geben und nichts zurück zu bekommen? Einseitige Liebe, kann nicht von Dauer sein, Conner. Das solltest du wissen.“
Conner wandte sich Alice zu und sah sie ungläubig an. Hatte er sich gerade verhört? Wenn nicht, machte auf einmal, alles einen Sinn. Es ging nicht in erster Linie darum, dass er sich in sie verliebt hatte. Sondern, dass Alice das Gefühl hatte, nicht in der Lage zu sein, ihn lieben zu können.
„Das meinst du jetzt nicht wirklich ernst?“ Wie konnte es möglich sein? Das musste man doch spüren?
„Doch, tue ich. Wie soll ich im Stande sein zu lieben, wenn um meine Seele eine Mauer ist und ich mein Herz, in all den Jahren, zu Stein oder Eis werden ließ.“
„Wenn dein Herz zu Eis erstarrt ist, hast du es die letzten Wochen erfolgreich auftauen lassen. Und was deine Mauer angeht. Die bekommen wir auch noch weg.“ Conner konnte in Alice Blick sehen, dass sie nicht überzeugt war, von seinen Worten. „Du hast wirklich keine Ahnung, wieviel Liebe, wie auch immer sie aussieht, in dir steckt und du fähig bist zu geben?“
Alice schüttelte den Kopf. „Kann ich das wirklich?“ Ihre Augen waren fragend.
Conner legte seine Hände an Alice Wangen und sah sie fest an. „Süße. Ob du das kannst? Du tust es doch schon die ganze Zeit. Allein, wie du mich ansiehst, könnte ich manchmal davon fließen, weil es mein Herz so sehr erwärmt. Die letzten Tage, hast du mich quasi mit Liebe überschüttet. Wenn wir intim wurden, war es am stärksten zu spüren. Das was du vorhin beschrieben hast, ist nicht nur Vertrauen, Alice. Es viel, viel mehr und geht tiefer. Das nennt man Liebe, Prinzessin.“
In Conners Augen, konnte Alice sehen, dass er ihr die Wahrheit sagte. Sie konnte sie einfach nicht fühlen. Die Liebe, von der Conner sprach, die angeblich schon lange in ihr schlummerte. Es war ein riesiges Gefühlschaos in Alice, aber die Liebe, fand sie nicht. Es war, als hätte sie sich versteckt. Tränen, von denen sie nicht wusste, woher sie rührten, kullerten aus Alice Augen.
„Ach Kleines. Wenn ich es dir doch nur einmal zeigen könnte. Es würde dich sicher genauso umhauen, wie es mich immer wieder von Neuem umhaut.“ Conner lehnte seine Stirn, an die von Alice und sah ihr fest in die Augen. „Es ist wie Magie, wenn ich mit dir zusammen bin. Du hast mich regelrecht verzaubert und das, vom ersten Augenblick an, als ich dich damals gesehen habe.“ Sanft strich er Alice, mit seinen Daumen, die Tränen von den Wangen, die sich immer noch aus ihren Augen lösten. „Es hat eingeschlagen wie ein Blitz. Und von da an, stand meine Welt Kopf. Oder vielleicht, stand sie auch endlich richtig herum. Seit du in mein Leben gestolpert bist, habe ich das Gefühl, endlich komplett und bei mir selber angekommen zu sein. Ich lebe so wahrhaftig, wie nie zuvor.“ Mit federleichten Küssen, bedeckte Conner Alice Wange, um gleich darauf, über ihren Hals, zu ihrer Schulter zu gelangen.
Alice seufzte genüsslich. „Würdest du bitte damit aufhören? Es nicht der richtige Zeitpunkt dafür, mich jetzt um meinen Verstand zu bringen.“
„Nur schwer. Aber ich gebe mir die größte Mühe.“ Schmunzelte Conner an ihrem Hals, um dann gleich weiter zu knabbern und zu küssen. Er konnte sich einfach nicht mehr länger gegen seine Sehnsucht stemmen, Alice noch näher zu sein, als er es gerade war. Es reichte, wenn sich einer von ihnen von seinen schlechten Gefühlen und Emotionen beeinflussen ließ. Conner wusste, dass Alice ihm nicht mit Absicht weh tat. Dazu, wäre sie gar nicht im Stande. „Es ist genau der richtige Zeitpunkt dafür, damit du endlich wieder deinen Kopf ausmachst und mit deinem Herzen fühlst. Wie du es die letzten Tage auch getan hast. Dann wirst auch du die Liebe finden.“
Sanft, drückte Alice Conner etwas von sich, so dass sie in seine Augen sehen konnte. „Hast du noch etwas Zeit und vor allem Geduld vorrätig für mich?“
„Das mit der Geduld, könnte schwierig werden. Denn die strapazierst du ziemlich hartnäckig, mit deiner schlechten Sicht von dir selber und damit, dass du denkst ich hätte jemand Besseres verdient.“ Sichtlich peinlich berührt, vergrub Alice ihr Gesicht an Conners Brust, was ihn schmunzeln ließ. „Aber weißt du was?“ Er drückte ihr einen Kuss in die Haare. „Das mit der Zeit, bekomme ich hin. Was sind schon ein paar Wochen mehr oder weniger, gegen den Rest meines Lebens.“ Alice schien dem Ganzen eine Chance geben zu wollen. Die würde Conner ganz sicher nicht ausschlagen.
„Den Rest deines Lebens?“, fragend sah Alice zu Conner hoch.
Dieser zuckte mit den Schultern. „Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.“
Lächelnd, schüttelte Alice den Kopf. „Du bist ein hoffnungsloser Romantiker, McCallum. Und genau das brauche ich, weil ich sie verloren habe.“
„Ich werde dir die Romantik wieder zurück bringen. Das verspreche ich dir.“ Conner zog Alice in seine Arme und strich ihr übers Haar.
Diese schmiegte sich fest an seine Brust, schloss die Augen und sog seinen Duft in sich auf. „Ich habe dich vermisst.“
„Ich war doch die ganze Zeit da. Doch du warst plötzlich soweit weg von mir, dass ich Angst hatte, dich verloren zu haben.“ Wieder entwischten ein paar Tränen aus Conners Augen. „Ich bin froh, dass du wieder da bist. Es war die Hölle, dich nicht um mich zu haben. Und nicht zu wissen, wo du bist, wie es dir geht und ob du je wieder zu mir zurück kommen wirst.“
Alice hob den Kopf, damit sie Conner ansehen konnte. „Wo sollte ich denn hin gehen? Ich hab nur einen wundervollen, besten Freund, der für mich die Welt bedeutet.“ Versucht, mit ihren Daumen, seine Tränen zu stoppen, strich sie Conner über die Wangen.
Während Conner mit geschlossenen Augen, seinen Tränen, einmal mehr die Oberhand übergab, wuchs in Alice die Sehnsucht danach, ihm jetzt ganz nah zu sein. Eins mit Conner zu werden und mit ihm zu verschmelzen. Es fühlte sich jedes Mal so unglaublich gut an, dass Alice kaum mehr darauf verzichten konnte. Das es der völlig unpassende Moment dafür war, darüber war sie sich im Klaren. Vielleicht würde es ihnen jedoch zusätzlich helfen, wieder näher zueinander zu finden, nachdem sie sich beinahe verloren hatten. Weshalb Alice sich langsam Conners Lippen näherte, bis sie sie unter ihren spüren konnte. Sie schmeckten leicht salzig, von den Tränen.
Ein erleichtertes Seufzen, entwich Conner. Er vergrub seine Hände in Alice Haaren und zog sie so, näher an sich heran. Fast schon schmerzlich verlangend, wirkte der Kuss, in dem sie beide versanken. Alice ließ sich dabei von Conner, auf dessen Schoss ziehen und schlang ihre Beine um seine Hüften. Die Welt, die Zeit, der ganze Tag und alles um sie herum, schien zu verschwinden. Es gab nur noch sie beide und den gemeinsamen Augenblick, in den sie sich fallen ließen. Ohne Gedanken an irgendwas und ohne Fragen. Genau in dieser innigen Zweisamkeit, spürte Alice pure Erleichterung in sich regen und aufkommen. Wenn Conner ihre Liebe spüren konnte, bedeutete dies, dass sie da irgendwo sein musste. Wodurch die leise Hoffnung entstand, dass sich diese Liebe, die Conner bereits fühlen konnte, früher oder später auch ihr eigenes Empfinden erreichen würde. Wenn sie nur wieder mehr mit ihrem Herzen, satt mit ihrem Verstand, die Welt betrachtete. Genau so, wie es Conner sagte. Im Moment, reichte es Alice, dass sie wusste, dass er Liebe empfing. Mit der Liebe von Conner, hatte sie sich, wenn sie ehrlich war, bereits angefreundet. Denn nun, da er es ihr gestanden hatte, wurde ihr klar, wie lange sie schon mit dieser überschüttet wurde. Wie es mit den gesprochenen Worten war, würde Alice noch herausfinden.
Während Alice noch ihren Gedanken nach hing, spürte sie, wie Conner sie sanft auf die Kissenlandschaft drückte, ohne sich auch nur einen Augenblick von ihr zu lösen und diesen süßen Kuss richtig zu unterbrechen. Ohne jede Hektik und dennoch brennend vor Verlangen, entledigte Conner sich und Alice von ihren Kleidern und liebkoste jeden Zentimeter ihrer Haut, als wäre es das erste und gleichzeitig das letzte Mal, dass er dies tun konnte. Alice spürte dabei, heute ganz bewusst, Conners tiefe und innige Liebe für sie. Kein Mensch, konnte einen anderen so berühren, ohne dabei Liebe zu spüren. „Sag es noch einmal, Conner. Bitte.“, seufzte Alice, unter seinen zarten Küssen.
Conner hob den Kopf, und sah sie, mit Tränen in den Augen an. Er hätte gerade nicht glücklicher sein können. „Ich liebe dich, Leannan.“ Genüsslich und erleichternd seufzend, gab sich Alice Conner voll und ganz hin. Ihre Körper verschmolzen, mit seinen Worten, mit einander und trugen sie weit weg, in eine andere Welt.
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Irish Heart - Sprache des Herzens
RomanceDie unberührten Küsten, sanften grünen Hügel, der Himmel, der die Erde zu berühren scheint, lang vergessene Gerüche und das raue Meer, Irlands. Dies ist Alice Callahans Heimat. Ihre Wurzeln. All das, hatte sie, nach dem Tod ihrer Eltern verlassen...