„Vergiss nicht, dass ich immer nur dich liebe. Egal, was dein Hirn dir anderes weiß machen will.“, flüsterte Conner und gab Alice einen sanften Kuss auf die Stirn. Es war noch gefühlt mitten in der Nacht und Conner musste sich auf den Weg zum Hafen machen. Er spürte es ganz deutlich, dass bald der Morgen kommen wird, an dem er das sagt und von Alice ein verschlafenes, ˋIch liebe dich auchˋ, kommt. Allein der Gedanke daran, bescherte Conner eine angenehme Gänsehaut und ein freudiges Kribbeln. Ein genüssliches Seufzen und ein Lächeln, war heute alles, was er bekam. Es reichte ihm. Vor allem nach dem gestrigen Abend. Er war so stolz auf Alice, dass sie bereits so weit war, immer wieder von alleine aus dieser negativen Spirale hinaus kam. Vielleicht hatte auch John ein bisschen mitgeholfen. Aber schlussendlich musste Alice selber weiterkämpfen, um sich nicht komplett runter ziehen zu lassen und ihre Gefühle nicht von ihren Gedanken vergiften zu lassen.
„Conner.“
Ließ ihn Alice leise, verschlafene Stimme, bei der Tür inne halten. „Hmm?“ Sein Herz klopfte wie wild. War heute wohlmöglich schon der Morgen?
„Komm bitte wieder zu mir zurück.“
Conner schloss die Augen und atmete tief durch. Ging dann noch einmal zum Bett zurück. „Ich verspreche es dir, Leannan.“ Sachte strich er Alice durch die Haare und umschloss ihre Lippen mit seinen, um sich einen Kuss zu stehlen, damit er den Morgen, mit Leichtigkeit überstand.
Alice vergrub ihre Finger in Conners Haaren und zog den Kuss in die Länge. Wie gerne, würde sie ihn jetzt ausziehen und tief in sich aufnehmen.
„Ich muss gehen, Süße. Wenn ich zurück bin, werde ich liebend gerne auf all das eingehen und dich lieben, als gäbe es kein Morgen mehr.“ Conner spürte, wie seine Hose bereits wieder zu spannen anfing. „Doch jetzt, muss ich wirklich gehen.“ Ein letzter Kuss und er löste sich widerwillig von Alice. Er konnte Pete nicht hängen lassen. Trotz unwiderstehlicher Frau im Bett.
Als Conner nach draußen, an die frische, morgendliche Luft trat, war ihm noch viel mehr danach, wieder zu Alice ins Bett zu krabbeln und den ganzen Tag dort zu bleiben. Der Himmel war nicht nur von den letzten Stunden der Nacht, noch immer schwarz. Es sah nach einem Unwetter aus, welches sich zusammenbraute und schnell bewegte. Eine Sorgenfalte, bildete sich auf Conners Stirn. Keine guten Voraussetzungen, um mit dem Schiff raus zu fahren. Es konnte nicht nur gefährlich werden, sondern würde das Fangen von Fischen, beinahe unmöglich machen.Was für ein herrlicher Start in den Tag. Alice kuschelte sich, etwas später, als sie richtig wach war, lächelnd noch einmal tief unter die Decke. Noch schöner wäre es gewesen, wenn Conner bei ihr geblieben wäre und sie sich der schönsten Nebensache der Welt, hätten hingeben können. Warum nannte man Sex eigentlich die schönste Nebensache? Wenn es doch, mit dem richtigen Menschen an der Seite, zur schönsten Hauptsache werden konnte. Alice schüttelte lachend den Kopf und vergrub ihre Nase in Conners Kissen. Es roch so stark nach ihm, dass man meinen konnte, er läge eben noch hier. Dabei war er schon eine ganze Weile weg.
Alice war unglaublich froh darüber, dass der Augenblick, als ihre Eifersucht sie mit einer nicht gekannten Heftigkeit heimsuchte und ihr Handeln steuerte, nichts kaputt machte. Es war ein Gefühl, welches Alice nicht mochte. Denn mit einem klaren Kopf und wenn nicht der Stachel der Eifersucht zustach, wusste Alice, dass Conner nicht zu der Sorte Mann gehörte, dem eine Frau nicht reichte. Aus irgendeinem verrückten Grund, war er der erste Mann, dem sie mehr als genug war. Nur Alice alleine. ´Das Verrückte nennt man Liebe, Alice´, meldete sich ihre innere Stimme zu Wort. Alice lernte durch Conner, dass Liebe verrückt war. Auf eine positive Art und Weise. Es verleitete Menschen dazu, Dinge zu tun, die sie sonst niemals tun würden. Die Liebe entlockte Conner immer wieder die schönsten Worte. Er stellte sich solch verrückten Dingen, wie ihren Weg mit Alice gehen zu wollen. Der Gedanke daran, entlockte ihr ein Lächeln.
Als Alice aus dem Bett kroch, pfiff der Wind um die Ecken des Leuchtturms und rüttelte an ihm, wie die Unwetter und Stürme, all die Jahre davor. Doch er hielt stand. Würde ihre Freundschaft und Conners Liebe genau so standhaft bleiben und allem trotzen, was noch kommen mag?
Mit einem Kopf voller Gedanken, stellte sich Alice unter die Dusch. Warum musste dieser auch immer so laut sein, wenn Conner nicht in ihrer Nähe war? Verbrachte Alice Zeit mit ihm, lief dagegen ihr Herz auf Hochtouren. Es schäumte über und machte teilweise sogar Purzelbäume. Genau so, wie heute Morgen, kaum hatte Conner sie auf ihre Stirn geküsst. Das Gefühl wurde mit jedem Tag intensiver. Kämpfte sich tagtäglich ein Stück weiter, aus den tiefsten Winkeln hervor an die Oberfläche. Wurde mit jeder Sekunde, in der Conner sie wie das Wichtigste auf der Welt behandelte, stärker und ließ sich nicht mehr von Alice verdrängen. Seufzend schloss sie die Augen und hob ihr Gesicht dem Duschstrahl entgegen, während sie sich durch die Haar strich. Dieser Mann stellte Dinge mit ihr an, von denen Alice nicht wusste, dass es sie gab und sie selber überhaupt noch in der Lage sein würde, es jemals fühlen zu können.
Draußen schien der Sturm weiter zu genommen zu haben, während Alice unter der Dusche stand. Er rüttelte an den Fensterläden, als wolle er sie mit sich davon reißen, während der Regen gegen die Scheiben prasselte. Alice hoffte, dass Conner und die Fischer, bereits wieder im Trockenen saßen und sich bei einem heißen Kaffee aufwärmten. Alice fand es gut, dass John und Savannah, damals die Idee von Conner aufgenommen hatten, den Pub an manchen Tagen auch morgens zu öffnen. Er erzählte Alice, dass er bei seiner Ankunft in Ballyconneely, alles für ein herzhaftes Frühstück gegeben hätte. Das traditionelle, irische Frühstück schien hier eine Lücke zu füllen, neben dem normalen Café, mit klassischem Kaffee oder Tee, mit Brötchen. Es ergab eine weitere Einnahmequelle, die sie gut gebrauchen konnten.
Gleich würde sich Alice selber davon überzeugen können, dass alles in Ordnung war. Denn beim Gedanken an Conner und dem Unwetter da draußen, jagte ein unangenehmes Ziehen durch Alice Brust. Bereits als sie Duschte, spürte sie dieses ungute Gefühl in sich aufkommen. Als hätte sie eine böse Vorahnung, die sich von Minute zu Minute bewahrheitete. Die eisig kalte Hand, die sich um ihr Herz legte und langsam zudrückte. Alice kannte dieses Gefühl nur zu gut. Das Selbe hatte sie, als es an jenem Morgen, vor zehn Jahren, an der Tür klingelte. Alice saß oben in ihrem Zimmer und zuckte zusammen, was sie sonst nie tat. Doch das Klingeln klang an diesem schicksalhaften Morgen, anders als sonst. Mit jedem Schritt, aus ihrem Zimmer, nach unten, wo Savannah die Tür bereits geöffnet hatte, wurde das Gefühl stärker. Die Hand drückte fester und fester zu, bis das Atmen schwerer fiel.
Alice schüttelte den Kopf, als sie den Wagen hinter dem Pub parkte und durch die Küchentür, ins Innere eilte. Im diesem war es viel zu still, für einen Morgen, der sichtlich gut besucht war. Keiner redete ein Wort. Lauter bestürzte Gesichter, waren zu sehen. Vor allem bei Pete, Marv und den anderen Fischern.
„Was ist denn hier los?“ Alice versuchte neutral zu klingen. Sich nicht anmerken zu lassen, wie sich ihr Puls beschleunigte und das Herz raste. Der schmerzliche Druck darum, nahm zu. Ihre Augen suchten den Pub nach Conner ab. Er war nicht da. ´Bitte nicht. Bitte, bitte nicht´, sagte Alice wie ein Mantra, zu sich selber. Es durfte sich nicht wiederholen. Ein weiteres Mal, würde sie es nicht durchstehen, das zu verlieren, was sie am meisten liebte. Alice lehnte sich gegen die Bar und atmete tief durch, da Schwindel sie überfuhr. Der Knall ihrer inneren Erlösung, hätte der ganze Pub hören müssen, so laut erschien er Alice. Als ihr Herz die Liebe, mit voller Wucht an die Oberfläche schleuderte und damit endlich befreite.
„Wo ist Conner?“ Sprach Alice die Frage aus, die schwer auf ihr lastete.
„John ist mit ihm ins Krankenhaus gefahren. Was uns einige Überredungskünste kostete, weil er ein verdammter Sturkopf ist und sich mehr Sorgen um dich machte, statt um sich selber.“, antwortete Savannah.
Alles was Alice hörte, war Krankenhaus. Das der Rest eigentlich recht positiv klang, registrierte sie nicht. Weshalb ihr jegliche Farbe aus dem Gesicht und die Kraft aus ihrem Körper wich. Wäre Marv nicht neben ihr zur Stelle gewesen, hätte es Alice zu Boden gehauen.
„Pass auf Mädchen. Nicht, dass du auch noch dorthin musst.“ Marv setzte Alice auf einen Stuhl. Er musterte sie. „Alice. Conner geht es gut. Es ist nur zur Sicherheit. Deshalb wollte er auch nicht gehen.“
„Was ist passiert?“ Brachte Alice leise über ihre Lippen.
„Wir sind mit den Schiffen, direkt in das Unwetter geraten, von dem wir dachten, es sei noch weiter weg.“, erzählte Marv.
„Zum Glück sind wir mit dem Schrecken und zwei leicht lädierten Schiffen davon gekommen.“ Versuchte Pete, daraus keine große Sache zu machen, um Alices Sorgen nicht noch weiter zu schüren. Dabei ist ihm diese Situation, ganz schön in die Knochen gefahren. Es war nicht der erste Sturm, in den sie geraten waren. Kurzzeitig jedoch einen Mann verloren zu haben, war Pete noch nie passiert. Er hätte sich ewig Vorwürfe gemacht, wäre dieser Augenblick, nicht länger als ein Wimpernschlag, anders verlaufen. Conner war jedoch, zu aller Glück und vor allem zu seinem, nicht mehr unerfahren. Dazu kräftig und ausdauernd. Weshalb er sich, aus dem Reflex heraus, an einem Tau festhielt, welches über die Reling hing. Nicht auszudenken, was sonst passiert wäre. Bei dem Wellengang, hätten sie Conner schneller verloren, als er im Wasser war. Daran, durfte Pete gar nicht erst denken.
Alice zog kritisch ihre Stirn in Runzeln. „Wenn nichts passiert ist, warum ist Conner dann im Krankenhaus?“
„Weil er einen Stoß am Kopf abbekommen hat. Wir wollten einfach auf Nummer sicher gehen. Auch wenn sich der Herr, beinahe mit Händen und Füssen dagegen gewehrt hat.“ Schaltete sich noch einmal Savannah ein. Sie konnte es Alice ansehen, dass sie misstrauisch wurde, man würde ihr nicht die Wahrheit sagen, um sie zu schützen.
In dem Moment ging die Tür auf und John betrat den Pub. „So, ich habe den Herrn Zuhause abgeliefert, was mich einiges gekostet hat. Ich hab mir fast den Mund fusselig gequatscht, damit Conner endlich kleinbeigab. Es geht ihm, außer der kleinen Schrame, gut.“ John suchte bei seinen Worten, Alice Blick.
Darin konnte sie sehen, dass er die Wahrheit sagte.
Das Surren ihres Telefons, lenkte die Aufmerksamkeit von ihrem Bruder weg.
< Es geht mir gut, Prinzessin. Du musst krank sein vor Sorgen. Konnte mich nicht früher melden oder zu dir kommen, da deine Geschwister überreagierten. Bin jetzt Zuhause. John lässt mich heute nicht mehr in den Pub. Vermisse dich. Kuss >
Erleichterung machte sich auf Alice Gesicht breit. Sie steckte das Telefon weg, stand auf und eilte Richtung Küche.
„Soll ich dich fahren?“ Drang Johns Stimme, unwirklich bis zu ihr. Sie winkte mit einer Handbewegung ab und war auch schon verschwunden. Ihre Füße setzten sich wie von selbst in Bewegung. Viel zu langsam, ging es nach Alice Empfindungen, vorwärts und ihrem Ziel näher. Da sie durch den Regen, der immer noch kräftig gegen die Windschutzscheibe schlug, nur langsam fahren konnte.
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Irish Heart - Sprache des Herzens
RomanceDie unberührten Küsten, sanften grünen Hügel, der Himmel, der die Erde zu berühren scheint, lang vergessene Gerüche und das raue Meer, Irlands. Dies ist Alice Callahans Heimat. Ihre Wurzeln. All das, hatte sie, nach dem Tod ihrer Eltern verlassen...