Conner saß seit gefühlten Stunden, in der Damenabteilung des größten Modegeschäftes von Galway, um ein Kleid für den Ball zu kaufen. Er wartete, bis Alice einmal mehr mit angewiderter Miene, aus der Garderobe kam. Dabei wurde ihm, in den letzten Minuten bewusst, was Alice damit gemeint hatte, als sie sagte ˋ...auf deine eigene Verantwortung...ˋ. Ein Marathonlauf, war ein Zuckerschlecken dagegen. Sein eigener Anzug, war schnell gekauft. Das passende Hemd und die Krawatte, wollte Conner besorgen, wenn Alice ihr Kleid hatte. So konnte er sich farblich mit Alice abstimmen. Doch dafür, sollte man erstmal ein Kleid haben.
„Was ist denn jetzt mit dem Kleid?“, fragte Conner erstaunt, als sie ohne es angezogen zu haben, wieder raus kam.
„Passt nicht.“
„Alice. Dein Ernst? Du hast es mir noch gar nicht gezeigt.“ Conner hielt sie zurück, als sie an ihm vorbei wollte.
„Kann ich nicht einfach eine Hose und ein schönes, passendes Oberteil anziehen?“ Conner konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Ja genau. Warum eigentlich nicht? Dann fällst du bestimmt auch gar nicht auf.“
„Du bist so doof.“ Schmollend, ließ sich Alice auf den Stuhl fallen.
„Was ist denn das Problem, Süße?“ Conner kniete sich vor Alice hin und umschloss ihre Hände mit seinen.
Alice zuckte mit den Schultern. „Es fühlte sich einfach kein Kleid richtig an. Und in keinem konnte ich sagen, dass ich das noch bin. Ich möchte mich wohl fühlen und nicht, als wäre ich verkleidet. Weißt du was ich meine?“
„Das tue ich, ja.“ Tat Conner wirklich. Sie musste sich zu viele Jahre verstellen und sich in eine Verkleidung stecken lassen. „Ich fand dich in jedem Kleid wunderschön.“ Conner schenkte Alice ein aufmunterndes Lächeln und strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. Dabei überlegte er, wie er Alice helfen konnte. „Hast du eine bestimmte Vorstellung? Eine Farbe die du möchtest oder auch nicht?“
Alice überlegte. „Kein schwarzes Kleid. Es soll fröhlich wirken. Nichts Rotes oder was sonst zu sehr auffällt. Schlicht und dennoch Elegant. Etwas was meinen Kurven schmeichelt. Denn ich hab keine Zeit mehr abzunehmen.“ Alice schmunzelte. Meinte jedoch jedes Wort ernst. So viele Kurven, wie sie einst hatte, waren es nicht mehr. Durch den seelischen Stress, die Jahre über, verlor Alice einiges an Gewicht und dadurch von ihren weiblichen Rundungen. Dies legte sich in den letzten Wochen etwas. Vor allem seit Conner ein so wichtiger Teil ihres Lebens geworden war und dadurch alle Sorgen und Ängste etwas weniger schwer auf Alice lasteten, ging es stetig bergauf. Alice konnte sich noch gut an Johns Blick erinnern, als er sie das erst Mal nach zehn Jahren wieder gesehen hatte. Damals sah sie auch schrecklich aus. Wenn Alice jetzt in den Spiegel sah, erschrak sie selber nicht mehr. Sie sah auf eine positive Art und Weise verändert aus. Und daran, war Conner nicht ganz unschuldig.
„Ok. Dann gib mir mal das Kleid und warte hier. Ich bin gleich wieder da.“ Sagte es, nahm Alice das Kleid ab und schwirrte davon.
Verwirrt und überrascht, sah Alice ihm nach. Wollte er jetzt etwa ein Kleid für sie aussuchen? Das konnte ja heiter werden. Alice nahm einen grossen Schluck Sekt, welchen es hier dazu gab, wenn man Kleider anprobierte und wartete. Es ging nicht lange, kam Conner mit einem Kleid über dem Arm und einem breiten Grinsen zurück.
„Das hier, wirst du lieben.“ Mit diesen Worten, drückte Conner Alice ein Kleid in die Hand und schob sie zurück in die Garderobe.
Alice zog die Augenbrauen hoch. Sagte jedoch nichts. Sie vertraute jetzt einfach mal auf Conners Urteilsvermögen. Er kannte sie ziemlich gut. Manchmal war es beinahe erschreckend, wie gut und dies in so kurzer Zeit. „Es tut mir leid. Doch ich habe dich gewarnt.“ Entschuldigend sah Alice zu Conner, bevor sie hinter dem Vorhang verschwand.
Conner würde noch Stunden warten, wenn es sein müsste. Allein die Anprobe der Kleider, waren ein Augenschmaus. Alice sah in jedem Kleid, einfach nur unglaublich hinreißend aus. Er konnte es kaum erwarten, bis sie im richtigen Kleid vor ihm stand. Bei dem einen, hatte Conner ein gutes Gefühl. Auf der Ausstellpuppe sah es göttlich aus und er sah Alice direkt vor sich.
„Und, was denkst du?“
Alice Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Wow!“ War alles, was Conner sagen konnte, als er sie vor sich stehen sah. Dieses Kleid war einfach perfekt und passte, als sei es auf Alice zu geschneidert worden. „Du siehst unglaublich aus.“ Conner ging um Alice herum und betrachtete sie von allen Seiten.
Sie jedoch, sah sich skeptisch im Spiegel an. „Ist es nicht irgendwie...keine Ahnung. Passt es?“ Durch den Spiegel, sah sie Conner fragend an, der nun hinter ihr stand und seine Hände an den Seiten herunter gleiten ließ, bis sie auf ihren Hüften ruhten. Alice bescherte es eine Gänsehaut, die sich über ihren ganzen Körper zog.
„Wie für dich gemacht. Die Männer werden sich nach dir umsehen und du wirst ihnen allen den Kopf verdrehen.“
„Na toll. Genau das, was ich unbedingt will.“ Verdrehte Alice die Augen. Das war genau das, was sie nicht wollte. Außerdem, was sollte sie mit allen anderen Männern, wenn der scheinbar perfekte Mann, schon hinter ihr stand?
„Ok. Wenn nicht allen anderen Männer, dann zumindest mir.“ Conner atmete tief durch. Sein Herz raste, seit Alice in diesem Kleid vor ihm steht.
Die beiden, waren so mit sich beschäftigt, dass sie nicht merkten, dass sie von einer Verkäuferin beobachtet wurden. „Ihr Freund hat Recht. Das Kleid steht ihnen hervorragend.“
Alice wollte gerade etwas sagen, da kam Conner ihr zuvor. „Siehst du, Schatz. Ich habe es dir doch gesagt.“ Er grinste Alice durch den Spiegel an und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Du bist wunderschön, Prinzessin.“, flüsterte er.
Alice schloss die Augen, da es ihr gerade schwindelig wurde, von all diesen Empfindungen und Emotionen, die wieder einmal zwischen ihnen umher schwirrten. Conner zog sie daraufhin, noch etwas fester in seine Umarmung. „Nimmst du es?“, nuschelte er in ihre Haare.
Alice drehte sich zu Conner um. „Wenn du sagst, es passt, dann sollte ich es wohl tun.“
„Aber du alleine, musst dich darin wohl fühlen. So, als wäre es wie eine zweite Haut für dich. Fühlst du dich wohl darin, Alice? Wie ein Prinzessin?“
Alice nickte. Es war wirklich das erste Kleid, in welchem sie sich wohl und sich selber fühlte. Im Gefühl und auch optisch.
„Hurra, wir haben ein Kleid.“ Klatschte Conner in die Hände.
Alice schüttelte lachend den Kopf und betrachtete sich noch einmal im Spiegel. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals wieder sowas tragen würde.“
„Es wäre eine Schande, wenn du es nicht mehr tun würdest.“ Nur ganz leicht, berührte Conner ihre Lippen. „Ich muss noch kurz ein Hemd und eine Krawatte besorgen. Wir treffen uns draußen. Ok?“
Alice nickte. „Ich muss auch noch kurz wo anders hin.“ Erstaunt, sah Conner sie an. „Na ja, Frau trägt ja auch noch etwas darunter.“ Sah Alice Conner schelmisch an. „Dann lass ich dich mal. Wir wollen ja nicht, dass du ohne etwas, mit kommen musst. Obwohl...“ Biss sich Conner auf die Lippe und ließ seinen Blick über Alice gleiten. „Ich warte dann draußen.“ Schüttelte er den Kopf, um diese Gedanken gleich wieder zu verscheuchen. Sie gingen in eine ganz falsche Richtung. Wie er es überstehen soll, Alice nun mehrere Tage immer in seiner Gegenwart zu haben, mit all seinen Sehnsüchten und dem immer grösser werdenden Verlangen in sich, wusste Conner nicht. Alice nicht näher zu kommen, als sie zu küssen, kostete Conner von Tag zu Tag mehr Beherrschung und Kraft. Er wollte jedoch, dass es aus Alice Initiative heraus zu einem weiteren Mal kam. Nicht weil ihn erneut seine Triebe dazu leiteten. Die Gefühle für den anderen, sollte sie dazu verleiten.Nachdem sie den Kauf ihrer Klamotten erledigt und noch eine Kleinigkeit, bei einem gemütlichen, kleinen Italiener, gegessen hatten, ging es den Rest der Strecke weiter, bis nach Dingle.
Die Fahrt verlief schweigend. Alice Nervosität nahm zu, je näher sie ihrem Ziel kamen und bei Dingle Town abbogen und etwas nach außerhalb fuhren. Conner entging dies natürlich nicht. Sagen tat er nichts. Er legte Alice ganz schlicht, seine Hand auf ihre Hände, die gefaltet in ihrem Schoss lagen. Das reichte schon, das wusste Conner.
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Irish Heart - Sprache des Herzens
RomanceDie unberührten Küsten, sanften grünen Hügel, der Himmel, der die Erde zu berühren scheint, lang vergessene Gerüche und das raue Meer, Irlands. Dies ist Alice Callahans Heimat. Ihre Wurzeln. All das, hatte sie, nach dem Tod ihrer Eltern verlassen...