Kapitel 64

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„Ich darf tun, nach was mir ist. Richtig?“ Erklärte sich Alice, obschon dies nicht nötig gewesen wäre, als sie sich atemlos voneinander gelöst hatten. Ungern. Jedoch brauchten ihre Lungen mal wieder etwas Luft.
Lächelnd nickte Conner. Das hatte er Alice versprochen, als er sie davon überzeugen wollte, mit ihm mitzukommen. „Heute Nacht, gehöre ich ganz dir und du kannst mit mir anstellen, was du willst.“ Sanft, knabberte Conner an Alice Ohr und Hals. Er wüsste ganz genau, was er mit ihr anstellen möchte. Diese Nacht hatte irgendwie etwas Magisches an sich, was alle Empfindungen verstärkte. Was dazu führte, dass auch Alice Anziehungskraft auf Conner, stärker zu sein schien.
„Es könnte sein, dass ich darauf zurück komme, weil mir Küssen heute nicht mehr reicht.“, flüsterte Alice. Ihr Kopf lehnte an Conners Schulter, während dieser einfach nicht von ihr lassen konnte. Es verstärkte dieses unbändige Verlangen, welches Alice in sich spürte. Dazu kam, dass ihr Conners Worte nicht mehr aus dem Kopf gingen, als er sagte, dass er sie das nächste Mal lieben und verwöhnen werde, wie es noch keiner getan hatte. Damit lag er recht. Alice wurde noch nie richtig geliebt. Weder körperlich noch mit dem Herzen. Ihr erstes Mal war weder romantisch, noch fühlte es sich gut an. Ihr erstes Mal mit Conner hingegen, fühlte sich schlichtweg perfekt an, in seiner unperfekten Art und Weise, wie sie es getan hatten.
Auf diese Worte oder ähnliche, hatte Conner gewartet. Das Kribbeln in seinem Körper, wurde schier unerträglich. „Lass uns gehen, Alice.“ Er wollte gerade nichts mehr, als mit Alice alleine sein. Ohne die Blicke der anderen und immer wieder unterbrochen zu werden. Einfach nur Alice und er, mit ganz viel Zweisamkeit und vielleicht noch mehr. Er hoffte, dass heute die Nacht werden würde, in der er Alice das geben durfte, was sie verdient hatte. Bedingungslose Liebe, die aus seinem tiefsten Herzen kam und sich körperlich zeigte. Conner wollte Alice richtig verwöhnen und sie dabei endlich ausgiebig spüren und schmecken. Mit jeder Faser seines Körpers.
Alice sah verwundert zu Conner hoch. Er klang auf einmal so, als hätte er es unglaublich eilig.
„Natürlich nur, wenn du willst. Wir können auch noch etwas bleiben.“ Versuchte Conner zu verbergen, wie sehr er Alice gerade wollte.
Alice nahm Conners Handgelenk in ihre Hand und sah auf seine Uhr. Ein erstauntes Lachen entwich ihr. „Wir haben ja schon kurz vor zwei Uhr. Es kommt mir vor, als seien wir eben erst gekommen.“
Lächelnd strich Conner Alice über die Wange. „Das ist ein gutes Zeichen.“
„Mehr als gut. Es ist perfekt. Weshalb wir mit einem guten Gefühl gehen können.“ Letzteres war mehr eine Frage, denn eine Feststellung, worauf Conner zustimmend nickte. „Außerdem...“ Alice biss sich auf die Unterlippe. Ihre Wangen nahmen eine rosige Farbe an. Es sah aus, als wären ihr ihre Gedanken peinlich.
„Lässt du mich an deinen unsittlichen Gedanken teilhaben?“, raunte Conner ihr ins Ohr, welches er darauf mit Küssen bedeckte. Der zierliche Rücken lehnte an Conners Brust und seine Arme hielten Alice fest. Der Moment war genau so perfekt, wie die Frau in seinen Armen, die sich in so kurzer Zeit, bereits tief in Conners Herz geschlichen hatte.
Alice konnte nicht verhindern, dass ein Seufzen über ihre Lippen kam. Ihr Körper reagierte, je länger der Abend und die Nacht dauerte, stärker auf Conners Berührungen, Küsse und Blicke. Von den süßen Liebkosungen mal ganz abgesehen.
„Genießt du es so sehr oder darf ich dieses Seufzen, welches wie Musik in meinen Ohren klingt, etwas anderem, was eher zu deinen Gedanken von vorhin passt, zuschreiben?“ Die Küsse von Alice Ohr, zog Conner nun über ihre empfindliche Stelle dahinter, zu Alice Hals. Dort vergrub er seine Nase und atmete ihren lieblichen Duft in sich auf, den er genau so sehr liebte, wie alles andere an ihr.
„Ich möchte gerade, dass du Dinge mit mir anstellst, die nicht hier hin gehören. An die ich vielleicht nicht einmal denken und schon gar nicht aussprechen sollte.“ Alice konnte ein Schmunzeln an ihrem Hals spüren. Conner war da bestimmt anderer Meinung. Doch für Alice waren solche Gedanken und Gefühlsregungen neu. Zumindest in diesem Ausmaß. Sex war bis zu ihrer Ehe mit Brian, etwas unromantisches. Rein körperliches. Etwas, was Alice brauchte, um seelischen Druck abzulassen und einfach mal nicht denken zu müssen. Nicht einmal unbedingt etwas, was jedes Mal Spaß machte.
Danach und seit ihrer schrecklichen Zeit in Brians Fängen, wurde Sex zu etwas qualvollem, was mit Schmerzen und Zwang einher ging. Alice wollte beide Bilder, die sie von der überall beschriebenen, schönsten Nebensache der Welt hatte, endlich und endgültig los werden. Auch wenn es wahrscheinlich ein Fehler war, dies erneut mit Conner zu tun, weil sie ja eigentlich nur Freunde waren. Und vor allem, weil Alice sah und spürte, wie sehr sich Conner bereits in ihr verloren hatte. Dennoch war das Verlangen und die Sehnsucht einfach stärker.
„Alles was du dir wünscht. Das habe ich dir versprochen.“ Die Stirn gegen Alice Schläfe gelehnt, nachdem er ihr einen Kuss darauf gehaucht hatte, verharrte Conner einen Augenblick. Er musste sich zuerst mal bewusste werden, was Alice Worte bedeuteten. Die Nacht war noch nicht zu ende. Würde sie wohl auch noch lange nicht sein, wenn Alice Empfindungen so blieben, wie sie es gerade waren. Dann wurde sein größter Wunsch wahr. Zumindest der Größte in näherer Zukunft. Wenn es um Alice ging, hatte Conner noch ganz andere Wünsche und Träume. Die hielt er jedoch noch klein und leise. Denn es ging nicht darum, ins Ziel zu hasten. Sondern gemächlich, einen Schritt nach dem anderen zu nehmen. Tag für Tag. Woche für Woche. Monat für Monat. Mit jedem dieser Schritte, wurden vielleicht einzelne Teile seiner Wünsche wahr und setzten sich am Ende zu einem Gesamten zusammen. Wie ein Puzzle, dass man auch nicht an einem Abend beendete. „Soll ich Harrison anrufen?“
Alice nickte. Gleichzeitig drehte sie sich zu Conner um und schmiegte sich in seinen Arm, den er um sie legte. Mit dem anderen, holte er sein Telefon aus der Tasche. „Harrison, wir wären bereit, um zu gehen.“ Conner sah zu Alice, die ihn in dem Augenblick ebenfalls ansah. Ihr Blick war voller Verlangen, gemischt mit Vorfreude.
Das Telefon wieder weggesteckt, legte Conner seine Hände an Alice Wangen. Mit der selben verlangenden Vorfreude, sah er sie an und biss sich leicht auf die Unterlippe, um die drei Worte im Zaum zu halten, die ihm erneut auf der Zunge lagen. Wieder wäre der Moment ebenso perfekt, wie unpassend. Statt dessen und ohne überhaupt irgendwas zu sagen, kostete Conner von Alice Lippen, um sie auch sogleich mit seinen zu umschließen. Ein herrlicher Kuss folgte, der das Verlangen von beiden, nur noch mehr anheizte. Als würde man der Glut im Kamin, etwas Torf nachlegen, um ein Feuer zu entfachen. Etwa so, sah es in Conners und Alices Körper aus. Die Glut wurde den ganzen Abend über, schön warm gehalten, um sie allmählich zu Feuer zu machen.
Sachte biss Conner in Alice Lippe, als er von ihr abließ. Das erregte Seufzen, welches er ihr damit entlockte, nahm er genüsslich in sich auf, als Conner noch einmal Alice Mund mit seinem umschloss. Ihr Griff in seinem Nacken, der sich augenblicklich verstärkte, zeigte Conner, wie aufgeheizt Alice war. Der warme Körper war viel zu nah bei seinem und doch zu weit weg, durch das wundervolle Kleid das sie trug und seinen Anzug. Sachte löste Conner Alice Hände von seinem Nacken und umschloss sie mit seinen. „Wir sollten jetzt gehen.“, flüsterte er und küsste Alice Hände. Er wollte sie endlich auf seinem Körper spüren. Dafür, mussten sie aber erst einmal nach Dingle fahren und dies würde auch noch seine Zeit dauern.
Genau in dem Moment bereute es Conner, dass er nicht für eine Übernachtungsmöglichkeit in der Nähe gesorgt hatte.
Conner hoffte inständig, dass sich Alice Gefühle und Emotionen, die auch von der Magie des Ortes gefüttert wurden, auf der Fahrt nicht plötzlich verzogen und das Glühen in ihrem Körper erlosch. Seiner brannte heute lichterloh für die Frau, die ihm gegenüberstand und gerade, mit einem unglaublich glücklichen Lächeln auf den Lippen, die Augen schloss, weil Conner ihre Stirn küsste.

Im Wagen, ließ sich Alice von Conner in den Arm nehmen. Sie wollte ihm heute, keine Sekunde mehr von der Seite weichen.
Conner war einfach nur zufrieden und relaxt, wie schon lange nicht mehr. Immer wieder, küsste er Alice. Auf den Mund, ihren Scheitel oder ihre Schläfe. So hoffte er das Glühen, weiter zu erhalten, bis sie in Dingle waren.
„War es ein angenehmer Abend?“, fragte Harrison nach dem Befinden. Ihm war Conners Veränderung, die er bereits bemerkte, als er sie am späten Nachmittag abholen ging, nicht entgangen. Zu viele Male, um dies nicht zu bemerken, fuhr er diesen Jungen Mann schon zum Silvester Ball.
„Ja, danke Harrison. Es war sogar ein sehr schöner Abend.“ Conner küsste Alice Haar und flüsterte. „Dank dir, Leannan.“
Alice Herz, machte einen Sprung und aus dem einen Schmetterling, wurde heute noch ein oder zwei mehr. „Ich danke dir.“ Alice hob den Kopf, legte ihn an Conners Schulter, so dass sie ihn ansehen konnte. Dabei ließ sie ihre Hand über seine Brust gleiten, bis zu seiner Seite und weiter an seinem Bein hinunter. Fest schmiegte sie sich an Conner und kraulte mit den Fingern der anderen Hand, seine Nackenhaare. Der Moment eben, im Wintergarten, war zu vielversprechend, als dass man die Nacht nun durch die aufkommende Müdigkeit, beenden konnte.
Genüsslich seufzend, legte Conner seinen Kopf auf den von Alice und schloss die Augen. „Daran, könnte ich mich gewöhnen. Gleichzeitig ist es verdammt gefährlich, was du hier mit mir anstellst, Callahan.“, brummte er.
Alice schmunzelte. „Die Nacht ist ja noch jung und das neue Jahr, hat eben erst begonnen. Obwohl...“
„Was?“ Conner sah Alice fragend an. Leises Unbehagen kam in ihm auf.
„Bis wir zuhause bei Rose sind, wird es noch ewig dauern.“ Voller Enttäuschung, überkam Alice diese Erkenntnis.
Dem wollte und musste Conner unbedingt entgegen halten. Weshalb er wieder mit seinen sanften Liebkosungen begann. „Dies sollte uns vor nichts abhalten, Kleines. Es ist unsere Nacht, Alice. Und die werden wir, bis aufs äußerte auskosten. Wir haben morgen keine Verpflichtungen. Also können wir schlafen, bis es nicht mehr geht.“
„Du bist verrückt.“ Alice leises Lachen, vermischte sich mit einem genießerischen Laut, den Conners Lippen ihr entlockte. Sie wollte nicht, dass diese Nacht jemals endete. Es waren die ersten Stunden an einem langen Stück, die Alice durch und durch genoss und sich nach purem Leben anfühlten. Sie wollte nicht, dass dieses Gefühl zu schnell wieder ein Ende hatte. Conner hatte sein Versprechen, dass er ihr jeden Tag zeigen werde, wie lebenswert und schön das Leben war, einmal mehr gehalten. Dafür schien es ihn kein bisschen Mühe zu kosten. Im Gegenteil. Conner sah dabei aus, als würde er dadurch, von Tag zu Tag mehr aufblühen. Seine Augen wurden strahlender und sein Lächeln glücklicher. Der Blick, mit dem er Alice ansah, wurde weicher und liebevoller.
„Da stimme ich dir zu.“ Nickte Conner grinsend. „Im Moment bin ich gerade ziemlich verrückt nach dir.“ Er drückte Alice fester an sich. Die Hand in ihrem Nacken, verwickelte Conner sie in einen erneuten Kuss, der sie Zeit und Raum vergessen ließen. Ihre Hände an seinem Rücken, die zärtlich hoch und runter wanderten, schickten eine Gänsehaut über Conners Körper und schürten das Feuer darin noch etwas mehr an.

Trotz der Liebkosungen, die sie sich immer wieder schenkten, konnte Alice es nicht verhindern, dass sie irgendwann in einen dösenden Zustand verfiel. Vielleicht war es auch gerade deswegen.
„Aufwachen, Kleines.“ Holte sie die tiefe, sanfte Stimme aus diesem Zustand heraus. „Wir sind zuhause, Alice.“ Ein sanfter Kuss und durch Alice Körper jagte ein Kribbeln. Die Glut war noch nicht erloschen.
„Soll ich dich tragen, damit du weiter schlafen kannst?“ Alice schüttelte nur müde den Kopf. Schlafen war alles andere, was sie eigentlich vor hatte. Auch wenn sie die Müdigkeit in ihrem ganzen Körper spürte.
Als er Alice aus dem Wagen half, konnte Conner ganz deutlich sehen, wie müde sie war. Da würden sie den Rest der Nacht, wohl doch nur fürs Schlafen nutzen. Enttäuschung kam in Conner hoch. Konnte es jedoch auch verstehen. Denn auch er konnte die Müdigkeit spüren.

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