Kapitel 144

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„Ich weiß, dass dir im Moment alles wichtiger ist, als daran zu denken, ob wir jemals wieder Sex haben oder überhaupt eine Art Intimität leben werden. Es ist aber wichtig darüber zu reden, Conner. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, scheint es für mich unmöglich. Allein der Gedanke daran ist absurd. Was in ein paar Wochen oder Monaten ist, weiß ich nicht. Vielleicht schaffst du es ja erneut, mir die wundervolle Welt des Sex zu offenbaren. Die Liebe, so haben wir es schon einmal erlebt, schafft Unvorstellbares. Eine Garantie dafür, kann ich dir nicht geben. So sehr ich es auch möchte.“ Alice atmete tief durch und schluckte schwer. „Aus physischer Sicht, hat man mir gesagt, spricht nichts dagegen, dass Sex wieder ein Teil meines Lebens werden könnte. Doch auch auf dieser Ebene, konnte man mir keine Garantie geben, dass es wieder so sein wird, wie davor.“
„Warum…Es ist mir klar, dass es wichtig ist, über all das zu reden. Aber warum gerade hier und jetzt? Sex steht für mich gerade an absolut hinterster Stelle.“ Conner ahnte was gleich kommen wird. Etwas Ähnliches, was Alice ihm schon einmal sagte. Worauf er so wütend wurde, dass Alice ihn aus dem Haus schmiss.
„Weil ich will, dass du von allem Anfang an weißt, auf was du dich erneut einlässt. Wenn ich erst wieder zuhause bin und ich diesen Schritt gemacht habe, mit dir gemeinsam weiter zu gehen, gibt es kein Zurück mehr, Conner. Auch wenn es schwer wäre, heute, hier und jetzt, gäbe es die Möglichkeit noch.“ Alice Stimme wurde mit jedem Wort und jedem Muskeln, den es in Conners Körper anspannte, leiser. Sie wusste, dass ihn ihre Worte wütend machen würde, bevor sie diese aussprach. Es musste jedoch sein.
„Ich lass mich, verdammt noch mal, nicht noch einmal auf dich ein.“ Conner stand hastig auf. Es wurde ihm gerade sehr deutlich bewusst, dass es wahrscheinlich schwerer wurde, als eben noch gedacht und, dass sich sehr viele Muster, aus denen er Alice schon einmal holte, sich wiederholen würden. Dieses, war eines davon. Sie wollte ihn vor sich selber beschützen. „Ich hab dich nie los gelassen, Alice. Für mich, hat sich an meinen Gefühlen für dich nichts geändert. Ebenso wenig wie an dem was wir beide sind. Nur weil dieser Irre wieder aufgetaucht ist und dich…uns…aus unserem gemeinsamen, normalen Leben gerissen hat, bis du nicht weniger meine Freundin. Meine…Verlobte. An unserem Beziehungsstatus, hat sich für mich absolut nichts geändert. Auch wenn wir nun so lange Zeit getrennte Wege gingen. Weil ich dich immer noch liebe, wie am ersten Tag. Ich möchte immer noch, nichts mehr auf dieser Welt, als dein Mann und mit dir alt werden. Nichts und niemand, wird dies jemals ändern können.“ Conner atmete tief durch, nachdem er sich, etwas zu laut in Rage geredet hatte. „Also hör bitte damit auf, mich frei geben zu wollen und das alles nur, weil du gerade keinen Sex willst. Es ist der absolut unbedeutendste Grund überhaupt. Da es auch noch andere wunderschöne Dinge gibt, die man durch die Liebe zu einem anderen Menschen erleben kann. Das weißt du auch. Bei dieser, unserer Geschichte gibt es keine zwei Option, Alice. Die gab es auch damals nicht, als du mir schon einmal die Wahl gelassen hast. Es gibt nur eine Option. Weder du noch ich, könnten ohne uns leben. Das hast du selber in deinem Brief geschrieben. Liebe kann man nicht zurück geben, nur weil es gerade schwierig ist. Ebenso wenig hat sie ein Ablaufdatum.“
„Es tut mir leid. Ich wollte nur…Wenn du auf einmal doch…“ Tränen übermannten Alice. Brachten ihre Augen zum überlaufen und ließen ihren Körper zittern.
„Das wird nicht passieren, Prinzessin. Niemals.“ Conner umfasste Alice Gesicht mit seinen Händen, als er sich wieder neben sie gesetzt hatte und bedeckte ihr Gesicht mit unzähligen, sanften Küssen. „Es wird Zeit, dass du wieder heim kommst, damit ich es dir erneut beweisen kann, wie tief und stark meine Liebe zu dir ist. Vielleicht dauert es länger als beim letzten Mal. Aber wir werden uns das, was wir hatten, zurück erkämpfen und erobern. Neu aufbauen, wenn es nötig ist. Wir werden irgendwann wieder süchtig nach den Küssen des anderen sein. Die Nähe nicht mehr hergeben wollen. Ich werde dir noch einmal einen Heiratsantrag machen, den du dann hoffentlich ebenso freudig annimmst, wie den Ersten. Wir werden heiraten und endlich diesen wundervollen Tag in unserem gemeinsamen Leben erleben. Wir werden auch wieder intime Momente erleben. Wie die auch immer aussehen werden, es wird himmlisch sein. Und irgendwann, wenn du dich wieder, ohne wenn und aber sicher fühlst und dich fallen lassen kannst, werden wir auch Sex haben. Ganz bestimmt. Auch wenn er vielleicht anders sein wird, werden wir das hinbekommen und ebenso genießen, wie davor. Wenn du es aus tiefstem Herzen willst. Und nur dann. Wenn es das Schicksal gut mit uns meint, werden wir…“ Conner schluckte den Kloss hinunter, der sich augenblicklich in seinem Hals bildete, wenn er daran dachte. „So weit, brauchen wir jetzt noch nicht in die Zukunft zu schauen. Es reicht, wenn du vertrauensvoller nach vorne und auf uns beide siehst, als gerade eben. Ich habe dir schon einmal gesagt, dass du mich nicht mehr los wirst. Für mich bist du auch ohne Hochzeit, Ring und Unterschrift, meine Frau, die ich lieben werde, egal was noch kommt. In guten wie in schlechten Zeit. Das habe ich dir auf den Malediven versprochen. Daran hat sich nichts geändert. Brian hat dich körperlich und seelisch gebrochen und zerrissen, wie ich es mir nicht im geringsten vorstellen kann und möchte, wie schlimm dies für dich war und immer noch ist. Doch alles andere, konnte er nicht zerstören. Es ist immer noch da, wenn du es willst und dich wieder darauf einlässt. Es liegt ganz allein an dir. Doch alleine wirst du niemals sein. Denn ich bin da und warte auf dich. Egal wie lange es noch dauern wird. Meine Augen und mein Herz sehen immer noch die Alice in dir, in die ich mich verliebt habe. Meine wunderschöne Prinzessin, mit dem elfenhaften Wesen.“ Keine Sekunde von seinem Redeschwall, hatte Conner von Alice abgelassen. Seine Hände hielten sie sanft, jedoch bestimmt fest. Immer wieder landete ein Kuss in Alice Gesicht oder ihren Haaren. Sie ließ es zu, ohne bei Conner das Gefühl zu hinterlassen, dass dies widerwillig geschah. Weshalb er es auch tat.
„Ich will nachhause, Conner. Bitte nimm mich mit, wenn du gehst.“, schluchzte Alice und drückte sich fest an ihn.
Es zerriss Conner das Herz. Er zog Alice auf seinen Schoss und versuchte sie vor allem, was über ihr herein brach, zu beschützen. „Das würde ich auf der Stelle, wenn ich dürfte. Das musst du mir glauben. Aber wahrscheinlich ist es gar nicht schlecht, wenn wir noch etwas Zeit alleine haben, um diesen heutigen Tag sacken zu lassen.“

Nach diesem gewaltigen Sturm an Gefühlen, Emotionen und Liebeserklärungen, spazierten Alice und Conner am Strand entlang. Die meiste Zeit, ohne zu reden.
„Conner. Ich…“ Begann Alice dieses eine Thema anzusprechen, welches als Letztes noch auf ihr lastete. „…Wir…Ich wollte dir an jenem Nachmittag sagen, dass ich…wir…du…“ Alice schaffte es einfach nicht, die Worte auszusprechen.
„Ich weiß. Und es tut mir unglaublich leid, dass du auch das noch erleiden musstest.“ Conner legte seinen Arm um Alice und drückte sie an seine Seite. „Als wäre alles andere nicht schon schlimm genug.“
„Ich hatte etwas Angst davor, wie du reagieren wirst, wenn ich dir sage, dass du Papa wirst. Schließlich hatten wir nie darüber gesprochen. Es kam ebenso unverhofft, wie dein Antrag. Wahrscheinlich sogar in der selben Nacht.“
„Ein Heiratsantrag Baby?“ Conner war stehen geblieben und sah Alice mit Tränen in den Augen an. Was für eine wundervolle Vorstellung, dass ihr erstes gemeinsames Wunder, welches leider nie ihre Liebe erfahren durfte, in jener wundervollen Nacht entstand, in der ihr gemeinsames Leben, einen neuen Weg einschlug. „Du hättest mich erneut und ich kann schon gar nicht mehr zählen, zum wievielten mal, zum glücklichsten Mann gemacht. Es war das Ergebnis unserer Liebe. Da spielt der Zeitpunkt keine Rolle, Alice. Und ich bin mir sicher, dass wir dieses Glück noch einmal erleben werden. Gemeinsam. Wenn wir nur die Hoffnung nicht verlieren.“

Alice blieb noch lange beim Eingang stehen, als Conner schon längst nicht mehr zu sehen war. Es flossen auch beim Abschied, der erst spät am Abend war, reichlich Tränen.
Conner hatte Alice versprochen, dass er sie in Dublin abholen kam, wenn sie nachhause durfte. Früher als nach zwei Wochen, wurde daraus nichts. Den gemeinsam erlebten Tag, musste sich erst in Alice setzen und verarbeitet werden. Erst dann konnte man von Gefühlen sprechen, die nicht bloß aus dem Moment kamen und eine Euphorie auslöste, die wieder verging.
Alice war sich sicher, dass dies in ihrem Fall nicht so war. Dennoch blieben ihr erneut viele Gespräche nicht erspart. Dieses Mal, im Gegensatz zu den Gesprächen im Frauenhaus damals, wehrte sich Alice nicht dagegen, sondern nahm sie an und setzte diese, in ihrem Innern, konstruktiv um. Je mehr Alice spürte, wie gut ihr dies tat, desto mehr konnte sie sich in den letzten Monaten darauf einlassen und Positives daraus ziehen und gewinnen.
Nach einer Woche, fühlte Alice immer noch das selbe, wie während Conners Besuch. Am stärksten den Drang nachhause zu gehen. Sie wollte erfahren, wie es sich anfühlte, wieder in ihrem gewohnten Umfeld zu sein. Würde sich etwas verändern, war die wohl lauteste Frage, in Alice Kopf.
Die letzte Woche in England, mit allen Abschlussgesprächen, dauerte gefühlt länger, als die letzten vier Monate.

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