Kapitel 165

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„Conner, kannst du deine Süsse am Wochenende für einen Tag entbehren?“
„Was hast du vor?“ Conner kam unter der Bar hervor, unter der er ein neues Fass Bier anschloss.
„Ich werde mit Alice einen Mädels Tag in Galway machen. Vielleicht kommen wir ja dann durch Zufall an einem Brautmodegeschäft vorbei.“ Savannahs Blick, mit dem sie Conner ansah, war verschmitzt.
„Du hast einen Plan. Alice unverfangen zu einem Kleid zu verleiten.“ Savannah nickte. „Das ist eine gute Idee. Wer weiß, vielleicht fällt euch ja DAS Kleid in die Hände.“
„Und wenn dem so ist und es auch noch passt, kaufe ich es gleich. Ganz unauffällig natürlich.“
„So unauffällig wie dieser sexy Bikini.“ Conner sah Savannah vielsagend an. Worauf sie beide lachen mussten.
„Du musst zugeben, dass es eine Schande gewesen wäre, ihn nicht zu kaufen.“
Conner entwich lediglich ein Seufzen, als er an dieses schwarze, sexy Teil dachte. „Wusste ich es doch.“ Grinste Savannah.
Ertappt, strich sich Conner verlegen durch die Haare. Er musste in letzter Zeit viel an diesen Urlaub denken. Wie gerne würde er mit Alice noch einmal dorthin. Es würde ihnen beiden sicher erneut sehr gut tun. Conner hatte Alice jedoch versprochen, dass sie mit seinem VW Bus durch Irland reisen werden. Mehr lag auch irgendwie, im Moment, nicht drin.
„Es sieht aus, als hättest du dich gerade auf die Malediven geträumt.“ Holte Savannah ihn wieder ins hier und jetzt zurück.
„Das wär schon paradiesisch, dort unsere Flitterwochen zu verbringen. Aber das liegt wohl nicht drin dieses Jahr. Na ja, die Malediven rennen uns ja nicht weg. Außerdem bekommt Alice so endlich ihre Reise mit dem VW Bus durch Irland.“ Etwas gequält sah Conners Lächeln aus, welches er Savannah schenkte. Worauf diese eine Idee hatte. „Dann werde ich am Samstag mit Alice nach Galway.“ Lenkte sie das Thema wieder auf ihr Vorhaben.
Conner nickte. „Nimm viel Geduld und Durchhaltevermögen mit. Wenn es dein Plan ist, mit einem Kleid aus Galway zurück zu kommen. Ich weiß wovon ich rede.“
„Dieses Mal wird wohl das grösste Problem sein, dass Alice von ihren Vorstellungen weg kommt. Wir werden sehen. Hast du denn schon das perfekte Outfit für euren Tag?“
„John und ich haben das für nächste Woche geplant. Also so grundsätzlich denke ich, dass der Anzug welchen ich am Ball getragen habe, perfekt dafür ist. Mit ein paar Detail Änderungen, wie die Farbe des Hemdes.“
„Das finde ich eine gute Lösung. Der stand dir unglaublich gut. Weißt du, was dazu auch sehr hübsch wäre.“ Conner sah Savannah fragend an. „Ein Frack. Du wärst der perfekte Typ dazu.“
„Das habe ich mir auch schon überlegt. Wir werden schon was Passendes finden.“
„Achte bloß darauf, dass sich mein Bruder nicht wieder davor drücken kann, etwas Neues zu kaufen. Wenn er im selben Anzug auftaucht, wie bei meiner Hochzeit, werde ich schreien. Der war zwar schön. Aber irgendwie passte er nicht zu John. Er sah irgendwie verkleidet aus.“
„Ich weiß was du meinst.“ Lachte Conner. „War ja auch nicht mehr der neueste.“
Savannah schüttelte, ebenfalls lachend, den Kopf.
So war es beschlossene Sache, dass Savannah mit ihrer kleinen Schwester einen Mädels Tag machte. Sollten sie es nicht bis zum Abend zurück nach Ballyconneely schaffen, würden sie bestimmt eine Bleibe, für eine Nacht finden. Hotels gab es in Galway zu genüge.
Alice musste zugeben, dass es eine gute Idee von Savannah war. Da sie mal wieder Zeit für einander hatten, um zu reden. Die kam viel zu kurz. Wegen all den Dramen, durch die sie alle gemeinsam gehen mussten. Alice irgendwie neu entflammte Liebe zu Conner, lenkte die Prioritäten, zwischenzeitlich, auch in etwas andere Richtungen. An ein Hochzeitskleid, verschwendete Alice zu der Zeit, noch keinen Gedanken. Sie kam nicht einmal auf die Idee, dass es ein kleiner Vorwand von Savannah war, dass sie sich welche anschauen könnten.

„Jetzt erzähl mal Alice. Geht es dir gut? Euch beiden?“ Sie stärkten sie für den Tag, mit einem Frühstück. Da sie früh los fuhren, war dafür keine Zeit.
Alice lächelte. „Ich denke schon.“
„Du denkst es nur?“ Hoben sie Savannahs Augenbrauen.
„Nein. Eigentlich weiß ich es. Es ist nahezu wieder alles so, wie es war. Keine Albträume mehr. Den Alltag meistern wir wieder mit Bravour und zwischen Conner und mir steht nichts mehr.“
„Ihr konntet jedes Hindernis und jede Narbe überwinden?“ Alice nickte. „Das freut mich so für euch beide. Ich hatte ja meine Bedenken und auch Zweifel. Und habe immer so sehr gehofft, dass ihr das so hinbekommt, wie es vor dem Ganzen war. Habt ihr auch wieder Sex?“ Savannah biss sich entschuldigend auf die Lippe, dies so direkt zu fragen. Eigentlich war die Frage auch überflüssig. Denn man konnte es an Weihnachten sehen, dass da mehr war, als bloß wieder ihre unbändige Liebe.
Alice lachte. „Ja. Schon eine Weile wieder. Es war so wunderschön und als wäre es unser erstes Mal. Davor, hatte ich am meisten Angst. Nichts mehr zu spüren. Oder immer nur noch die Schmerzen zu fühlen, die Brian mir angetan hat. Die Angst war jedoch unbegründet. Ich spürte endlich wieder, weshalb wir es zu unserer schönsten Hauptsache werden ließen.“ Alice lächelte verschmitzt. „Und es wieder haben werden lassen.“ Der Hochzeitsstress, ließ es jedoch erneut wieder etwas zu kurz kommen. Das Kribbeln in Alice zeigte ihr, dass sie dies unbedingt ändern musste, wenn sie wieder zuhause war. „Also eigentlich geht es uns…mir, sehr gut.“
„Und warum sagst du es dann nicht genau so? Man sieht es dir auch an.“
„Ich hadere manchmal immer noch etwas damit, mein Glück beim Namen zu nennen und laut auszusprechen. Das letzte Mal, als ich so unbeschwert und ohne Bedenken glücklich war, wurde es mir von einem Tag auf den anderen genommen. Es könnte ja…“
„Wird es nicht, Süsse.“ Unterbrach Savannah ihre Schwester und legte ihre Hand auf die von Alice. „Wirf diese Gedanken endlich aus deinem Kopf. Ihr habt das Schlimmste, das Dunkel aus deiner Vergangenheit überlebt, überstanden und mehr oder weniger verarbeitet. Jetzt könnt ihr endlich in die Zukunft schauen. Also genieße dieses Glück und schrei es, wann immer dir danach ist, in die Welt hinaus.“
Alice musste lachen. Savannah hatte natürlich mal wieder recht. Eigentlich wie immer. Im Grunde genommen genoss es Alice auch. Es gab jedoch immer wieder diese Momente, die sie daran hinderten.
„Und plane verdammt noch mal die schönste Hochzeit, die es für dich geben kann. Dieser Tag wird niemals mehr kommen, Alice. Einer davon, den du bereust und der nicht so war, wie du es wolltest, reicht im Leben. Egal wie unrealistisch es für dich scheinen mag, plane es. Niemand hat es mehr verdient als du. Und Conner natürlich.“ Savannah nahm einen Schluck Tee. „Aber tu es gemeinsam mit ihm. Denn es wird euer Tag werden. Spinnt herum. Schreibt Dinge auf, streicht sie wieder durch. Macht Gästelisten und Einladungen. Streitet euch wegen Kleinigkeiten. Hauptsache ist, ihr tut es gemeinsam und verliert dabei niemals das eigentliche Ziel aus den Augen. Eure Hochzeit.“
„Streiten?“ Alice sah Savannah erstaunt an.
„Auch das gehört dazu. Frag mal Sean, wie unsere Planung für die Hochzeit verlief. Er wird zuerst die Augen verdrehen und dann doch Herzen darin bekommen.“ Lachte Savannah. „Denn die Versöhnungen, können unter Umständen, umso schöner sein.“ Zwinkerte sie Alice zu.
„Ich finde es jetzt schon unglaublich stressig. Wir reden über kaum was anderes mehr, als die Hochzeit. Und was ist, wenn dann doch alles anders kommt, als man es sich vorgestellt hat? Dann war die ganze Planung und sich Wochen lang den Kopf darüber zerbrechen, für nichts. Und man selber enttäuscht. Warum macht man diesen Tag nicht spontaner. Schreibt allen eine Woche vorher und wer kommen kann ist da und die anderen eben nicht.“
Savannah entwich ein Lachen. Jetzt verstand sie, was Conner damals meinte. „Das muss man in die Planung mit einbeziehen. Aber grundsätzlich, wenn man das Wichtigste geplant hat, wie Ort, Zeit, Datum, Gästeliste, Blumen, Kleider und Ringe, kann nichts mehr schief gehen. Außer, dass das Wetter nicht passt. Alles andere kann man geschehen lassen, Alice. Der Tag muss nicht bis ins kleineste Detail geplant sein. Nicht, bei normalen Hochzeiten. Wenn du etwas ohne Planung hättest haben wollen, hättet ihr damals gleich auf den Malediven heiraten müssen, nach Conners Antrag.“
„Dann wären wir jetzt zumindest verheiratet.“ Alice drehte an ihrem Verlobungsring.
„Das nimmst du Brian tatsächlich am meisten übel, von alle dem, was er dir angetan hat?“
Alice zuckte mit den Schultern. „Irgendwie, ja. Erneut war ich so kurz vor davor, mir etwas zu erfüllen und dann kam er und musste wieder alles zerstören. Wie damals meine Pläne, endlich nachhause zu kommen.“ Je mehr Zeit zwischen all dies rückte, desto mehr schlich sich in Alice pure Wut und Hass für Brian. Sie sollte gar nichts fühlen. Das war ihr bewusst. Denn Brian hatte nicht die kleinste Gefühlsregung von ihr verdient. Es war jedoch schwer, diese einfach so auszuschalten. Savannahs Hände, die ihre umschlossen, beruhigten Alice wieder etwas.
„Dieses Gefühl wird auch noch vergehen. Wenn sich der Kreis eurer Geschichte endlich geschlossen hat und du Conners Frau bist. Ganz bestimmt.“ Savannah drückte Alice Hände fest mit ihren und hielt ihren Blick mit dem ihrem fest. „Weißt du, was wir jetzt aus diesem Mädels Tag machen?“ Alice schüttelte den Kopf. „Wir machen einen Hochzeitsvorbereitungstag daraus. Ganz ungezwungen. Stöbern in Brautmodegeschäften und drücken uns die Nase an Juweliergeschäften platt, um uns die Eheringe anzusehen. Was hältst du davon?“ Es war ohnehin Savannahs Plan, dies zu tun. Doch hatte sie nach diesem Gespräch das Gefühl, Alice in ihr Vorhaben einweihen zu müssen. Es würde ihr bestimmt gut tun.
„Ungezwungen?“ Alice Blick war wie erwartet, kritisch.
„Auf jeden Fall. Und sollten wir doch dein Traumkleid finden. Umso besser.“ Savannahs Euphorie war ansteckend, weshalb Alice nickte. Ihre Große Schwester hatte ein Händchen dafür, aus einem Schoppingtag etwas ungezwungenes zu machen. Wie damals, als Alice ganz dringend Kleider für ihren Urlaub mit Conner brauchte. So viel Spaß, hatte sie davor noch nie, beim Schoppen.  
Dieses Mal, war es genauso.

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