Kapitel 172

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„Aufwachen Schlafmütze. Die Sonne scheint und es ist ein herrlicher Tag.“ Versuchte Savannah ihre kleine Schwester seit fünf Minuten zu wecken.
„Mmm, lass mich. Ich dachte, dass wir heute nichts vor haben. Warum also, soll ich jetzt schon aus dem Bett? Weck mich in einer Stunde wieder.“ Grummelte Alice und drehte sich auf die andere Seite.
„Das war ein kleiner Schwindel. Tut mir leid. Wir haben heute etwas ganz wichtiges vor, Süsse. Denn du wirst heute heiraten.“ Savannah war auf jede Reaktion eingestellt. Erst einmal kam nichts, außer einem Brummen. Oder viel mehr ein Seufzen.
„Du hast dich im Datum geirrt, große Schwester. Ich heirate erst in einem Monat.“ Alice wandte sich zu Savannah um und sah sie verschlafen an. „Hast du das etwa vergessen?“
„So kann man dies nicht sagen. Nein. Es hat sich bloß eine klitzekleine Kleinigkeit am Datum geändert.“ Savannah stand auf und holte etwas aus ihrem Teil des Kleiderschrankes, was sie die letzten Tage gut versteckt hielt. Es waren zwei Kleiderschutzhüllen, die sie nun an den Schrank hing. Bei der einen, zog Savannah den Reißverschluss nach unten. Zum Vorschein kam ihr Kleid.
Alice Augen weiteten sich und sie schlug die Hände vor dem Mund zusammen. Das konnte doch nicht wahr sein? Hatte Savannah wohlmöglich recht? Hatte sie ihre eigene Hochzeit vergessen? Wenn in der einen Schutzhülle Savannahs Kleid war, musste Alice nicht dreimal raten, um zu wissen, was sich in der anderen befand.
„Heute? Ich…wir…heiraten…Aber wie…Ich meine…“ Alice war gerade völlig neben der Spur. Zu viel Verwirrung, für diese Uhrzeit. „Aber Conner ist doch gar nicht hier.“
Savannah zog eine Augenbraue in die Stirn, was Antwort genug war.
„Ist er denn völlig übergeschnappt? Wir können doch nicht heute heiraten. Auf den Einladungen steht doch…“ Alice schloss die Augen und schüttelte den Kopf. „Der Kerl ist komplett verrückt.“
„Mit Conners Verrücktheit musst du dich wohl oder übel abfinden. Verrückt ist er vor allem nach dir.“
„Aber…“ Wollte Alice wieder protestieren. Doch Savannah hob bloß einen Finger und sah ihre Schwester streng an. So brachte sie Alice immer zum Schweigen.
„Hör mal zu Kleines.“ Setzte sich Savannah zu ihr aufs Bett, die nervös an der Bettdecke nestelte. „Conner ist verrückt aus Liebe zu dir. Aus diesem Grund hatte er diese verrückte Idee im Kopf, dich mit der Hochzeit zu überraschen. Mit unserer Hilfe und in gewisser weise, auch mit deiner. Den geplant habt ihr das Meiste ja gemeinsam.“
„Und warum tut er das? Er weiß doch, dass ich Überraschungen nicht mag.“
Savannah lächelte. „Das weiß Conner ganz genau, Alice. Weshalb er wahrscheinlich schon nervlich beinahe am Ende ist. Er kann nun mal nicht anders, als dir immer wieder zu zeigen, wie sehr er dich liebt und vergöttert. Dir deine…eure Traumhochzeit zu schenken, ist seine Art der Liebe, damit du den Tag ohne Stress und Sorgen genießen kannst.“ Sie küsste Alice Wange.
Diese war hin und her gerissen, zwischen sich über Conners Geste zu freuen und ihn zu verfluchen. „Du wirst sehen, es wird perfekt. Wir haben an alles gedacht. Conner würde nichts tun, was dir nicht gefällt oder du nicht genau so haben möchtest.“
Alice sah Savannah kritisch an.
„Ok, bis auf die kleine Überraschung.“ Grinste diese.
„Klein?“ Alice wusste noch immer nicht, was sie davon halten sollte. „Ich kann das, so niemals genießen. Ich bin schon jetzt total gestresst.“
Savannah schüttelte den Kopf. „Du wirst, wenn es erste einmal soweit ist und du Conner neben dir hast. Doch jetzt, wirst du dich erst einmal entspannen und dich mit dem Gedanken anfreunden, dass du heute endlich heiraten wirst.“
„Ist Conner schon da? Kann ich ihn sehen?“ Alice sah Savannah flehend an. Sie musste ihn sehen. Zuerst würde sie ihm ihre Meinung zu dem allen sagen und danach in den Arm nehmen und um den Verstand küssen.
„Seit gestern, sollte er da sein. Aber das mit dem sehen, wird nichts. Wir handhaben das heute ganz altmodisch.“ Alice schnaubte. „Keine Sorge. Dein Bruder wird gut auf ihn aufpassen.“
„Ist da mein Kleid drin?“ Zeigte Alice auf die zweite Hülle, die am Schrank hing.
Savannah nickte. „Und alles andere, was es braucht, um dich zur Braut zu machen, habe ich auch dabei.“ Sie musterte ihre Schwester, die die Augen geschlossen hatte und ein paar tief durchatmete. Dabei kullerten Tränen über Alice Wangen. „Süsse, nicht weinen. Geht es dir nicht gut?“
„Nein, ich glaube nicht. Keine Ahnung. Das alles ist gerade zu viel für mich. Ich bin noch nicht darauf vorbereitet, zu heiraten.“
Savannah zog Alice in ihre Arme. Es war eine weise Entscheidung, sie zeitig zu wecken. Mit einem kleineren Nervenzusammenbruch, hatte Savannah gerechnet. „Natürlich bist du bereit für diesen Tag. Darauf wartest du schon mehr als ein Jahr. Du wärst doch schon lange verheiratet, Alice. Warum also noch länger warten?“
Alice nickte leicht. So ganz überzeugt, schien sie noch nicht zu sein. Was auch verständlich war. Wurde man auch nicht jeden Tag mit der eigenen Hochzeit überrascht. Ihr bald Ehemann, war total verrückt. Deshalb liebte Alice ihn.
„Sieh es doch mal aus der positiven Perspektive aus. Du musst dir heute um nichts Sorgen machen. An nichts denken, außer daran, endlich rundum glücklich zu sein und den schönsten Tag in deinem Leben zu genießen. Alles andere, überlässt du uns. Welche Braut wünscht sich das nicht?“
Alice strich sich übers Gesicht. „Und was passiert als erstes?“
„Frühstücken, Süsse. Es sollte gleich hoch gebracht werden. Und wehe du sagst mir jetzt, dass du keinen Bissen runter bringst. Als Braut musst du essen. Sonst kippst du vor Conner noch zusammen.“
Alice huschte doch tatsächlich ein Schmunzeln übers Gesicht. „Und danach?“
„Ein entspannendes Bad, während dem du Zeit haben wirst, dich mit dem Gedanken anzufreunden.“
„Haben wir denn für all das genügend Zeit?“ Alice wusste nicht einmal, für wann die Hochzeit heute geplant war. Sie musste sich voll und ganz auf alle anderen verlassen. Solche Dinge nicht selber in der Hand zu haben, mochte Alice so gar nicht. Jedoch vertraute sie all den Menschen, die nun für ihre Hochzeit zuständig waren, was die Situation etwas leichter machte, je länger Alice sich darin befand.
„Haben wir, Liebes. Dein kleiner Aussetzer, war bereits einkalkuliert.“ Grinste Savannah und strich Alice eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Nach dem Bad, machen wir dich zur schönsten Braut, die die Welt je gesehen hat.“ Savannah konnte es zwischendurch selber noch nicht glauben, dass ihre kleine Schwester heute heiraten wird. Niemals, hätte sie damit gerechnet, dies mal noch zu erleben. „Dann wirst du die Braut sein, die dir entspricht und die du dir immer gewünscht hast.“ Alice hatte nicht viel von ihrer Vergangenheit in Amerika mit genommen. Zumindest nicht aus der Zeit mit Brian. Ein paar Fotos waren doch dabei. Unteranderem von ihrer Hochzeit. Savannah konnte nicht fassen, als Alice es ihr einmal gezeigt hatte, wie verkleidet sie aussah. Die Haare streng frisiert, damit keine einzige Locke mehr zu sehen war und das Kleid sah einfach nur schrecklich aus an Alice. Nicht, weil sie es nicht hätte tragen können. Sondern es nicht zu ihr passte. Das würde nicht noch einmal passieren. Das Kleid war so perfekt, als wäre es eigens für Alice, von elfenhaften Wesen, geschneidert worden. Savannah konnte es kaum erwarten, es wieder an ihrer Schwester zu sehen und dabei Alice Reaktion mit zu erleben.

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