Epilog 1 - Ein Jahr nach der Hochzeit

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Mehr als ein Jahr, waren sie nun schon Mann und Frau und immer noch so verliebt wie am ersten Tag und dem ihrer Hochzeit. Conner hatte sein Versprechen eingehalten und verbrachte mit Alice ein Wochenende in Ballyheigue in der Hochzeitssuite.
Eine Auszeit aus dem Alltag, die genau zur rechten Zeit für sie beide kam. Denn kurz davor, hatten Alice und Conner ein kleinere Krise zu überstehen. Alles fing mit der Geburt von Savannahs erstem Kind an. Ungefähr fünf Monate nach der Hochzeit von Alice und Conner, brachte diese einen gesunden Jungen zur Welt.
Von da an, wurde Alice auf einmal unglaublich ungeduldig, was das Thema Kinder anging. Da es beim ersten Mal nach knapp einem halben Jahr, einfach so geklappt hatte, musste es beim Zweiten ebenso schnell oder am liebsten noch schneller gehen. Das die Realität anders aussah, nagte an Alice.

<< „Alice nicht jetzt und nicht heute. Ich möchte einfach mal wieder nur Kuscheln.“ Der Haussegen bei den McCallum's hing in letzter Zeit, mehr als nur schief. Nach noch nicht einmal einem Jahr Eheleben, waren im Moment beide, mehr als genervt. Alice Wunsch, eine Familie mit Conner zu gründen, war der ausschlaggebende Grund dafür. Sie wollte so gerne noch einmal dieses Wunder der Natur erleben und sich dieses Mal gemeinsam mit Conner darüber freuen. Das, was ihr beim ersten Mal verwehrt blieb. Seit der Geburt ihres Patenkindes, nagte ihre Fehlgeburt wieder heftig an Alice. Genau so, wie die Tatsache, dass sich auch nach einem halben Jahr als Ehepaar, immer noch nichts tat. Nach dem es beim ersten Mal, scheinbar mühelos passierte. Am fehlenden Sexualleben, konnte es nicht liegen. Denn dieses war nach der Hochzeit, gefühlt noch ausgeprägter als davor, wenn dies überhaupt möglich war.
Seit einiger Zeit, war Sex nicht mehr das, was es in ihrer Beziehung einmal war. Nachdem Conner einwilligte, dass sie sich beide untersuchen ließen und wie nicht anders erwartet, alles in Ordnung war, wurde Alice beinahe besessen davon, endlich schwanger zu werden und dies mit allen Hilfsmitteln, die ihr zur Verfügung standen. Temperatur messen und Sex, wenn sie ihre fruchtbaren Tage und den Eisprung hatte. Die Spontanität und das unbändige Verlangen blieben dabei auf der Strecke. Das sie damit wohlmöglich das Gegenteil bewirkte, da es gesundheitlich und körperlich gesehen, für dieses Tamtam keinen Grund gab, sah Alice nicht ein. Wie oft sie deshalb aneinander geraten waren, wusste Conner nicht mehr. Es zerrte an seinen Nerven und auf Sex, hatte er seit Wochen keine Lust mehr.
Alice stand schnaubend vom Sofa auf. „Sag doch einfach, wenn du kein Baby willst oder du mich nicht mehr attraktiv findest.“
Diese ganze Situation, machte Alice unglaublich Dünnhäutig. So kannte Conner sie gar nicht. „Darum geht es doch gar nicht.“ Er folgte seiner Frau in die Küche.
„Ach nein? Ich merke doch, dass du keinen Spaß mehr am Sex hast.“ Alice hob eine Augenbraue in die Stirn und sah Conner herausfordernd an.
„Ja, da hast du Recht. Doch nicht, weil ich dich nicht mehr attraktiv finde oder keine Kinder mit dir möchte.“ Conner strich sich durch die Haare. Es war zum verrückt werden.
„Was dann?“
„Weil ich nicht mehr kann, Alice. Dieser verdammte Stress, damit du endlich schwanger wirst, macht mich kaputt. genauso wie dich und unsere Ehe. Hast du denn noch Spaß daran, wenn wir Sex haben?“ Alice schwieg. Ihr Gesichtsausdruck sagte mehr als tausend Worte und war Conner Antwort genug. „Ich fühle mich wie eine Samenbank, die man benutzt, um an ein Kind zu kommen. Wie soll mir der Sex, so noch Spaß machen? Ich möchte wieder mit dir schlafen, weil ich dich liebe, begehre und weil mich das unbändige Verlangen nach dir, dazu treibt. Und nicht, weil deine Temperatur und dein Eisprung, mich und Sex dazu brauchen, um dir deinen Wunsch zu erfüllen. Siehst du denn nicht, dass du damit genau das Gegenteil von dem was du haben möchtest, bewirkst?“ Jetzt war es raus, was sich schon seit Wochen in Conner angestaut hatte.
Alice entwichen alle Gesichtszüge und sie sah Conner entgeistert an. Dann ließ sie ihn in der Küche stehen.
Conner kniff die Augen zusammen und atmete tief durch. Vielleicht war es nicht fair, Alice dies alles an den Kopf geworfen zu haben. Doch es musste einfach raus, sonst wäre Conner irgendwann noch schlimmer explodiert. Er würde Alice ein bisschen Zeit geben, bevor er zu ihr ging, um zu reden. Das mussten sie ganz dringend.
Dazu kam es jedoch nicht. Genau in dem Moment, als Conner zu Alice hoch wollte, kam diese mit einem kleinen, gepackten Koffer, die Treppe runter.
„Ich werde zu Rose gehen. Ein bisschen Abstand, wird uns gut tun.“ Alice schenkte Conner einen entschuldigenden Blick. Sie wusste, dass sie ihn damit verletzte und an jenen Tag erinnerte, als sie ohne Vorwarnung nach England ging. Einzelne Tränen lösten sich aus Alice Augen. „Vergiss nicht, dass ich dich trotz allem liebe.“ Strich sie über Conners Wange.
„Das werde ich nicht. Dieses Versprechen habe ich dir schon so oft gegeben und werde ich dir immer wieder geben.“
Ein sanfter Kuss, streichelte Alice Lippen und brachte ihr Vorhaben gewaltig ins Wanken.
„Ich liebe dich, Prinzessin.“ Conner ließ seine Frau gehen. Sie ging diese Schritte immer schon aus gutem Grund. Weil sie sich besser kannte, als man es von außen gesehen für möglich hielt.
Mit einem liebevollen Blick, wandte sich Alice von Conner ab und ging zur Tür.
„Alice.“ Sie drehte sich noch einmal zu ihm um. „Bitte gib mir Bescheid, wenn du angekommen bist.“
„Mach ich.“ Sagte es und verließ den Leuchtturm. Vielleicht war es feige, zu gehen, statt sich in dem Moment einer Auseinandersetzung mit Conner zu stellen. Alice wusste jedoch, dass es die bessere Lösung war, als erneut mit ihm zu streiten. Noch, konnte ihr Herz Conners Worte nicht als die Wahrheit sehen, wie dies der Kopf bereits tat. Sie hatten Alice enttäuscht und auch verletzt. Gleichzeitig hatte sie Angst, dass ihre Verbissenheit alles zerstörte, was sie sich mühsam erkämpft und aufgebaut hatten. Rose war immer noch der beste Ort, um wieder ihre Mitte zu finden.
Je weiter sie sich von Ballyconneely entfernte, desto besser fühlte Alice sich. Wenn sie ehrlich zu sich selber war und tief in sich horchte, fühlte sie sich seit einiger Zeit nicht mehr wohl in ihrer Haut und ihrem Zuhause. Es musste wohl einfach mal einen Knall geben, um sie aufzurütteln. Die Zweifel, einen Fehler zu machen, wurden gleichzeitig jedoch auch grösser. Denn seit Wochen vermisste sie Conner, hier in diesem Bus, der Alice nach Dingle brachte, das erste Mal wieder.
Mit diesen unterschiedlichen Gefühlen, die auf einmal durch Alice Körper jagten, wurde ihr genau so schlagartig bewusst, wie leblos und gefühlskalt sie die letzten Wochen und gar Monate, ihr Leben lebte. Dieses kostbare Leben, welches ihr nicht nur einmal, sondern gleich zwei weitere Male geschenkt wurde. Alice entwich ein Seufzen, welches aus tiefstem Herzen kam und Tränen aus ihren Augen löste.
Sie war noch nicht ganz bei Rose angekommen, schrieb sie Conner. 'Es tut mir leid. Alles. Bin gleich bei Rose.' Alice wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Gleich hatte sie Dingle und ihre Haltestelle erreicht. 'Da bin ich froh. Muss es nicht, Süsse. Wir bekommen das hin. Die Hauptsache ist, dass du dich wieder findest.' Über Alice Gesicht huschte ein Lächeln, bei Conners Worte. Mit was, hatte sie diesen geduldigen und verständnisvollen Mann, nur verdient? Sie nahm ihren Koffer und stieg aus dem Bus.

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