Kapitel 147

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Das Gespräch mit Savannah, brachte Alice zum nachdenken. In ihrem Kopf, wie in ihrem Herzen, fing es danach gehörig an zu rattern und arbeiten. Die ganze darauffolgende Woche, schwirrten Wortfetzen durch Alice Kopf. Vor allem dann, wenn sie die Ruhe suchte, um alles auf sich wirken zu lassen. Vereinzelte Tage, arbeitete Alice bereits wieder im Pub. Manche würden wahrscheinlich sagen, dass dies noch zu früh war. Durch Savannahs Worte, wurde zumindest eines für Alice sofort klar. Sie durfte sich nicht mehr Wochen lang verschanzen, wie letztes Jahr. Es ging ihr körperlich, wie mental gut genug, um zu arbeiten und dadurch auch gleich wieder ein Stück weit in ihr altes und normales Leben zurück zu kehren. Fest entschlossen, Brian keine Chance mehr zu geben, über sie zu bestimmen.
Die restliche Zeit, verbrachte Alice viel draußen an der frischen Luft, bei langen Spaziergängen durch den Ort, der ihre Heimat war. So gut es ihr im Süden Englands gefiel, es ging doch nichts über den kleinen Ort am Meer, in dem sie aufgewachsen war und in dem sich, seither, kaum etwas geändert hatte.
Durch die Spaziergänge, ließ sie Erinnerungen neu aufleben. Sie verbrachte einen Monat in der Hölle, was ihr vor kam wie ein Ewigkeit. Verglichen auf das ganze Jahr, welches mit so vielen wunderschönen Momenten gefüllt war und weiterhin gefüllt werden konnte, war es eine vergleichsweise kurze Zeitspanne. Das musste sich Alice immer wieder vor Augen führen, damit sie die schöne Zeit davor, nicht vergaß und mit dem seelischen Schmerz überlud. Dazu hatte Alice die letzten Monate genügend Zeit. Nun, da sie zuhause war, nahm sie sich vor, diese Erinnerungen ganz bewusst zu suchen und aufleben zu lassen. Weshalb sie nun auch auf dem Weg auf den Feenhügel war.

Es war noch früh. Ballyconneely noch am schlafen. Die Sonne schickte jedoch schon schüchtern ihre ersten Strahlen übers Meer, um den Tag zu begrüßen.
Kaum tauchte das Haus oder zumindest das, was man davon sehen konnte, vor Alice auf, musste sie lächeln. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie es während einem Spaziergang, auf einmal ganz unerwartet vor ihr stand. Von Alice vergessen, dass es noch irgendwo hier war. Ihr eigener kleiner Schatz. Ebenso gezeichnet vom Leben, wie sie es zu der Zeit noch war.
Alice öffnete das eiserne Tor, über dem sich noch immer einzelne Rosen rankten. Aus diesem unscheinbaren, für sie jedoch um so bedeutenderen Schatz, wurde mit der Zeit ein Paradies. Alice ließ ihren Blick schweifen, der bei jedem besonderen Detail hängen blieb. Die Eiche mit der Bank darunter und den tanzenden Elfen und Feen in der Baumkrone, die man jetzt nicht sehen konnte. Dieser Ort war mit den meisten und intensivsten Erinnerungen und Gefühlen gefüllt. Alle hatten mit Conner zu tun. Er war es, der aus dem Unscheinbaren ein Paradies machte. Während er sich um Alice kümmerte und den Schutt von ihrem Herzen und ihrer Seel weg trug, verwandelte er den Garten, der zum Haus gehörte, zu dem, was er jetzt war. Wieder konnte Alice die ähnlichen Parallelen ziehen, wie damals. Nur auf die positive Seite. Conner war es auch, dem sie das Haus als erstes zeigte.
Alice ging weiter. Bei der Tür blieb sie stehen und biss sich leicht auf die Lippe. Hier oben hatte sie das erste Mal wieder Sex. Nicht mit irgendwem. Ihr erstes Mal mit Conner, welches sich bereits damals richtig anfühlte und so war, wie Sex davor noch nie war. Alice konnte noch genau spüren, wie sie von ihrem Verlangen geleitet wurde und für einmal, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick, ihren Kopf ausschaltete.
Auf dem Feenhügel, hatte Alice den schönsten Abend seit langem, mit ihrer Familie.  Hier oben wurde ihr damals so richtig bewusst, dass sie sich und ihr Herz nicht belügen konnte, wenn es um Conner ging. Als er klatschnass vor der Tür stand, nachdem er von Dublin nach Ballyconneely gefahren war, nur um ein paar Stunden bei ihr zu sein. Nun, Monate später und mit neuen Narben auf ihrer Seele, konnte es Alice noch viel weniger. Zu tief, hatte sich Conner, seit dem in ihr Herz geschlichen und dort einen festen Platz eingenommen. Der Silvesterball, die Tage danach in Dingle, die Liebe, die sie sich gestanden und auch irgendwann lebten. Ihr erster richtiger Liebesurlaub, in dem Conner ihr einen Heiratsantrag machte. Damit, endeten all die Wochen und Monate voller Glück, gemeinsam mit Conner. Kurz darauf fing der Psychoterror an.
Alice lehnte sich von innen gegen die Tür und sah sich um. An die schlechten Tage, wollte sie heute nicht denken. Nur an die guten und schönen. Hier oben auf dem Feenhügel, erlebten sie gemeinsam einige Stunden davon. Es war ihrer und Conners Rückzugsort vom Alltag. Ihr Liebesnest.
Würde es dies jemals wieder werden?
Eine Woche war vergangen, seit Alice aus England zurück kehrte. Conner hatte sie in der Zeit kaum gesehen. Nur zwischendurch kurz im Pub. Ihr Herz schrie dabei jedes Mal vor Sehnsucht, während der Kopf stur dagegen hielt und erneut versuchte, die Oberhand über Alice Tun und Handeln zu übernehmen. Das durfte nicht mehr länger so weiter gehen. Vor allem wenn es um Conner ging, musste Alice, wie es Savannah sagte, ihrem Herz die Führung überlassen. Zwei Schritte auf einmal nehmen. An einem Schritt vielleicht stolpern. Hin fallen würde Alice dadurch jedoch nicht. Denn sie war sich sicher, dass Conner da sein wird, um sie fest zu halten. Nur er war der letzte Schlüssel zu ihrem Glück und zur Liebe so wieso.

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