Alice rannte außer Atem, durch einen dichten Wald, der kein Ende zu nehmen schien. Je weiter sie rannte, desto länger wurde der Weg unter ihren Füssen. Nebel, wohin sie sah, was alles gleich erscheinen ließ. Schnelle, starke Schritte und einen Geruch, den sie nur zu gut kannte, saßen ihr im Nacken. Doch am Endes des Waldes, wo auch immer dies sein mochte, hörte Alice jemanden ihren Namen rufen. Sie wollte schneller rennen, doch gaben ihre Füße nach. ˋJetzt bloß nicht fallen, Aliceˋ, schrie sie sich unaufhörlich an. ˋWenn du jetzt fällst, dann hat er dich, für immer.ˋ Doch ihre Füße, vermochten sie nicht mehr zu tragen.
Noch bevor Alice jedoch fallen und auf dem kalten, nassen Waldboden aufschlagen konnte, fing sie etwas Sanftes und Vertrautes auf. Ein wohlig warmes Gefühl, mit einer leichten Gänsehaut, die jedoch nicht von der Angst herrührte, umgab Alice in ihrem Traum. Sie wollte die Augen öffnen. Doch besann sie sich anders und behielt sie geschlossen. Aus Angst, aus diesem süßen Etwas auf zu tauchen und wieder in ihrem kalten Traum zu sein. Immer tiefer, driftete Alice aus ihrem Albtraum, in diese Wärme.
Ein bekannter, beruhigender Duft, drang in ihre Nase und verdrängte den schweren, herben und kühlen, von vorhin. Stark, fruchtig und sanft umgab sie jetzt. Wieder drang diese Stimme zu Alice, welche Vertrauen und Geborgenheit auslöste.
Alice wusste schon lange nicht mehr, ob sie träumte oder wach war. Also zwang sie sich jetzt doch, ihre Augen zu öffnen. Im schwachen Schein des Feuers, sah Alice in leuchtendes Blau. Conners Augen. Verwirrt darüber, kniff sie noch einmal fest die Augen zu. Hatte sich der Traum, jetzt einfach bloß verändert oder war sie wirklich wach?
„Ich bin es wirklich. Schlaf weiter, Alice.“, flüsterte Conner, der Alice Kampf nun sehen konnte.
Sie seufzte. „Du bist wirklich hier und bist kein Traum?" Brachte sie müde hervor. Conner schüttelte den Kopf. „Das Feuer. Wie spät ist es?“
„Zu früh für so viele Fragen und sich schon wieder so viele Gedanken zu machen. Der Tag ist noch nicht am erwachen.“
Alice sah Conner fragend an. War jedoch zu müde, um noch weitere Fragen zu stellen.
„Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht wecken.“ Conner küsste Alice Schulter. „Wenn du mich nicht hier haben willst, dann kann ich auch wieder gehen.“ Setzte er sich bereits wieder auf. Eine sanfte Berührung an seinem Arm, ließ ihn inne halten.
Alice tat es nicht leid. Die Entscheidung, in getrennten Betten zu schlafen, tat ihr leid, kaum hatte sie sie ausgesprochen. Doch da Conner keine Einwände hatte, nahm sie es so hin. Warum, mussten sie auch immer um den heißen Brei herum reden und immer das Gegenteil von dem sagen, was sie eigentlich wollten und meinten. Egal. Darüber, konnte sie sich morgen oder auch nie, den Kopf zerbrechen.
„Bitte bleib“, sagte Alice müde. „Du hast mich vor einem Albtraum bewahrt.“
„Danke. Dann bekomme ich vielleicht noch ein paar Stunden, dringend nötigen Schlaf.“ Conner seufzte und ließ sich ins Kissen, neben Alice sinken.
Alice runzelte die Stirn. „Geht es dir gut?“
Conner schüttelte den Kopf. „Ich brauche dringend erholsamen Schlaf. Den bekomme ich jedoch nur, wenn ich spüre, dass alles wieder in Ordnung ist zwischen uns.“ Conner spürte Tränen in seinen Augen brennen. Er war schlichtweg am Ende seiner Kräfte. „Lass mich bitte weiterhin genau dort, wo du mich hattest, bevor ich einen Fehler machte. Alles andere wär die reinste Qual.“ Conners Stimme war nur noch ein Flüstern und Alice hatte Mühe, ihn zu verstehen.
Conners Worte, zogen ihr das Herz zusammen. Er durfte nicht leiden. Und wenn Alice ehrlich war, brauchte sie selber Conner ebenso genau dort, wo er es sich gemütlich gemacht hatte. Weshalb sie die Decke anhob und während dem, näher an Conner heran rutschte, um ihn ebenfalls zu zudecken. Ihre Finger, ließ Alice durch seine Haare gleiten. Sie mochte dieses Gefühl von Conners weichen Haare, zwischen ihren Fingern.
„Es ist alles gut, Conner.“ Um ihre Worte zu unterstützen, küsste Alice Conners Stirn und schmiegte sich danach eng an seinen starken Körper. Der Ort, an dem sich Alice nach Jahren, endlich wieder sicher fühlte. So, als könne sie dort nichts und niemand finden und ihr etwas anhaben.
Conner atmete erleichtert durch und man konnte den Felsen, der von seiner Brust fiel, förmlich zu Boden krachen hören. Er legte seine Arme um Alice und rutschte mit ihr, tiefer unter die Decke.
„Ich bin froh, dass du da bist“, flüsterte Alice und ließ sich regelrecht in Conners Arme sinken. Jetzt, würde ihr nichts mehr passieren. Kein böser Traum mehr. Sie war in Sicherheit und konnte endlich wieder einmal erholsam schlafen.Als das erste schwache Licht des Tages, ins Zimmer drang, öffnete Conner die Augen. Er wusste zuerst nicht, wo er sich befand und ob alles nur ein Traum war. Auf seine Unterarme stützend, sah er sich um. Ein Blick durch das Zimmer, bestätigte ihm, dass er bei Alice sein musste. Oder träumte er wohlmöglich immer noch?
Ein leises Seufzen und ein samtig weicher und warmer Körper, der sich an ihn schmiegte, ließen Conner, mit Sicherheit wissen, dass er nicht träumte.
„Musst du schon gehen?“ Alice sah Conner verschlafen an und gähnte.
Conner langte nach seiner Uhr, welche auf dem Nachtisch lag. „Ich habe noch etwas Zeit.“ Legte diese wieder beiseite und seine Arme um Alice. Sanft küsste er ihr Haar und vergrub seine Nase darin. „Ich fühle mich seit Tagen, endlich mal wieder so richtig ausgeschlafen. Danke.“
Alice hob leicht den Kopf an, damit sie Conner ansehen konnte. „Warum hast du nichts gesagt?“
„Weil es dir wichtig zu sein schien. Und was dir wichtig ist, ist...“
Alice legte ihre Lippen auf die von Conner und kostet von ihnen. Zulange, war es her. Zumindest war dies Alice Gefühl.
Conner brummte. Genau so, könnte jeder Morgen beginnen. Alice sah so süß aus, wenn sie noch völlig verschlafen war, wie jetzt.
„Erzähl mir, was gestern Nacht los war.“ Nuschelte Alice an Conners Lippen.
„Ich wollte nichts mehr, als bei dir sein. Die ganze Nacht, habe ich von dir geträumt. Du warst da und auch wieder nicht. Ich konnte einfach nicht anders, als zu dir kommen.“ Entschuldigend, sah Conner Alice an.
„Du bist also ein Getriebener? Ich möchte nicht, dass ich dich zum Wahnsinn treibe.“ Conner zog Alice zurück in seine Arme.
„Von dir, werde ich gerne getrieben. Auch in den Wahnsinn, wenn du mich dorthin treiben würdest.“
Alice seufzte. Dieser Kerl, war mehr als verrückt. Und dazu unglaublich süß, was sie ihm nie sagen würde. „Wann musst du los?“
„In etwa zwei Stunden. Wieso? Willst du mich los werden?“
Alice schüttelte den Kopf und zog Conner zu sich, tief unter die Decke und kuschelte sich mit ihm, in diese hinein. „Nein, im Gegenteil. Mit wem, soll ich denn dann weiter kuscheln?“
Conner fing an zu grinsen. Dabei schmolz sein Herz, beinahe davon. Kuscheln. Alice wollte doch tatsächlich, von sich aus kuscheln. Das ließ er sich natürlich nicht zweimal sagen. Weshalb er sich augenblicklich in diese, mehr als nötige Umarmung fallen ließ. Um diesen unglaublichen Moment zu genießen. Mehr, brauchte er gerade nicht. Nur Alice und ihre Nähe, die sie ihm freiwillig gab. „Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich habe, Kleines?“
„Ich denke schon, ja.“ Alice hielt den Kopf schräg, so dass sie Conner ansehen konnte. Dabei war ihr Blick so liebevoll, dass es Conner Tränen in die Augen trieb. Alice ließ ihre Finger, durch seine Haare gleiten. „Ich hab dich auch lieb, Großer.“ Die eine Hand in seinen Haaren, strich die andere immer wieder an seinem Rücken rauf und runter. Bis sie irgendwann, unter seinem Shirt verschwand und dort weiter machte. Über Conners Haut, legte sich eine leichte Gänsehaut. Hatte sie diese gerade wirklich ausgelöst, fragte sich Alice.
„Das solltest du lassen, Alice.“ Atmete Conner tief durch.
„Tut mir leid“, seufzte Alice leise. Sie hatte keine Ahnung, was heute morgen mit ihr los war. Wahrscheinlich lag es an dem erholsamen Erwachen. Vielleicht war es auch, weil Alice Conner mehr vermisst hatte, als sie sich eingestand. Dies sollte sie sich endlich eingestehen. Es war bereits unausweichlich, dass Conner aus ihrem Leben nicht mehr wegzudenken war. Was sich tatsächlich besser anfühlte, als Alice es für möglich hielt. Gerade dieser Moment hier mit Conner im Bett und mit ihm zu kuscheln, war total entspannend. Was nicht nur der Tatsache zu verschulden war, dass es herrlich war, einmal nicht von einem Alptraum getrieben, aus dem Schlaf gerissen zu werden. ˋDas könntest du immer haben, würdest du nicht so an deinen Mauern hängenˋ, meldete sich Alice innere Stimme mal wieder zu Wort. Sie verdrehte die Augen und ignorierte sie. Sie wollte diese Mauern nicht. Doch war es einfacher sie zu erstellen, als sie nun wieder einzureißen.Conner hätte stundenlang so hier liegen können. Doch langsam aber sicher, rief der Morgen und damit auch die Pflichten. Wie sollte er noch zwei weitere Tage, ohne Alice auskommen? Die Gewissheit, dass alles wieder gut war zwischen ihnen beiden, würde es etwas erträglicher machen. „Halte die Zeit an, Alice.“
Alice hörte Verzweiflung in seiner Stimme. „Sie mich an.“, hauchte sie.
Kaum hatte Conner seinen Kopf angehoben, spürte er auch schon Alice Lippen und ihren unwiderstehlichen Geschmack, auf den Seinen.
„Kleine Entschädigung für die letzten Tage. Und dafür, dass ich deine Nerven immer wieder aufs neue strapaziere.“
„Schscht, sei still.“ Conner intensivierte seinen Kuss, so dass ihre Zungen, gleich darauf einen wilden und verlangenden Tanz mit einander tanzten.
Nach Atem ringend, ließen sie von einander ab. Dabei verfingen sie sich im tiefen und beruhigenden Blick des anderen.
Conner seufzte und ließ seinen Kopf an Alice Brust sinken. Warum konnte es nicht immer so sein? Sie beide schienen perfekt für einander zu sein. Als gehörten sie zusammen und hätte das Schicksal es so für sie bestimmt. Warum musste es dann so verdammt schwierig sein?
Alice schlang ihre Arme um ihn und schmiegte sich, mit geschlossenen Augen an seinen warmen Körper. So genossen sie die letzten gemeinsamen Minuten.
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Irish Heart - Sprache des Herzens
RomanceDie unberührten Küsten, sanften grünen Hügel, der Himmel, der die Erde zu berühren scheint, lang vergessene Gerüche und das raue Meer, Irlands. Dies ist Alice Callahans Heimat. Ihre Wurzeln. All das, hatte sie, nach dem Tod ihrer Eltern verlassen...