Kapitel 7

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Verkauft. Dieses eine Wort schwirrte unaufhörlich in Alice Kopf umher, während sie blindlings von Tränen, zurück nachhause stolperte. Wie konnten ihre Geschwister das Letzte, was noch von ihren Eltern übrig geblieben war, auch noch weggeben? Die Worte des Fremden, waren wie eine Ohrfeige mitten ins Gesicht, hallten in Alice wider und schmerzten mehr, als es Brians Schläge je taten. Es fühlte sich an, als würde jemand den Stachel, der seit dem Tod ihrer Eltern in Alice Herz festsaß, wieder etwas tiefer in sie hinein rammen und erneut eine blutende Wunde hinterlassen. Es war als würden ihre Eltern erneut sterben. Doch dieses Mal für immer.
„Hey Schwesterchen.“ John traute seinen Augen kaum, als er den Weg von Savannahs Haus entlang kam und Alice entgegenkommen sah. „Na, schon so früh auf den Beinen?“
Nur von weitem, drang die Stimme von John, bis zu Alice Bewusstsein heran. Beim Gedanken daran, dass er mitschuldig an dem Ganzen war, wurde es Alice übel und die Trauer ging schlagartig in Wut über. „Das unschuldige Getue, kannst du dir sparen.“ Alice ließ John links liegen und ging weiter. So konnte sie ihren Geschwistern nicht begegnen, sonst würde sie ausflippen. Doch es war zu spät. John hielt sie bereits am Arm zurück.
„Dir auch einen schönen Morgen, Alice.“
Es brachte das Fass zum überlaufen. Alice riss sich aus Johns Griff los und funkelte ihn wütend an. „Sag mal, kannst du mir erklären was in euch gefahren ist, den Pub zu verkaufen?“
John glaubte, sich verhört zu haben. „Bitte was sollen wir getan haben?“ Nie und wenn er auf der Straße leben müsste, um den Pub zu finanzieren, würde er ihn verkaufen. Niemals. Lieber würde er ihn leer und still von all den herrlichen Geräuschen sehen, als verkauft. Wie kam Alice bloß auf sowas?
„Streite es doch nicht ab. Ich bin kein kleines Kind mehr und hasse es, belogen zu werden.“
„Sagt mal, was ist denn hier los?“ Savannah hatte die lauten Stimmen ihrer Geschwister gehört und trat nun ebenfalls in den Garten.
„Wieso habt ihr das getan? Es war das Einzige, was uns von Mum und Dad noch geblieben ist. Das, was sie noch am Leben erhalten hat.“ In Alice Augen sammelten sich immer mehr Tränen.
Savannah sah John fragend an.
Dieser zuckte nur mit den Schultern. „Irgendwie ist Alice auf die absurde Idee gekommen, dass wir den Pub verkauft hätten.“
„Was?“ Verständnislos sah Savannah zwischen John und Alice hin und her.
„IRGENDWIE? ABSURD?“ Schrie Alice. Ein gewaltiger Sturm, unterschiedlichster Gefühle, brach gerade über ihr herein.
„Alice.“ Savannah fasste ihre Schwester sanft bei den Schultern. „Beruhige dich.“
„Ich will mich aber nicht beruhigen. Nicht, bevor ihr mir nicht gesagt habt, dass das alles nur ein schlechter Scherz ist.“ Alice schlug Savannahs Hände weg. Es war wie vor zehn Jahren. So oft gerieten sie wegen Kleinigkeiten aneinander. Dies hier wäre, zugegeben, würde es denn stimmen, eher etwas Großes.
Savannah schloss die Augen und atmete tief durch, um nicht ebenfalls laut zu werden. Dies brachte niemandem etwas. Einmal mehr, wäre Savannah gerade froh, hätte sie die Unterstützung ihrer Mutter. Sie war die Einzige, die Alice immer wieder aus dem Strudel an Gefühlen ziehen konnte. Ja, klein Alice konnte sich schon immer leicht in etwas hinein steigern. „Wir würden den Pub niemals verkaufen, Liebes. Es ist das Vermächtnis unserer Eltern.“ Savannah sprach mit ruhiger Stimme mit Alice.
„Und warum behauptet dieser Kerl den sowas Absurdes?“ Alice verschränkte ihre Arme vor der Brust.
„Welcher Kerl denn?“ John verstand gar nichts mehr.
„Na dieser unverschämt gut aussehende Typ, mit dem selbstgefälligen Grinsen. Ich habe ihn vorhin im Pub angetroffen. Keine Ahnung, was der dort überhaupt gemacht hat, aber er war plötzlich da und hat gesagt, dass dies seiner wäre.“
Savannah sah John vielsagend an, der kopfschüttelnd zu schmunzeln begann.
„Was bitte, ist denn daran wieder lustig, wenn ich fragen darf? Denkt ihr etwa, ich denke mir das aus?“
John schüttelte weiter den Kopf. „Tun wir nicht. Der Kerl, den du im Pub getroffen hast, ist Conner. Er arbeitet bei uns.“
Alice krauste die Stirn. „Er arbeitet im Pub? Mehr nicht?“
„Mehr nicht. Außer, dass er ein guter Freund der Familie ist.“ John legte den Kopf schief und musterte Alice, in deren Hirn es immer noch zu rotieren schien.
„Ihr habt den Pub also nicht verkauft?“ Alice beruhigte sich allmählich wieder.
„Für kein Geld der Welt, würden wir dies zu lassen.“ John legte seiner kleinen Schwester den Arm um die Schultern.
„Und weshalb erzählt er dann eine solche Scheisse?“
Das war eine gute Frage. Alice passte so gar nicht in Conners übliches Beuteschema. Und seine kleine Schwester hatte ihm wohl kaum irgendwelche deutlichen Zeichen gesendet, um die Nummer mit dem Pub durchzuziehen. Es passte jedoch zu dem leicht zerstreuten Zustand, in dem sich sein bester Freund zur Zeit befand. „Nun ja.“ Fing John an, um Conners Verhalten zu erklären. Wenn man das denn konnte. „Conner ist ein kleiner Sunnyboy und der Liebling aller weiblichen Gäste. Dicht gefolgt von mir, versteht sich.“ John entwich ein tiefes Lachen. „Vor allem Auswertige und Touristinnen, fahren auf ihn ab. Dein, wie soll ich sagen, noch etwas sehr ausgeprägter Akzent, ließ ihn wohl denken, dass du genau so eine bist. Also wollte Conner wohl einfach ein bisschen angeben, um einen guten Eindruck zu hinterlassen.“
„Was für ein Idiot. Tolle Freunde habt ihr.“ Alice sah zwischen Savannah und John hin und her. Dabei verdrehte sie die Augen. „Einen Eindruck hat er hinterlassen. Jedoch einen ziemlich schlechten. Zuerst war sein Grinsen selbstgefällig und dann überheblich.“ Alice Blick sprach noch eine ganz andere Sprache, als es ihre Worte taten. Worauf John und Savannah, verstohlene Blicke austauschten.
Conner. Wiederholte sich der Name immer wieder in Alice Kopf, während sie sich in ihr Zimmer zurück zog. Der könnte ihr und ihrer Mauer noch gefährlich werde. Zumal es sich wohl nicht verhindern ließ, ihm immer mal wieder über den Weg zu laufen, da er nicht nur im Pub arbeitete, sondern scheinbar ein sehr guter Freund von John und Savannah zu sein schien. Das hatte Alice gerade noch gefehlt.

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