Nach der gemeinsamen, sehr ausgiebigen Dusche, saßen sich Alice und Conner am Tisch gegenüber und genossen das gemeinsame Frühstück. Als hätten sie nie etwas anderes getan. Ein Lächeln, umspielte Alice Lippen, als sie Conner dabei zu sah, wie er genüsslich in sein Brötchen biss. Er wirkte entspannt und sehr zufrieden. Auf seinen Lippen, lag ein glückliches Lächeln. Conner hob den Kopf und so trafen sich ihre Blicke. Er schenkte Alice ein liebevolles Lächeln. „Habe ich dir schon gesagt, dass du unglaublich aussiehst, heute Morgen?“ Alice trug seinen Kapuzenpullover und sah darin einfach hinreißend aus. Die Haare, hatte sie durch einen Zopf, der ihr seitlich über die Schulter fiel, gebändigt. In ihren Augen und über ihrem Gesicht, lag ein ganz besonderer Glanz und etwas, was Conner so noch nie gesehen hatte.
Alice lächelte bloß verlegen und widmete sich wieder ihrem Frühstück. Was sollte sie darauf auch erwidern? Auch Conner ließ es so stehen. Wusste er doch, dass es ihr immer noch nicht gerade leicht fiel, solche Komplimente entgegen zu nehmen. Doch es musste einfach mal gesagt werden. Alice hätte es jeden Tag verdient, zu hören, was für ein wundervoller Mensch sie war.
So genossen sie schweigend die Gegenwart des anderen und das leckere Frühstück. Ohne sich jedoch, nicht immer wieder ein Lächeln zu schenken und im Blick des anderen zu versinken. Bis Alice Gedanken, weit in die Ferne schweiften und dennoch ganz nah waren.
Sie hatten erneut Sex. Grandiosen, um genau zu sein. Und dies nicht nur einmal, in den letzten Stunden, nach dem Ball. Doch was jetzt? Würde sich alles verändern? Im Moment nicht, dies spürte Alice. Da sie noch in ihrem Entspannungsmodus waren. Doch wie würde es werden, wenn sie der Alltag wieder hatte? Letztes Mal war es grundsätzlich nicht ganz so schwierig, so weiter zu machen, als wäre nichts gewesen. Nach letzter Nacht jedoch, könnte es anders sein. Denn was sie da erlebte, war nicht einfach nur Sex und das Stillen der Begierde und dem Verlangen nach dem anderen. Es ging tiefer und war gefüllt mit liebevoller Leidenschaft, Zärtlichkeit und Zuneigung. Conner hatte nicht zu viel versprochen und Alice geliebt, wie sie es davor noch nie wurde. Und dies nicht nur letzte Nacht, sondern heute Morgen erneut. Beim Gedanken daran, konnte Alice ganz deutlich spüren, dass sich etwas verändert hatte. Ihr Empfinden war heute ein anderes, als an jenem Morgen, als sie froh war, den Druck der brennenden Leidenschaft und dem Verzehren, nachgeben zu haben. Worauf viel zu schnell die Realität zu schlug.
Dies war nun anders. Seit sie wach war, fühlte sich Alice einfach nur glücklich und dies mit jeder Faser ihres Körpers. Dabei hätte sie die ganze Welt umarmen können. Dazu kam, dass sie sich so frei und am leben fühlte, wie schon lange nicht mehr.
Zwischen ihr und Conner, wurde diese tiefe und unsichtbare Verbindung verstärkt. Alice konnte es spüren, in dem, wie er sie berührte, ansah und küsste. Es war ein gutes Gefühl und ließ alles in ihr, angenehm kribbeln. In seinem Blick, konnte sie jedoch noch etwas anderes sehen, was Alice nicht deuten konnte. Nur, dass es mit jedem Tag intensiver wurde und sich auch in der Art widerspiegelte, wie er mit ihr umging. Liebevoller, zärtlicher, gefühlvoller und mit mehr Hingabe. Was Alice beinahe schon wieder ein bisschen das Gefühl von Angst und Panik bescherte. Nicht so, dass es sie zur Flucht trieb. Es waren eher Fragen, die sich Alice stellte, die davor noch nicht in ihrem Kopf waren. Was würde das alles, diese deutlichen, gefühlsmäßigen Veränderungen bedeuten? Für Conner? Für sie beide?
„Habe ich Marmelade im Gesicht?“ Holte Conner Alice aus ihren Gedanken, als er bemerkte, dass sie ihn die ganze Zeit beinahe hypnotisierte.
Alice schüttelte den Kopf. „Danke, für letzte Nacht.“, flüsterte sie, fast etwas schüchtern.
„Was ist los, Kleines?“ Etwas hatte sich verändert. Das konnte Conner nicht nur an ihrem Gesichtsausdruck sehen, sondern bis hier hin spüren.
Alice atmete tief durch. „Ist dir bewusst, dass wir gestern Nacht...mit einander geschlafen haben? Ich meine...“ Innerlich, schlug sie sich, mit der Hand gegen ihre Stirn. Natürlich war es Conner bewusst. Schließlich spielte er eine entscheidende Rolle dabei. Aber wie sollte sie etwas aussprechen, was sie selber, an Gefühlen, nicht fassen konnte. Conners Blick, machte es nicht besser. „Natürlich ist dir das bewusst. Aber...damit meine ich, dass wir nicht bloß Sex hatten...es war...“ Alice knetete ihre Finger.
Conner war aufgestanden und kniete sich zu Alice hinunter. Ganz genau spürte er wieder ihren inneren Kampf, den sie gerade nicht kämpfen wollte. „Wir haben uns geliebt, Alice. Und es war das Unglaublichste und Wunderschönste, was ich jemals erlebt habe.“ Er strich ihr eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht und berührte sanft ihre Lippen. „Ich habe dir doch versprochen, dass ich dich das nächste Mal, so richtig verwöhnen würde. Denn genauso und nicht anders, hast du es verdient, Leannan. Also mach es dir nicht durch deine Gedanken kaputt.“
„Tue ich nicht. Versprochen.“ Alice lehnte ihre Stirn an die von Conner. „Denn es war viel zu schön, als dass ich es mit Gedanken zerstören könnte.“ Die Augen geschlossen, biss sich Alice auf die Lippe und vergrub ihre Finger in Conners Haaren. Sie wollte dieses Gefühl zwischen ihnen beiden wieder aufleben lassen, nachdem es sich vorhin beinahe vertreiben ließ. „Ich hab mich schon lange nicht mehr so lebendig gefühlt, wie letzte Nacht und dies verdanke ich ganz allein dir.“
Von Alice fest an sich gezogen, vergrub Conner sein Gesicht an ihrer Halsbeuge. Es waren die wundervollsten Worte, die Alice ihm hätte sagen können. So ehrlich und aufrichtig. Voller Zuneigung und Dankbarkeit.
„Doch da ist diese leise Unsicherheit, dass es alles zwischen uns verändert hat oder es dies noch tun wird.“, sprach Alice nun doch noch aus, was ihr vorhin durch den Kopf ging. Sie musste in den letzten Wochen feststellen, dass es einfacher war, wenn sie sich Conner mitteilte, statt alles mit sich selber auszumachen und in sich rein zu fressen.
„Wird es nicht, Kleines. Außer zum Guten und Schönen. Das spürst du doch selber. Oder etwa nicht?“ Alice nicht nur. „Alles ist gut, so lange du nicht zu viel denkst und deine Ängste und Zweifel nicht die Oberhand übernehmen lässt.“ Conner küsste Alice Lippen und setzte sich wieder auf seinen Platz.
War wirklich alles gut? Hatte sich letzte Nacht nicht doch wieder zu viel verändert, um dort weiter zu machen, wie davor? Sie hatten sich so tief und innig geliebt und in ihre Gefühle fallen lassen, dass es kaum mehr ein Zurück geben konnte. Zumindest nicht für ihn. Conner war Alice nun endgültig mit Haut und Haaren, Herz und Seele verfallen. Nur wusste er nicht, wie es in Alice aussah. Das sie im Moment glücklich war, konnte man ganz deutlich sehen. Wie würde es in ein paar Tagen aussehen? War Alice schon so weit, um sich auch jetzt, nachdem sie aus dem Strudel raus waren, immer noch oder wieder fallen zu lassen? Waren die Mauern gefallen? Conner schüttelte innerlich den Kopf. Nach Alice Reaktion zu folgen, wohl eher nicht. Es waren wohl eher Bruchstücke, die aus der Mauer gefallen waren. Die nächsten Tage würden zeigen, wo es mit ihnen beiden hin ging. Um zu sehen, ob sie jemals eine gemeinsame Zukunft haben werden, die über ihre tiefe Freundschaft hinaus ging, brauchte es wahrscheinlich noch länger, als ein paar Tage.
Lauter und tiefer, als Conner wollte, atmete er durch.
Alice sah ihn darauf besorgt an. „Jetzt bist du aber derjenige, der sich den Kopf so sehr zerbricht, dass ich es beinahe rattern hören kann.“ Ihr schlechtes Gewissen, begann erneut an ihr zu nagen, weil sie wusste, dass Conner gerade wegen ihr so betrübt war. Für ihn bedeutete diese Nacht mit ihr, noch mehr, als für sie selber. Das konnte Alice in seinem Blick sehen und durch jede seiner Berührungen und Küsse spüren. Es war nicht fair, dass sie ihn so sehr quälte, ohne die Sicherheit, dass es jemals ein glückliches Ende nehmen wird. Warum konnte es nicht so weiter gehen, wie heute Morgen nach dem Aufwachen. Alice hasste die Realität und deren Folgen, die oftmals alles Schöne zunichte machte.
„Hey, lass es Conner. Bitte.“ Alice stand auf und setzte sich auf Conners Schoss.
„Lass uns die nächsten Tage nicht darüber nachdenken, was noch kommen wird. Klingt komisch aus meinem Mund, ich weiß.“ Alice musste über ihre eigenen Worte lachen. „Es fühlte sich so gut und befreiend an, mal nicht alles zu Tode zu denken und damit kaputt zu machen. Ich möchte das noch etwas länger genießen.“ Alice berührte Conners Lippen mit ihren. „Bitte Conner. Ich brauche deine Hilfe, damit mir das gelingt.“
Mehr als ein Nicken, brachte Conner nicht mehr zustande. Er war geschlagen und sein Kopf fühlt sich wie leergefegt an. Alice zu widerstehen, war eine aussichtlose Sache. Ihre Bitte klang dazu viel zu gut, um sie ihr auszuschlagen. Conner half Alice nur zu gerne dabei, dass sie nicht immer dachte und sich dadurch, in diesen negativen Strudel zog. Denn denken wurde in manchen Situationen deutlich überbewertet, wohingegen Küssen und andere schöne Dinge zu zweit, grundsätzlich viel zu wenig Aufmerksamkeit bekam.
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Irish Heart - Sprache des Herzens
RomanceDie unberührten Küsten, sanften grünen Hügel, der Himmel, der die Erde zu berühren scheint, lang vergessene Gerüche und das raue Meer, Irlands. Dies ist Alice Callahans Heimat. Ihre Wurzeln. All das, hatte sie, nach dem Tod ihrer Eltern verlassen...