Kapitel 98

5 1 0
                                    

Alice entschied sich, zuerst zum Haus zu gehen.
Aus Steinen, die dem des Hauses und der Mauer, ähnlich waren, wurden neue Pfeiler für das Dach gemacht. Davor war bloß die Haustür, mit einem einfachen Holzdach vor Regen geschützt. Dies sah jedoch aus, als würde es den nächsten Sturm, nicht mehr überleben.
Die gesamte vordere Breite, war nun überdacht und auf den Seiten, mit kleinen Steinmauern versehen. Alice setzte sich auf die hellblaue Bank, die links neben der Tür stand. Die hatte Alice auf dem Trödelmarkt entdeckt und musste sie einfach haben. Gut, waren sie an dem Tag mit dem Lieferwagen des Pubs unterwegs. Die Bank sah abgenutzt aus, was ihr den nötigen Charme gab und hatte in der Rücklehne ein hübsches Muster. Das Kissenpolster darauf, sah neu aus. Fragend sah Alice zu Conner, der sie musterte. „Nein, ich hab nicht selber genäht.“ Lachte er und setzte sich neben seine wunderschöne Frau. Diesen Gedanken hatte Conner schon oft. Für ihn war Alice schon lange mehr, als seine Freundin. Sie war die Frau an seiner Seite, deren Mann er eines Tages, ganz offiziell werden möchte. Innerlich schüttelte Conner den Kopf und nahm das Thema Kissen und Nähen wieder auf. „Deine Schwester hat da ein verborgenes Talent. Und Rose hat mir auch ein paar Dinge genäht, als wir dort waren.“ Bei Conners Worten, wurden Alice Augen wieder groß. „Wie lange weißt du schon, dass es so aussehen soll?“
„Genau so, wie es jetzt ist?“ Alice nickte. „Das hat sich so entwickelt. Mit der Arbeit und den Gesprächen mit alten Bekannten, die da eher Fachmänner für solche Dinge sind. Rose hat mir die Kissen für die Bank bei der Eiche gemacht. Von der wusste ich schon, dass du sie wolltest. Also hab ich mal gemessen und…“ Weiter kam Conner nicht, da Alice ihn mit einem Kuss zum Schweigen brachte.
„Ich finde es perfekt!“ Alice legte ihren Kopf auf Conners Schulter und genoss einfach seine Nähe. Es war, als würde sie hier auf ihrem Stück Eigentum, erst jetzt richtig ankommen. Gemeinsam mit Conner und ihrem fertigen Garten, der nun so viel mehr war. Eine Oase der Ruhe.
„Dabei hast du noch nicht einmal alles gesehen. Wahrscheinlich wirst du noch in einem Jahr, was Neues entdecken.“ Conner schüttelte über sich selber den Kopf. Seine Bekannten taten es ebenfalls, als er beinahe jeden Tag, mit einer neuen Idee daher kam. „Ein paar Kleinigkeiten, um sie selber zu gestalten, hab ich dir noch gelassen. Die kleinen Feinheiten, unter anderem hier auf der Veranda. Da hast du eher das Händchen dafür. Und auch sonst, wenn du irgendwas umstellen möchtest, mach es einfach. Es muss schlussendlich für dich stimmen.“
„Dafür, sollte ich mir vielleicht noch den Rest ansehen.“ Lächelte Alice zu Conner hoch und ließ dann ihren Blick schweifen. Links von ihr war deutlich zu sehen, was sie erwartete. Ihre Eiche, mit der Bank und wenn sie richtig sah. Hing an einem der dicken Äste, der zur anderen Seite ragte, eine Schaukel. „Hast du mir eine Schaukel dort hin gehängt?“ Alice biss sich auf die Lippe und bekam einen kindlichen Ausdruck in den Augen.
„Na los. Geh schon. Du hast noch alle Zeit der Welt, den Rest des Gartens zu entdecken. Er gehört dir ganz allein.“ Ein flüchtiger Kuss traf Conners Lippen und Alice hüpfte förmlich davon. Verlangsamte dann jedoch ihr Tempo wieder, um ihre Umgebung um den Steinweg, in sich auf zu saugen. Immer wieder entdeckte Alice irgendwas von ihren Deko Sachen, von denen sie nicht genug mitnehmen konnte. Sei es ein kleiner Troll, der zufrieden grinsend zwischen zwei Pflanzen lag und darauf wartete, dass die Sonne des Frühlings ihn wärmte. Oder eine der vielen steinernen Blumengefässe. Die einen Hoch, die anderen tief in ihrer Art und Form. Alles war mit viel Liebe und dem Auge fürs Detail, gestaltet worden.
Vor der Eiche, blieb Alice stehen. Die Bank war wunderschön und schmiegte sich, als wäre sie eins mit dem Stamm, an diesen. Auf der Sitzfläche, hatte es eine weiche Unterlage, in sanften lila Tönen. Darauf, waren violette Kissen verteilt. Langsam, beinahe ehrfürchtig, ging Alice näher. Um den Baum herum, während sie dabei über die harte, raue Rinde strich. Ihre Finger, glitten in einem Fluss, über das Holz der Bank, die aus einem alten Baum stammen musste. Auf der gegenüberliegenden Seite der Bank, ragte ein dicker Ast, weit hinaus. Alice sah dort sofort den idealen Platz, für eine Schaukel. Nun hing dort tatsächlich eine. Mit großzügiger Sitzfläche.
„Komm, ich werde dich anstoßen.“, raunte Conner, der auf einmal hinter Alice stand, ihr ins Ohr.
Ein freudiges Lachen entwich Alice, als sie das erste Mal durch die Lüfte schwang. Conner setzte sich auf die Bank und sah Alice dabei zu. Ihre Haare wehten im Wind der durch den Schwung aufkam. „Ich hab mir was überlegt.“
Alice sah lächelnd zu ihm. „Und was?“
„Dieses ganze Projekt, gestalte für deine Traumfrau eine kleine märchenhafte Oase.“ Conner machte eine Pause und schenkte genau dieser Frau ein liebevolles Lächeln, als sie leicht ungläubig und gerührt, zu ihm sah. „Es hat mich inspiriert, endlich auch aus dem ganzen Flecken Natur, um den Leuchtturm, etwas mehr raus zu holen. Zumindest einen Teil, umzugestalten. Mit einer Abgrenzung. Denn wer weiß, vielleicht…“ Conner biss sich auf die Lippe. Alice hatte die Schaukel zum stehen gebracht und musterte ihn. Wahrscheinlich wusste sie ganz genau, was er sagen wollte. „Ich weiß, meine Gedanken gehen zu weit in die Zukunft. Aber die möchte ich nun mal mit dir gemeinsam verbringen, weshalb mein Kopf zwischendurch fast platzt, durch all die Bilder und Möglichkeiten, wie es sein könnte.“ Conner ließ sich gegen Alice Sinken, die nun hinter ihm saß und ihre Arme um ihn geschlungen hatte.
„Erzähl weiter von deinen Gedanken, unserer gemeinsamen Zukunft. Ich hab das Gefühl, dass sie unglaublich schön sind.“ Alice legte ihre warmen Lippen an Conners Schläfe und schloss die Augen. Seit sich ihr Leben, vor zehn Jahren, vom einen Tag auf den anderen, schlagartig veränderte und Alice in ein tiefes Loch stürzte, machte sie sich nie mehr Gedanken über die Zukunft.
Als noch alles in Ordnung war, wusste Alice ganz genau, wie diese aussehen sollte. Das Bild ihrer Zukunft, war dem, was sie nun erlebte, gar nicht mal so unähnlich. Bloß ohne all die Baustellen und Mauern, die es noch zu überwinden galt. Nach dem Tod ihrer Eltern, wurde aus Leben, ein Überleben. Sie angelte sich von Tag zu Tag, froh darüber, einen weiteren von diesen überstanden zu haben. Was nicht besser wurde, nach der Heirat mit Brian. Im Gegenteil. In seinen Fängen, war der Blick in die Zukunft noch weiter in die Ferne gerückt, als davor schon. Alice einziges Ziel war es, Brian zu entkommen. Als sie dies geschafft hatte, fing die Suche nach ihr selber an. Der Weg, zurück zu finden, war das Ziel. Seit dies Alice, dank Conner, beinahe erreicht hatte, war ihr Blick nun wieder freier, in eine andere Zukunft zu schauen. Zumindest es zu wagen, darüber nach zu denken und einen klitzekleinen Augenblick davon zu träumen, wie es werden könnte, gemeinsam mit Conner.
Sein Blick, war da schon wesentlich weiter, musste Alice immer wieder feststellen. Genau wie in dem Moment. Es machte ihr nicht mehr solch große Angst. Alice mochte Conners Blick und seine Gedanken dazu.
„Na ja, wenn du das auch möchtest, fände ich es schön, wenn der Leuchtturm auch in Zukunft unser gemeinsames Zuhause ist. Weshalb ich möchte, dass wir ihn und dessen Umgebung, gemeinsam umgestalten. Du sollst dich genau so sehr wohl fühlen, wie ich dies tue. Ich möchte dein elfenhaftes Wesen, über all spüren, auch wenn du nicht da bist.“ Conner schloss kurz die Augen, als Alice ihren Griff um ihn verstärkte und aus der Berührung ihrer Lippen, Küsse werden ließ. Dies war schon mal ein gutes Zeichen. Sie blieb und flüchtete nicht aus der Situation, weil Alice überfordert war. „Ich kann dir zwar keine Schaukel an den Baum hängen, weil ich keinen habe. Aber dafür, was anderes, schönes in den Garten stellen, was du gerne haben möchtest.“
„Ich brauch doch keine Schaukel, um mich wohl zu fühlen. Und wenn, dann reicht mir eine Bank an Ketten, die sich leicht hin und her bewegt. Wie die, die Rose hat. Grundsätzlich brauche ich nichts anderes als dich, um mich wohl zu fühlen.“ Alice vergrub ihr Gesicht in Conners Haaren. „Aber weißt du was? Ich würde unglaublich gerne dein Zuhause, zu unserem gemeinsamen machen. Um…“ Tief atmete sie durch. Würden die Worte gleich wirklich ihren Mund verlassen? „Mit dir dort alt und grau zu werden.“ Ihre eigenen Worte, ließen Tränen in Alice Augen aufsteigen. Weshalb sie froh war, drehte sich Conner zu ihr um und schloss sie fest in seine Arme. „Ist dir bewusst, dass du gerade einen ziemlich weit entfernten Blick in deine Zukunft gewagt hast?“, flüsterte Conner in Alice Haare und bedeckte sie mit Küssen. Diese nickte nur. Es war ihr mehr als bewusst. Ihr Herz raste dabei, doch gleichzeitig breitete sich ein herrliches Gefühl in Alice aus. „Wir müssen nichts überstürzen. Immer schön einen Schritt nach dem anderen.“
Alice löste sich ein Stück weit aus Conners Armen und sah ihn an. „Ich hab das Gefühl, dass ich mir mit dir alles vorstellen kann. Selbst der Grund, weshalb du deinen Garten abtrennen möchtest.“ Sie sprach es nicht aus. Doch Alice wusste, dass es keinen perfekteren Familienmenschen gab als Conner. Dessen Stirn lehnte an ihrer. „Es klingt unglaublich schön, wenn du von unserer Zukunft sprichst.“ Alice spürte jeden Tag ganz deutlich, dass sich langsam aber sicher, Conners Wünsche und Träume, die er durch sie erst bewusst wahrnahm, immer mehr erfüllten. Als würde immer wieder ein neuer Stein von ihm fallen und sein Herz erleichtern. Alice fehlten die Worte, auf Conners Aussage. Stattdessen ließ sie ihre Finger in seinen Haaren verschwinden und küsste seine Stirn. Durch Conner lernte Alice, dass es nicht immer Worte brauchte um dem anderen seine Gefühle zu zeigen. Gesten konnten so viel mehr sagen, als Worte es jemals konnten.
„Möchtest du noch weiter deinen Garten entdecken? Oder soll ich dich erstmal hinter das Haus entführen. Bald wird es dämmrig und dann gibt es hier noch eine weitere Überraschung.“, fragte Conner, nach einer Weile, in die Stille.
„Ich möchte sehen, was du hinter dem Haus noch angestellt hast. Den Rest hier vorne, kann ich morgen weiter entdecken. Oder danach.“
Auf Alice Antwort, stand Conner auf und zog sie mit sich hoch.
Durch das Wohnzimmer, ging es hinten wieder nach draußen. Die Terrasse, hatte Alice bereits erneuert und vergrößert. „Diesen Boden, hast du übrigens super hinbekommen. So ganz alleine.“ Mit einem stolzen Lächeln, sah Alice zu Conner. „Und du hast sie noch weiter gezogen und überdacht. Das ist der Wahnsinn, Conner.“ Alice fiel ihm um den Hals.
„Ja, ich dachte es sei irgendwie sinnvoll, wenn man auch mal draußen sitzen möchte, wenn es regnet. Ich weiß, es ist vielleicht etwas sehr optimistisch, dass es bei Regen auch genügend warm sein wird. Aber die Idee gefiel mir einfach. Hilft auch gegen Sonne.“ Conner schloss die Augen und entließ ein Seufzen seinen Lippen, als Alice ihn in einen Kuss verwickelte. „Ich mache noch mehr solcher Dinge, wenn ich dann immer von Küssen überfallen werde.“ Grinste er in den Kuss. Ein Kniff in die Seite, ließ Conner zusammen zucken. „Die bekommst du auch sonst, du doofer Kerl.“ Lachte Alice und berührte erneut seinen Mund. Conner legte seine Arme um ihren Körper und ließ seine Hände in den Gesässtaschen verschwinden. So konnte er seine Liebste ganz nah bei sich behalten. Die Liebe für Alice, wurde immer dominanter und regierte, seit es ganz bewusst ein geben und nehmen war, beinahe mehrheitlich sein Tun und Handeln. Alice Nähe, ihre Lippen unter seinen und die zärtlichen Berührungen an seinem Rücken, fühlten sich so unglaublich gut an, dass Conner nicht mehr aus diesem Moment raus wollte. Stattdessen wäre er am liebsten darin versunken und untergegangen. Alice Hals mit sanften Küssen liebkosend, vergrub Conner darauf sein Gesicht in ihre Halsbeuge. Er spürte ihre Arme, die sich um seinen Hals legten und Alice Finger, die sich in seine Haare schlichen und dabei dieses unbeschreibliche Kribbeln auslösten. Die liebevollen Küsse, die sie bis zu seinem Ohr verteilte, ließen Conner genüsslich seufzen. „Sind wir heute wieder besonders liebesbedürftig?“ Ein liebevolles Lächeln, konnte Conner spüren. „Was hältst du davon, wenn wir heute hier bleiben. Es uns mit einer warmen Schokolade, kuschelig gemütlich vor dem Kamin machen und ganz viel ungeteilte Zweisamkeit genießen?“
Conner löste sein Gesicht aus Alice Nähe, damit er sie ansehen konnte. „Das ist die beste und romantischste Idee, die du haben konntest. Ich hab das Gefühl, dass ich heute ganz viel Alice für mich alleine brauche.“
„Die bekommst du, wenn ich mich noch etwas hier umsehen konnte.“ Conner nickte so heftig, dass es Alice ein herzhaftes Lachen entlockte.
„Wenn es dir nichts ausmacht, werde ich in der Zeit schon mal den Kamin aufheizten und mich um die warme Schokolade kümmern.“ Ein schlichter Kuss, war Alice Antwort, was Conner grinsen ließ. „Verlauf dich nicht, meine Schöne.“ Mit diesen Worten, ließ er sie alleine und ging ins Haus. Jedoch nicht ohne noch einmal einen Blick auf Alice zu werfen, als er drinnen war und sie sich weiter staunend umsah.

Irish Heart - Sprache des HerzensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt