Kapitel 23

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Dies war vor ein paar Tagen. Alice schlief immer noch viel, doch war sie nun auch schon viel häufiger wach. Mit jedem Tag der verging, ging es ihr besser. Sie wurde wieder kräftiger und sah besser aus. Immer noch, kam Conner jeden Tag vorbei, um nach Alice zusehen. Für die Schichten im Pub, wechselte er sich zwischendurch, mit Savannah ab. Wobei John und Sean, immer noch mehrheitlich, alles alleine stemmten.
Heute, war mal wieder sein Abend.
„Sag mal, hast du es nicht langsam satt, immer noch jeden Tag bei mir zu sitzen und mir zu zusehen, wie ich schlafe?“ Alice hatte Conner eine Zeit lang beobachtet, wie er im Sessel, der neben dem Kamin stand, saß und ein Buch las. Er trug eine bequeme Jogginghose und ein Sweatshirt und schien sich ganz wie zuhause zu fühlen. Auch wenn Alice es nicht verstand, wenn immer jemand hier saß, um auf sie zu achten, so freute es sie.
Lächelnd sah Conner auf, dabei schüttelte er den Kopf. „Du bist wach.“
„Ja, schon eine ganze Weile. Du warst nur zu sehr in dein Buch vertieft, um es zu bemerken.“ An Conners Gegenwart, hatte sich Alice schon mehr als nur gewöhnt. Vielleicht zu sehr. Das war ihr, im Moment, jedoch egal.
„Du hättest dich ja bemerkbar machen können.“ Conner stand auf und ging zu Alice ans Bett.
„Ach was, so ein bisschen der Stille und dem Rascheln deiner Buchseiten lauschen, ist auch ganz toll.“ Alice grinste Conner schelmisch an.
„Wie geht es dir?“ Conner mochte dieses Grinsen. Sehr sogar. Auch wenn es noch müde wirkte.
„Als wäre ich von einem Lastwagen überfahren worden. Mehrmals.“
Conner musste schmunzeln. „Das wird wahrscheinlich auch noch eine Weile so sein.“ Er sah Alice in die Augen, die wieder ihren goldenen Schimmer zurück bekommen hatten.
„Hmm.“ Alice hielt seinem Blick stand. Obschon sie sich beinahe, einmal mehr, darin verlor. Sah er sie schon immer so liebevoll an? „Ich ehm...so wie es aussieht, bin ich dir, ein weiteres Mal, etwas schuldig.“
Mehr als ein fragender Blick, kam nicht von Conner.
„Savannah hat mir erzählt, dass ich dank dir, so schnell wieder nachhause durfte.“
Conner verdrehte die Augen. „Deine Schwester, ist eine echte Plappertante. Sie sollte es doch nicht an die große Glocke hängen.“
„Hat sie auch nicht. Ich habe ihr bloß dafür gedankt und darauf hat sie nur erwidert, dass der Dank dir gelte.“ Nahm Alice ihre Schwester in Schutz. „Danke!“ Alice umfasste Conners Hand, mit ihren zierlichen Fingern und sah ihm dabei fest in die Augen.
Blitze zuckten und das die Luft nicht zu brennen begann, war ein Wunder. Conners Augen, waren heute so hell wie der Himmel und wirkten ebenso endlos weit. „Hat dir schon jemand gesagt, dass du unglaublich schöne Augen hast? Wahrscheinlich duzende von Frauen.“ Alice schüttelte den Kopf.
„Was?“ Conner konnte nicht wirklich glauben, was er da gehört hatte. Dann grinste er jedoch schief. „Flirten sie etwa mit mir, Miss Callahan?“
„Würde ich nie tun.“ Alice konnte sich noch immer nicht von Conners Augen losreißen, die nun einen eigenartigen Glanz bekommen hatten.
„Also kann man dich doch zähmen? Gut zu wissen.“ Conners Blick war nicht arrogant und überheblich, sondern liebevoll.
„Werde nicht frech, McCallum. Wenn ich erst wieder gesund bin dann...“ Ein Hustenanfall, unterbrach Alice.
Conners Stirn krauste sich und sogleich, waren seine Augen wieder voller Sorge.
Ermüdet, ließ sich Alice zurück in die Kissen sinken. „Schau mich bitte nicht so an, Conner. Es geht mir gut.“ Alice drückte leicht Conners Hand, welche sie immer noch mit ihrer umfasst hielt. Conner nickte leicht. Doch seine Augen, sagten etwas anderes. Waren diese Sorgen, wirklich alle nur wegen ihr?
„Conner“, flüsterte Alice, nachdem sie etwas getrunken hatte, um den Reiz in ihrem Hals zu lindern.
„Was?“ Conner, der das Glas beiseite stellte, wandte sich wieder Alice zu.
„Gehst du heute noch nachhause?“
Conner schüttelte den Kopf. „Sonst bist du ja ganz alleine. Da die anderen alle im Pub sind. Und wer soll dir dann das Wasser reichen, wenn du wieder eine trockenen Hals vom Husten bekommst?“
Alice seufzte. Wann wurde aus Conner, der in ihren Augen nur das Eine von ihr wollte, zu diesem fürsorglichen, besorgten Mann, der ihr jeden Wunsch von Lippen ablesen würde? War er wohlmöglich schon immer so, nur hatte Alice es nicht sehen wollen? „Dann bleibst du heute Nacht hier?“
Conner hatte das Gefühl, Erleichterung darin zuhören. „Ja, Kleines.“ Sanft strich er ihr ein paar feuchte Haarsträhnen aus dem Gesicht. Es war wieder blasser als zuvor, da der Husten, Alice immer noch sehr mitnahm.
Immer wenn Conner dies tat, schloss Alice die Augen, um diese scheinbar unbedeutende, kleine Geste, in sich aufzunehmen und tief in ihrem Innern fest zumachen. Für die Zeiten, in denen dies niemand mehr tat. Die würden kommen, davon war Alice überzeugt. Wieder rumorte es unaufhaltsam in ihrem Kopf. Immer die Selbe Frage, schwirrte seit ein paar Tagen, durch Alice Gehirnwindungen und ließ ihr keine Ruhe. 'Was passiert, wenn ich wieder gesund bin, mit Conner und mir?'.
„Was ist, hmm?“ Conner hatte Alice beobachtet und gesehen, dass sie etwas beschäftigte.
„Ach nichts.“ Alice schüttelte leicht den Kopf. „Kannst du...ich meine...ich...würdest du...“ Verlegen und nervös, nestelte Alice an der Bettdecke herum. Gleichzeitig, sah sie auf die Bettseite neben sich und dann fragend zu Conner.
„Rutsch schon rüber, Callahan.“ Das er das einmal noch erleben durfte, dass Alice, ihm gegenüber, verlegen wurde. Schmunzelnd, streifte sich Conner die Hausschuhe aus und schlüpfte zu Alice unter die Decke, welche sie schon für ihn zurück geschlagen hatte und lehnte sich an die Wand. „Brauchen wir heute ein paar Kuscheleinheiten?“ Alice nickte. „Na dann, komm her, du Kuschelmonster.“ Seufzend, kuschelte sich Alice an Conners Brust.
„Bist du müde?“ Ein schwaches Nicken kam von Alice. Worauf Conner anfing, ihr sanft über den Rücken zu streichen und leise eine sanfte Melodie summte.

'Lay down your Head
And I'll sing you a Lullaby.
Back to the year, of loo-li lai-lay
And I'll sing you to sleep
And I'll sing you to morrow.
Bless you with love, for the road that you go
May you sail fair to the far field of fortune
With the diamonds and pearls, at your head and your feet
And may you need never to banish misfortune.
May you find kindness, in all that you meet'

Alice seufzte leise und drückte sich fester an Conner. Dabei kämpfte sie damit, nicht in Tränen auszubrechen. Denn dieses Lied, welches Conner ihr hier gerade leise vor sang, hatte ihr auch ihre Mutter immer gesungen, wenn sie nicht schlafen konnte. Alice nannte es immer, 'ihr Elfenlied'.

'May there always be angels, to watch over you
To guide you each step of the way
To guard you and keep you safe from all harm
Loo-li, loo-li, lai-lay'

Eine sanfte Stimme und eine bekannte Melodie, machten Savannah, John und Sean neugierig, als sie nachhause kamen. Sie folgten ihr, die Treppe hoch.
Lautlos, öffnete Savannah die Tür zu Alice Zimmer etwas mehr und hatte sogleich Tränen in den Augen.
„Was hast du mit den beiden angestellt?“, flüsterte John.
Savannah zuckte nur mit den Schultern. Sie war wie verzaubert, von dem Bild. Sanft wiegte sich Conner, mit Alice im Arm, die sich fest an seine Brust gekuschelt hatte und sang leise ihr Lieblingslied. Dabei hatte er die Augen geschlossen, lehnte seine Wange an Alice Kopf und strich ihr, im fließenden Takt des Liedes, über den Rücken.
„Da spricht die Liebe.“ Sean antwortete an Stelle seiner Frau und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Verwundert sah John ihn daraufhin an.
„Schmeiß deine Zweifel über Bord, John.“ Savannah konnte Johns Blick nicht einordnen.
„Ich hatte nie welche, da ich Conner besser kenne, als er sich wahrscheinlich selber. Er ist perfekt, für unsere kleine Schwester.“
Savannah lächelte, als sie seinen liebevoll, mit Tränen erfüllten Blick sah. Dann nahm sie ihre beiden Männer an der Hand und schlich leise ins Zimmer.

'May you bring love and may you bring happiness
Be loved in retourn, till the end of your days'

John kletterte vorsichtig zu Alice und Conner aufs Bett und kuschelte sich an die beiden. Dabei gab er Alice einen Kuss aufs Haar.
Savannah kniete sich, mit Sean, neben das Bett und nahm Alice Hand in ihre. Dann stimmten alle drei, zu Conner hinzu, in Alice Schlaflied, mit ein.

'Now, fall off to sleep
I'm not meaning to keep you
I'll just sot for a while, and sing
Loo-li, lai-lay'

Dieses Lied brachte so viele Erinnerungen mit sich. Es nun wieder einmal zuhören, erfüllte Alice mit so vielen Gefühlen und Emotionen. Als sich die Stimmen ihrer Geschwister und Sean, zu der wundervollen, tiefen und sanften Stimme, von Conner hinzufügten und zu einer harmonischen Einheit wurden, war es um Alice geschehen. Die Tränen stürzten nun wie Bäche aus ihren Augen und ließen ihren ganzen Körper zittern. Dabei klammerte sie sich förmlich an Conner. Dieser zog Alice noch fester an sich, um sie vor dem Sturm der Gefühle zu schützen. Wenn es auch ein wunderschöner und ergreifender Moment war.
Conner öffnete, während er ruhig weiter sang, die Augen, die mit Tränen gefüllt waren und sah in ebenfalls weinende Augen.

'May there always be angels, to watch over you
To giude you each step of the way
To guard you and keep you, safe from all harm
Loo-li, loo-li, lai-lay
Loo-li, loo-li, lai-lay'

Als das Lied sachte, wie es Conner begonnen hatte, mit Savannahs lieblicher Stimme verklang, sprach keiner ein Wort.
Alice atmete tief und zitternd durch. Sie war zuhause angekommen. In dem Moment, als sie ihre Familie um sich hatte, die ihr, ihr 'Elfenlied' sang, spürte sie es ganz genau und bis tief in ihr Herz. Dabei schien sich dort etwas zu lösen und weniger fest zu schmerzen.

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