Kapitel 15

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Conners Atem ging schnell und unregelmäßig. Das Blut pulsierte in seinem Kopf und noch mehr zwischen seinen Lenden. Dem Drang, seinen Schädel mit voller Wucht gegen die Hausmauer zuschlagen, widerstand er gerade noch so. Es hätte, außer diesen zu spalten, auch nichts geändert und die Situation nicht rückgängig gemacht. „Du bist so ein verdammter Idiot, McCallum.“, schrie er sich selber an und schlug mit der geballten Faust, gegen die Wand. So viel zur erfolgreichen Umsetzung, von Marvs Ratschlägen. Jetzt konnte er sich alles abschminken, was Alice anging. Nur weil - Ja warum nur, war es soweit gekommen? War er wirklich so Schwanzgesteuert? Oder lag es ganz allein daran, dass in Conner alles Achterbahn fuhr, seit er Alice das erste Mal im Pub begegnet war? Und heute, stand sie einfach so, plötzlich wieder da. Ohne Vorwarnung, sah sie ihn mit ihren tiefen, unergründlichen und irgendwie traurigen Augen an. Die kurze Berührung ihrer Hände, stellte Conners Gefühlswelt buchstäblich auf den Kopf. Ihr Lachen, als sie mit John tanzte und er sie durch den Pub wirbelte, erfüllte sein Herz. Es schallte noch immer in seinen Ohren wider.
Als er Alice vorhin, hier so stehen sah, mit Einfluss von etwas Alkohol und etwas zu viel Adrenalin, welches bei diesen Tanzabenden immer zuhauf durch Conners Körper strömte, da brannten einfach alle Sicherungen in seinem Hirn durch. Es war keine Entschuldigung, aber die einzige Erklärung, die Conner für sein Verhalten hatte. Zu ihrem unglaublich hinreißenden Aussehen, kam Alice taffe Persönlichkeit. Sie bot ihm die Stirn, wie es noch nie eine Frau getan hat, was sie noch unwiderstehlicher machte. Eine Frau die nicht zum erliegen kam, wenn sie ihn sah. Sondern die man erobern musste. Auch wenn es jetzt aussichtlos sein würde, war Alice jeden weiteren Kampf wert. ˋAch zum Teufel mit den Frauen. Tun alle immer so, als wären sie die Unschuld vom Lande und wissen dabei mehr als nur zu gut, wie sie einen Mann um den Verstand bringen können.ˋ Conner schnaubte verächtlich und machte sich endlich auf den Weg, das Bier auszuwechseln. Es war ein Wunder, suchte noch niemand nach ihm.
Keiner schien jedoch groß Notiz von ihm zunehmen, als wieder rein kam. Alice war ebenfalls noch nicht wieder aufgetaucht, stellte Conner fest, als er sich um sah. Sein Glück. So konnte er, ohne Hormonschübe das Bier auswechseln und fachgerecht wieder am Zapfhahn anschließen.
„Hey, wo warst du denn so lange? Ich dachte schon, du seist im Keller verschollen.“ Conner schnellte erschrocken hoch und erwischte, mit seinem Kopf die Ablage unter dem Tresen der Bar. „Ah verdammte Scheisse.“, fluchte er. 'Geschieht dir recht. Das war für den Scheiss, den du zuvor hinter dem Pub, geboten hast.' Conner rieb sich den Kopf, als er aufgestanden war und nun vor Savannah stand.
„Und?“ Savannahs Blick, verlangte die Wahrheit und keine Ausflüchte.
„Ich habe nur kurz mit Alice gesprochen, die hinter dem Pub Pause machte.“ Die Wahrheit, konnte man auch ein bisschen verschleiern, wenn es nötig war.
„Ach was. Und wo ist sie?“ Savannah erstaunte es, da Alice Conner den ganzen Abend lang gemieden hatte wie die Pest. Es freute sie jedoch zu hören, dass sie sich scheinbar doch noch annäherten. Alles andere würde auch zu einer komplizierten Situation führen. Nicht nur, weil Conner ein fester Bestandteil des Pubs war. Sondern auch, weil er sozusagen zu einem weiteren Familienmitglied geworden war.
„Woher soll ich das wissen. Bin ich ihr Wachhund? Wahrscheinlich dort, wo man Frauen immer findet, wenn sie gerade unauffindbar sind.“ Conners pulsierendes Blut, hatte sich noch nicht wieder vollständig beruhigt, weshalb seine Antwort auch etwas genervter als gewollt, ausfiel.
Savannah musterte Conner. Er sah verwirrt aus und stand sichtlich neben der Spur. Weshalb sie es dabei beließ.
Conner war Savannah dankbar dafür, dass sie nicht weiter nachfragte. Ihr durchbohrender Blick, war ihm nicht entgangen und er machte sich innerlich bereits auf eine Konfrontation gefasst.

Alice war förmlich durch die Küche in Richtung Toilette gestürzt, nachdem sie Conner hinter dem Pub stehen gelassen hatte. Dort angekommen, lehnte sie sich erst einmal gegen die Tür und war froh, hier niemanden anzutreffen.
ˋWas um alles in der Welt, ist in dich gefahren? Hast du denn völlig den Verstand verloren?ˋ, herrschte sie sich an. Hatte sie sich nicht von Männern, insbesondere von solchen wie Conner, fern halten wollen? Nie mehr den selben Fehler noch einmal begehen. War das nicht ihr fester Entschluss gewesen? ˋIn Gegenwart von Männern, kannst du nun mal nicht leben wie eine Nonne im Klosterˋ, stichelte ihre innere Göttin.
Warum hatte sie dann zugelassen, dass es zu alle dem kam? Conner zurück zu küssen, statt ihn einfach stehen zu lassen, war die dümmste Entscheidung überhaupt. Es war doch sonst auch nicht ihre Art, sich auf das Niveau solcher Typen, hinunter zu lassen. Damit hatte er nun auch von ihr seine Bestätigung, dass er auf Frauen unwiderstehlich wirkte und sich ihm niemand entziehen konnte. Conner  würde es bestimmt bereits genießen und brühwarm jedem im Pub unter die Nase reiben. Dieser Mann trieb sie schon jetzt in den Wahnsinn. Obwohl sie ihn nicht kannte und sie beide erst das zweite Mal richtig aufeinander trafen. Das heute, hatte es jedoch in sich.
'Ist es wirklich nur Conner, der dich wahnsinnig macht oder vielleicht viel mehr die Tatsache, was er bei dir auslöst?' Alice schnaubte und versuchte die Stimme in ihrem Kopf zu ignorieren. Ohne grossen Erfolg. Denn sie war viel zu laut.
Conner löste etwas in ihr aus, was Alice nicht wollte. Ein einziger Gedanke reichte aus, um ihren Körper und ihre Emotionen ins Chaos zu stürzen. Es war, als habe er allein durch seinen Blick, in ihre verkümmerte Seele geblickt und dort etwas aufgeweckt, was sie vergraben und zu geschüttet hatte. Conner hatte, ohne es zu wissen und groß etwas getan zu haben, einen klitzekleinen Stein aus ihrer Schutzmauer gelöst und sie damit undicht gemacht. Wäre das nicht genug, hatte er die stille Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit aufgeweckt. Sie schlummerte schon viel zu lange in Alice Herzen, ohne jemals gestillt geworden zu sein. Sie spürte, wie sich ihr ganzer Körper gegen diese Veränderung wehrte. Im Moment erfolgreich. Doch wie lange noch? Alice musste sich von nun an, besser unter Kontrolle haben. Die Schwäche, die sie eben gezeigt hatte, durfte nicht noch einmal von ihr Besitz ergreifen. Niemals. Alice wollte diese Gefühle nicht. Nie mehr.

Ihr Herz, schlug immer noch wie wild, als sie in den Spiegel und in ihr gerötetes Gesicht sah. Als wäre dies nicht genug, war ihr Blick von einem verklärten Schleier überzogen und ihre Lippen pulsierten immer noch von dem Kuss. So konnte sie sich unmöglich draußen zeigen. Savannah würde es sofort auffallen und sie einem Verhör unterziehen. Ihr größtes Problem jedoch, war Conner. Der bloße Gedanke an ihn, ließ ihr inneres beben und brachte das Blut erneut zum glühen. Wie sollte sie ihm so, bloß erneut unter die Augen treten? Am besten würde Alice einfach hier bleiben, bis der ganze Spuk, zu ende war. Sie könnte auch einfach gehen. Nein, dies war keine optionale Lösung. John und Savannah, wären mehr als nur enttäuscht und würden sich dazu auch noch Sorgen machen.
Alice seufzte. Es brachte also nichts und vor einem erneuten Zusammentreffen mit Conner, führte kein Weg vorbei. Alice spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht und sah erneut in den Spiegel. Na ja, nicht wirklich viel besser, aber es musste reichen.
Auf direktem Weg, ging Alice hinter die Bar, um sich etwas nützlich zu machen. Ablenkung war immer noch am wirkungsvollsten, gegen Verwirrung. Erneut in ihren Gedanken versunken, bemerkte Alice zu spät, dass auch Conner hinter der Bar stand, zusammen mit Savannah. Blieb ihr denn heute gar nichts erspart?

„Da bist du ja endlich. Dachte schon, du seist ebenfalls verschollen.“ Alice Blick war fragend und ging zwischen Savannah und Conner hin und her. „Weil doch Conner ebenfalls weg war. Doch wie es scheint, habt ihr euch einfach verquatscht. Kann ja mal vor kommen.“ Savannah lächelte Alice freudig an.
„Scheint so, ja. Tut mir leid. Jetzt bin ich ja wieder da. Und stehe voll und ganz zu eurer Verfügung.“ Als ob sie heute jemals wieder ganz und gar irgendwo sein konnte, als draußen hinter dem Pub. Aber das, brauchte Savannah nicht zu wissen. Geschweige denn Conner. Diese Genugtuung, würde sie ihm nicht geben. Denn kaum stand sie diesem erneut gegenüber und vernahm seinen männlichen Duft, spürte Alice wieder, wie sie ihre Lippen auf die Seinen legten und gleich darauf seine starken Arme, die sich um ihren Körper schlangen, um sie fest zuhalten. All die Jahre, hatte Alice genau dieses Gefühl von Geborgenheit vermisst.
„Das ist doch nicht weiter schlimm. Ich finde es schön, wenn ihr euch anfreundet. Aber jetzt, müsst ihr mich entschuldigen. Mein Mann wartet auf den Tanz, den ich ihm versprochen habe.“ Savannah zwinkerte den beiden zu und war auch schon verschwunden.
Alice konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als sie ihr hinter her sah, wie sie wie ein aufgeregter Teenager zu Sean lief und sich in seine Arme schmiegte. Dieser bewegte sie beide, gleich darauf zum Takt der Musik.
„Da könnte man doch glatt neidisch werden.“, raunte Conner neben ihr, wohl eher zu sich selber, als zu ihr und wollte an Alice vorbei.
Diese hielt ihn jedoch am Arm zurück. Dabei spürte sie, wie sich seine Muskeln darin anspannten. „Verquatscht also, hmm?“
„Sollte ich Savannah etwa die Wahrheit sagen?“ Conner zog eine Augenbraue in die Stirn und sah Alice herausfordernd an.
„Das du dich an mich ran gemacht hast? Wäre wahrscheinlich nicht sehr gut bei ihr angekommen.“ Alice Blick, war ebenso herausfordernd. Was Conner konnte, das konnte sie schon lange.
„Ich? Ja, schon klar. Jetzt bin ich wieder der Böse. Ist ja auch einfacher, alles dem 'Bad Guy' in die Schuhe zu schieben, als dazu zu stehen, dass DU es warst, die mich zurück geküsst hat.“, knurrte Conner. Frauen waren doch alle gleich. Legten alles zu ihren Vorteilen aus.
„Als ob du es nicht darauf angelegt hättest. Halt einfach den Mund, McCallum. UND - Komme nicht noch einmal nur auf die Idee, mich irgendwie zu berühren, wenn es sich vermeiden lässt.“ Alice kniff die Augen zusammen und funkelte Conner böse an. „Schau mich nicht mit diesem unschuldigen und fragenden Blick an. Du weißt genau was ich dir damit klar machen wollte. Und wenn ich dich wäre, würde ich mich daran halten. Sonst kann es ganz schön ungemütlich werden.“ Wut und Kälte, war das Einzige, was im Moment half, um gegen all diese Empfindungen an zu kommen.
„Bist du fertig mit deinen Drohungen?“ Das Blau von Conners Augen, wurde eisig. Er entwand sich aus Alice Griff und ließ sie genau so stehen, wie sie ihn zuvor hinter dem Pub stehen ließ.

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