Das Meer war ruhig und die Luft nicht zu kalt. Dennoch wurden Conner und Alice mit Schwimmwesten und Decken ausgestattet. Zuerst wurde eine größere Runde, außerhalb der Bucht gedreht. Alice sah mit erkundenden Augen um sich. Fast so, als würde sie alles in sich aufsaugen. Kurz vor den Skellig Islands, wendete das Boot und fuhr zurück Richtung Bucht. Jetzt wurde Alice Hibbelig. Sie rutschte auf ihrem Sitz herum und sah gespannt übers Wasser. Bis das Boot auf einmal stoppte. Fragend sah sie zu Don, dem Bootsmann und ein alter Freund von Conner. „Wir warten hier mal darauf, ob Fungie kommt. Es ist immer eine kleine Lotterie, ob er sich blicken lässt. Bei schönem Wetter jedoch, beinahe immer der Fall.“
Alice sah zu Conner, der sie aufmunternd anlächelte. Er war fleißig daran, Fotos von diesem Ausflug zu machen.
„Halt mal deine Hand ins Wasser, Alice. Vielleicht, kannst du ihn so anlocken.“ Versuchte Don von Alice aufkommender Enttäuschung abzulenken. Sie tat, wie er ihr sagte. Legte sachte ihre Hand auf die Wasseroberfläche und ließ sie einen Moment dort ruhen. Bis sie ihre Finger ins Wasser abtauchte und leicht hin und her wedelte. Ihr Blick, wanderte zu Conner, der die Kamera bereits im Anschlag hatte und dann wieder zum Wasser. Es schien eine halbe Ewigkeit vergangen zu sein, bis sich was tat. Kaum sichtbar, bewegte sich das Wasser, auf dem Alice Hand wieder ruhte. Und plötzlich, stieß etwas dagegen. Erschrocken, zuckte sie zusammen und Alice zog die Hand weg. Doch gleich darauf, sahen sie zwei liebevolle Augen an.
Alice hatte das Gefühl, der Delphin könne ihr bis in ihre Seele schauen. Langsam, streckte sie die Hand wieder Richtung Wasser aus. Beinahe gleichzeitig und genau so zögerlich, so hatte man das Gefühl, näherte sich Fungi, Alice Hand. Nur um sie im selben Augenblick, auch schon wieder zu berühren. Es fühlte sich an, wie ein Streicheln und als wolle Fungi ihr sagen, dass alles wieder gut wird. In Alice Augen, traten Tränen. Doch auf ihrem Gesicht lag ein Strahlen.
Conners Herz wurde durch diesen Anblick, dieser zwei wundervollen und außergewöhnlichen Geschöpfe, erwärmt. Alice Gesichtsausdruck sagte ihm, dass er genau die richtige Idee hatte. Scheinbar eine Ewigkeit, dauerte dieser Augenblick zwischen Alice und Fungi, in dem es schien, als würden sie sich, still und leise, ihre Lebensgeschichte erzählen. War Alice jemals so entspannt und ruhig, wie gerade in dem Moment? Es war ein unglaublicher Anblick und die Zeit schien still zu stehen. Als die ersten Fotos geschossen waren, strich Conner Alice übers Haar, küsste ihre Schläfe und lehnte dann seine Stirn dagegen.
„Danke.“, flüsterte Alice. Dann konnte auch Conner, sich Fungi annähern. Bevor dieser dann abtauchte, davon schwamm und dann plötzlich, wie ein Blitz, aus dem Wasser sprang. Alice lachte auf.
„Er will spielen. Das tun, was er immer tut, wenn Boote unterwegs sind. Mit den Jahren, hatte sich das so entwickelt.“, erzählte Don. „Fungi scheint ganz genau zu wissen, was die Leute sehen wollen, ohne dass man ihm dies jemals beigebracht hat. Es ist allgemein bekannt, dass Delphine, sehr intelligente Tiere sind.“
Don drehte noch ein paar Runden in der Bucht, was Fungi offensichtlich viel Spaß machte. Er jagte dem Boot voraus oder hinterher. Tauchte ab, so dass man das Gefühl hatte, er wäre verschwunden. Nur um im selben Moment wieder aus dem Wasser zu schießen. Auch Alice hatte ihren Spaß. Als Don dann jedoch das Boot, unweit vom Hafen, wieder stoppte, wurde ihr Blick dann doch etwas traurig.
„Wir werden wieder kommen, Prinzessin.“ Conner gab Alice einen Kuss auf die Wange.
Alice nickte nur und legte wieder ihre Hand auf die Wasseroberfläche. Fungi war sofort zur Stelle und schmiegte seine Schnauze und seinen Kopf daran. Als Alice anfing, ihn am Kopf zu kraulen, drehte sich Fungi auf den Rücken.
„Er will weiter gekrault werden“, sagte Don darauf, der das Ganze bewundernd beobachtete.
Alice lachte auf, als Fungi irgendwelche quietschenden Geräusche von sich gab, als sie ihm den Bauch kraulte und darüber strich.
„Das ist ziemlich erstaunlich und außergewöhnlich.“ Conner sah Don fragend an. „Er lässt sonst nur uns, die er tagtäglich sieht, so an sich heran. Noch nie habe ich erlebt, dass er jemand fremden, so nah an sich gelassen hat.“
Fungi tauchte wieder ab und gleich darauf, mit diesem typischen Delphin Geräusch erneut auf. Es klang, als würde er ebenfalls lachen. Er wippte im Wasser auf und ab. „Er will sich verabschieden.“
„Und was will er, dass ich tue?“ Wollte Alice wissen, ohne Fungi aus den Augen zu lassen.
„Ich halte dich fest, während du dich etwas über den Bootsrand lehnen kannst. Alles weitere, wirst du schon sehen.“ Zwinkerte Don. Er gab Conner ein Zeichen, dass er die Kamera bereit halten sollte. Dann hielt er Alice an der Weste fest, während sie sich, zögerlich nach vorne, über den Rand lehnte. Conner hatte vollstes Vertrauen in Don und ließ ihn machen. Er kannte ihn ja auch schon ewig. Keinem anderen, würde er Alice, da draußen anvertrauen.
Fungi beobachtete das Treiben ganz aufgeregt und immer wieder im Wasser wippend. Als Alice dann nah genug am Wasser war, schwamm er ihr entgegen, tauchte noch einmal ab und drückte Alice, beim Auftauchen, einen nassen Delphin Schmatzer auf die Wange.
Das Lachen, welches darauf aus dem tiefsten ihres Herzens kam, jagte eine angenehme Gänsehaut über Conners Haut. „Kann ich auch?“
„Natürlich. Schau, er wartet schon darauf.“ Grinste Don. „Hey Junge, sei ein Gentleman und komm der Lady etwas entgegen.“ Als würde Fungi ihn tatsächlich verstehen, kam er näher und streckte sich Alice entgegen. Bis sie ihm ebenfalls einen Schmatzer, auf seinen nassen Kopf geben konnte.
Zufrieden quietschte Fungi etwas vor sich hin. Schlug ein paar Mal mit seiner Flosse auf das Wasser und verschwand, wie er gekommen war. Lautlos und beinahe unbemerkt.
Alice strahlte übers ganze Gesicht, als sie den Weg Richtung Hafen ansteuerten. Ihren Blick, konnte sie dabei nicht vom Wasser wenden, wo Fungie verschwunden war.
„Danke. Das war unglaublich.“ Umarmte Alice Don, als den Hafen erreicht und wieder feste Boden unter den Füssen hatten.
„Immer wieder gerne.“ Darauf Don. Von Conner, verabschiedete er sich mit einem Handschlag.
„Das war soooo toll!“ Zappelte Alice aufgeregt vor Conner herum, als sie sich etwas vom Hafen entfernt hatten.
„Es freut mich, dass ich dir damit eine kleine Freude machen konnte.“ Allein Alice so glücklich zu sehen, machte diesen Ausflug mehr als lohnenswert.
„Klein? Das war wie Weihnachten und Geburtstag zusammen.“ Alice konnte es nicht verhindern, dass Tränen ihre Augen verließen. Die ganzen positiven Emotionen, brachen gerade aus ihr heraus und Alice war machtlos dagegen. Es war zu lange her, dass ihr jemand eine Freude machte, einfach weil diese Person sie mochte. Conner zog Alice in seine Arme und drückte sie fest an sich. Worte waren in dem Moment, mehr als überflüssig.Als Conner und Alice zuhause ankamen, brachte Rose gerade den Müll raus. Alice strahlte immer noch übers ganze Gesicht und war einfach nur überglücklich.
„Na ihr Zwei, hattet ihr einen schönen Tag?“
Conner lächelte nur und nickte. Er wusste ganz genau, dass Alice sich nicht mehr halten konnte, sobald sie nach ihrem Tag gefragt wurde.
„Wir waren bei Fungi. Und es war unglaublich.“ Vor lauter Freude, fiel Alice auch Rose um den Hals.
„Warum gehst du nicht mit Rose mit und erzählst ihr davon und ich bereite schon mal das Essen vor.“ Conner sah Alice fragend an. Sie nickte eifrig und gab ihm einen Kuss. Rose zwinkerte ihm nur verführerisch zu, bevor sie sich bei Alice unter hackte und mit sich ins Haus nahm.
Was Alice nämlich nicht wusste war, dass Conner noch eine weitere Überraschung für seine Prinzessin hatte. Er wollte diesen, ihren letzten Abend, gebührend ausklingen lassen. Also stand er kurze Zeit später, summend in der Küche und kochte. Nebenbei, deckte er den Tisch mit Kerzen und dem ganzen Schnick Schnack. Er war nun mal ein echter Romantiker. Alice brauchte Romantik. Also würde sie diese bekommen. So oft sie wollte.
Wie aufs Stichwort, hörte Conner, dass sich die Tür öffnete.
„Conner. Ich bin wieder zuhause.“ Erklang auch sogleich, Alice liebliche Stimme. Eine wohlige Wärme breitete sich aus, als er das Wort ´Zuhause´ hörte.
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Irish Heart - Sprache des Herzens
RomanceDie unberührten Küsten, sanften grünen Hügel, der Himmel, der die Erde zu berühren scheint, lang vergessene Gerüche und das raue Meer, Irlands. Dies ist Alice Callahans Heimat. Ihre Wurzeln. All das, hatte sie, nach dem Tod ihrer Eltern verlassen...