Kapitel 142

3 0 0
                                    

Fast vier Monate in Dingle, waren für Conners Gefühl genug. Er hatte sich wieder soweit gefangen, dass fester Boden unter seinen Füssen war und Conner sagen konnte, es gehe ihm gut. Rose und die Therapiestunden, waren ihm dabei ein große Hilfe. Alleine, das wusste Conner, wäre er nicht aus diesem Teufelskreis gekommen.
Er verspürte das erste Mal wieder Sehnsucht nach seinem Zuhause. Spürte es jeden Tag etwas mehr. Weshalb sich Conner dafür entschied, seine Sachen zu packen und nachhause zu fahren.
„Pass auf dich auf, mein Junge. Und wenn was ist, hier ist immer ein Platz für dich, mit einem offenen Ohr. Auch für Alice, wenn sie jemanden braucht, der neutral sein kann.“ Rose schloss Conner in ihre Arme. Es würde komische werden, nach dieser langen und auch intensiven Zeit, wieder allein zu sein. Sie konnte Conner jedoch verstehen. Es wurde Zeit, wieder in sein alltägliches Leben zurück zu kehren.
„Das werde. Danke Granny. Für alles.“ Conner erwiderte die Umarmung und drückte Rose einen Kuss auf die Wange. Stieg dann in seinen Wagen und fuhr Richtung Heimat.
Ballyconneely begrüßte ihn liebevoll vertraut. Alles war wie immer. Jetzt erst, verstand Conner so richtig, weshalb es für Alice ein so gutes Gefühl war, dass sich hier kaum bis nichts verändert hatte, in den letzten Jahren. Man wusste, was einen erwartete. Conner fuhr die Strecke in zwei Etappen und kam, wie beim ersten Mal, am Morgen an, als das Dorf erst am erwachen war. Ein Lächeln legte sich auf Conners Gesicht. Trotz des guten Gefühls, wieder hier zu sein, beschlich ihn etwas, was er nicht beschreiben konnte. Nach der langen Zeit, fühlte es sich dann doch ein bisschen fremd an, den Wagen beim Leuchtturm zu parkieren.
Er war so weiß wie eh und je. Hätte Geschichten zu erzählen, mit denen kein Mensch mit halten könnte. Die von Conner kam in den letzten Jahren auch mit dazu. Ebenso so die süße Liebesgeschichte zwischen ihm und Alice.
Wie es ihr wohl ging? Sehnsucht verspürte Conner nicht nur im Zusammenhang mit seinem Zuhause, sondern auch mit Alice. Es dauerte seine Zeit, bis er dies wieder spürte. Genau wie andere Dinge. Jetzt wäre er wieder bereit für seine Prinzessin. Um Alice zur Seite zu stehen und mit ihr den neuen, aber gemeinsamen Weg zu gehen. Er hatte sich und seine gewohnte Stärke wieder gefunden und somit wäre er nun auch Alice wieder eine bessere Hilfe. In der Therapie hatte Conner offen über seine Ängste gesprochen, die sich auf die Zeit bezogen, wenn Alice wieder nachhause kam. Zeit, Geduld und Ehrlichkeit was seine Person anging, seien ab diesem Zeitpunkt, die wichtigsten drei Elemente. Conner hatte sich damit auseinandergesetzt, dass es nicht gleich wieder so sein werde, wie vor der Entführung und dem Übergriff an Alice. In der Theorie klang es logisch und auch einfach damit um zugehen. Wie es dann jedoch in der Realität aussehen würde, davon hatte Conner keine Ahnung, geschweige denn eine Vorstellung.
Er atmete tief durch, als er die Tür zum Leuchtturm aufschloss. Der vertraute Geruch kam ihm entgegen. Dieser hatte sich mit der Zeit verändert. Seit er hier mit Alice lebte, waren es ihre beider Duftnoten, die sich zu einer zusammenmischten und sich in den Räumen festsetzten. Es war etwas davon, was er in der Zeit, nachdem Alice weg war, kaum aushielt.
Das Selbe war in Roses Apartment. Die ersten Wochen mied er es, wie die Pest. Zu viele schöne Erinnerungen, die schmerzten, hingen dort. Erst mit der Zeit und dem Verarbeitungsprozess, gelang es Conner, es zu seinem vorübergehenden Zuhause zu machen.
Conner stellte das Gepäck ab und nahm noch einmal seinen Schlüssel, um den Briefkasten zu leeren. Der Umschlag, der zuoberst lag, zog augenblicklich seine Aufmerksamkeit auf sich. Unter tausenden, würde er ihre Handschrift wieder erkennen. Abwesend schob Conner den Rest der Post zurück in den Kasten und setzte sich auf die Stufen des Leuchtturmes. Tränen stiegen in seine Augen, als er über die schwungvollen Buchstaben strich. Conners Herzschlag verdoppelte sich. Was würd ihn gleich, mit Alice Worten, erwarten?
Vorsichtig und als wäre es das Kostbarste, was er besaß, faltete er den Brief auseinander.

ˋMein Liebster
Mein Brief wird dich hoffentlich erreichen. John hat mir erzählt, dass du schon eine Weile bei Rose bist. Das habe ich mir insgeheim gewünscht. Das du dir genau so eine Auszeit nimmst.
Ich weiß, dass ich dich an dem Tag, als ich dich verlassen habe, in deinem tiefsten Innern verletzt und dir wahrscheinlich den Boden unter den Füssen weggerissen habe. Das tut mir unglaublich leid. Es war nie meine Absicht, dir weh zu tun. Du bist, warst und wirst immer der letzte Mensch sein, den ich absichtlich verletzen möchte. Das musst du mir glauben. Und ich hoffe, dass es nicht noch mehr zwischen uns zerstört hat, als grundsätzlich kaputt gemacht wurde. Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn…Daran darf ich gar nicht erst denken, weil es mir das Herz schwer macht. Dich zu verlieren, würde ich nicht auch noch verkraften.
Seit ich wieder aus der Dunkelheit zurückgekehrt bin, denke ich viel an dich. An manchen Tagen, verspüre ich eine Art Sehnsucht…nach uns beiden. Nachdem, was wir hatten. Daran denke ich auch sehr viel, seit es wieder mehr in meinem Kopf gibt, als Leere, Schmerz, Traurigkeit und immer wieder den selben Albtraum zu erleben. Mein Körper sendet mir noch nicht wirklich große Signale an Emotionen, in diesem Zusammenhang aus. Dennoch spüre ich unglaublich viel Wärme, wenn meine Gedanken zu dir schweifen. Ein bisschen so, wie zu unseren Anfangszeiten, als du wie ein Löwe um mein Herz und meine Liebe gekämpft hast. Was sich unglaublich gut anfühlt. Ob du jemals wieder diese Löwen Kraft aufbringen wirst und kannst, um erneut für uns zu kämpfen? Ich glaube, dass ich mir das ganz fest wünschen würde.
Trotzdem habe ich keine Ahnung, wie es sein wird, wenn wir uns wieder sehen. Ehrlich gesagt, habe ich auch ein bisschen Angst davor. Vor meinen, deinen und unseren gemeinsamen Emotionen und Gefühlen. Doch möchte ich es erfahren, bevor ich heim nach Ballyconneely komme. Wo ich auch wieder auf dich treffen werde, so hoffe ich.
Bevor wir in unserer vertrauten Umgebung auf uns treffen, in der so viele, nicht nur gute Erinnerungen stecken, möchte ich dich an einem für uns beide neutralen Ort wiedersehen. Weshalb ich dich fragen möchte, ob du mich in England besuchen kommst. Es würde mir unglaublich viel bedeuten. Aber ich denke, dass du das bestimmt weißt. Weil du der einzige Mensch bist, der mich so gut kennt, wie du dies tust.
Wahrscheinlich spürst du allein durch meine Worte, die Nervosität, die durch meinen Körper rauscht. Tatsächlich spüre ich ein nervöses Kribbeln, wenn ich daran denke, dich bald wieder zu sehen, nach dem es nun schon fast vier Monate her ist. Hoffnung nach irgendwas, was mir noch fehlt, von der ich mir aber gleichzeitig so wenige wie möglich machen sollte. Dennoch hoffe ich ganz still und leise, dass du etwas in mir berühren und dadurch auslösen wirst, wie beim ersten Mal. Damit ich dich wieder intensiver spüre.
Ach was soll ich dir noch schreiben, Conner. Es fühlt sich so unglaublich falsch an, dir hier einfach ´nur´ zu schreiben. Gleichzeitig auch ebenso richtig, um endlich mal wieder ein Lebenszeichen von mir da zu lassen. Absolutes Gefühlschaos. Aber das kennst du ja schon alles von mir. Darüber bin ich froh. Dich in der jetzigen Situation kennenzulernen und zu dem zu kommen, wo wir beide waren, wäre um einiges schwieriger. Wenn nicht gar aussichtslos.
Ich mach jetzt Schluss, sonst fange ich an zu weinen, wenn ich daran denke, was uns alles genommen wurde…
Ich drücke dich aus der Ferne, so fest ich kann.
Deine Aliceˋ

Ein Schluchzen durchbrach die Stille, die herrschte. Alice Worte berührten Conner an einem ganz tiefen Punkt in seinem Herzen, an den immer nur sie heran kam. Wie viel Liebe und Zuneigung in diesen Worten steckte, war sich Alice beim Schreiben wahrscheinlich gar nicht bewusst. Zwischen jeder Zeile war zu spüren, was er und Alice hatten, bevor sie aus dem allem gerissen wurden. Doch auch das, was immer noch da war, konnte ganz deutlich heraus gespürt werden. Alice schien es noch nicht wieder zu sehen oder wohl eher zu spüren, dass nichts wirklich zerstört wurde. Auch das, konnte Conner deutlich heraus lesen. Das kannte er alles schon und darauf, wenn es wirklich nur das war, konnte man aufbauen. Mit nichts, könnte Conner besser um gehen und für den Moment leben, als seine Alice wieder zurück zu erobern, wie er es schon einmal getan hatte.
Ihr Zug der Liebe, war bloß entgleist, was die Reise etwas beschwerlicher machte. Zu Ende, war sie jedoch noch lange nicht. Wie Rose immer sagte, die Liebe zwischen Alice und ihm war vom ersten Augenblick an, was Besonderes und durch nichts zu zerstören. Lediglich erschüttert und aus den Fugen gerissen werden, konnte sie.
Diese Liebe, aus einfachen Worten zu spüren, brachte Conner regelrecht aus der Fassung. Alice konnte es nicht fühlen. Er dafür um so mehr. Es war genau wie damals, als Conner sich in diese wundervolle Frau verliebt hatte. Alice Brief ließ ihn hoffen.

Da der Stempel auf dem Umschlag darauf hin deutete, dass der Brief schon ein paar Tage hier angekommen sein musste, ließ Conner alles stehen und liegen und stieg die Treppen hoch zu Alice kleinem Reich, im obersten Teil des Leuchtturmes. Sie hätte bestimmt nichts dagegen, wenn er sich etwas von ihrem hübschen Papier ausleihte, um den Brief an sie zu schreiben.
Eine gefühlte Ewigkeit saß Conner einfach nur da und hatte den Blick aus dem Fenster gerichtet, unter welchem Alice Schreibtisch stand. Es war ein schöner Tag, weshalb das Meer ruhig da lag. Von hier oben, sah meine keine einzige Bewegung des Wassers. Der Sommer neigte sich langsam aber sicher, bereits wieder dem Ende zu. Er und Alice, wären nun Mann und Frau. Sie beide hatten nie darüber gesprochen, doch war sich Conner seit dem Antrag sicher, dass sie nicht noch ein Jahr warten würden.
Conner schüttelte den Kopf. Zu hadern und an diesem auf erzwungenen Schicksal zu verzweifeln, brachte ihn nicht weiter. Dennoch konnte er nicht immer verhindern, dass er daran dachte. Es war menschlich, in Erinnerungen zu schwelgen.

ˋMeine Liebste
Gerade eben kam ich aus Dingle zurück und finde deinen wundervollen Brief. Post von der Frau zu bekommen, die man liebt und die etliche Kilometer von einem entfernt ist, hat für mich etwas unglaublich romantisches. Weshalb ich ihn für immer aufbewahren werde.
Nun sitze ich in deinem kleinen Reich und schaue, von deinem Schreibtisch aus, über das Meer. Dein Element. Es hat etwas beruhigendes, während ich überlege, was für Worte ich dir schreiben soll.
Dein Brief hat mich unglaublich gefreut und um meine Fassung gebracht. Das konntest du dir sicher denken. Er hat mich so sehr an die Zeit erinnert, die wir in Dingle hatten, als ich dir meine Liebe gestand. Du magst die Liebe noch nicht so spüren, wie du es dir gewohnt bist. Ich dagegen tue dies um so mehr. Aus jeder Zeile und jedem Wort, in deinem Brief, hat mich deine Liebe umarmt. Ein unbeschreibliches Gefühl. Während ich diese Zeilen schreibe, bin ich immer noch ganz geflasht, wie du das geschafft hast.
Ich freue mich unglaublich darauf, dich besuchen zu dürfen. Schreib mir wann und wo und ich bin sofort bei dir. Zu sehen, wie es dir geht, steht für mich dabei an oberster Stelle. Mein Herz macht gefühlt Purzelbäume, wenn ich daran denke, dich endlich wieder in meiner Nähe zu wissen. Gleichzeitig kann ich deine Angst und Unsicherheit verstehen. Denn ich spüre sie auch.
Ich weiß absolut nicht mehr, was ich dir noch schreiben soll. Außer, dass du meinen Tag heute zu einem der Besten in den letzten vier Monaten gemacht hast. Dafür, bin ich dir unglaublich dankbar, meine Süsse.
Ich schicke dir tausend Küsse und eine warme Umarmung, bis wir uns wieder sehen.
Dein Connerˋ

Ein ˋIch liebe dichˋ, konnte sich Conner gerade noch so verkneifen, zu schreiben. Dies sollte Alice auch so wissen. Außerdem tat er es im Versteckten. An der Liebe, änderten auch vier Monate nichts. Im Gegenteil. Conner hatte das Gefühl, dass seine Liebe nur noch stärker geworden war, in den letzten Wochen. Dadurch vermisste er Alice mit jedem Tag ein bisschen mehr. Weshalb die Aussicht auf einen Besuch bei ihr, gerade alles toppte. Es würde sich vielleicht bereits da zeigen, ob sie immer noch gemeinsam, wenn auch getrennt, in die selbe Richtung gingen. Alice Brief, war für Conner die halbe Antwort auf diese Frage.

Irish Heart - Sprache des HerzensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt